Kinderwallfahrt – Spiel und Spaß auf dem Schützenplatz

Foto: Martin Schmid

Von Martin Schmid

„Hinten steht sogar mein Name drauf!“ So hält Isabel aus Schloß Neuhaus stolz ihre selbst gemachte Friedenstaube vor die Kamera. Viele Kinder sind am Stand des Paderborner Bildhauers Michael Diwo und feilen, raspeln oder bürsten. Er hat Friedenstauben aus Bimssteinplatten ausgesägt. Diese durften die Kinder in Form bringen und zum Schluss mit Wachsmalkreiden bemalen. „Ich will dazu beitragen, dass Kinder auch mal was anderes machen, als sich mit Medien zu beschäftigen“, sagt Diwo.

Derlei Angebote waren überall auf dem Paderborner Schützenplatz zu finden. Hier hat das Erzbistum am vergangenen Sonntag nach 1995 bereits die 14. Kinderwallfahrt veranstaltet. Die Kinder konnten Hütten aus Bambusstäben bauen, sich auf Hüpfburgen austoben oder bei einem Gaukler Kartentricks mit biblischer Botschaft beobachten. 

1600 Große und Kleine

Bereits gegen 9.00 Uhr beginnt sich die Fläche vor der Bühne zu füllen. Im ausgeteilten Pilgerheft findet man alle Lieder und Programm­punkte des Tages, sowie ein kleines Rätsel. Etwa 1 600 Große und Kleine hatten sich aus dem ganzen Erzbistum angemeldet, so die Verantwortlichen. Ein paar mehr Spontane dürften durch das schöne Wetter noch dazugekommen sein. Heike und Michael Niedenführ sind zusammen mit ihren Kindern Marlene (10) und Vincent (13) aus Bielefeld gekommen. „So was erlebt man ja nicht alle Tage“, sagt Michael. „Ich war schon ein paar Mal mit Kommuniongruppen aus meiner Gemeinde da. Heute bin ich privat hier und gespannt, wie es wird, ist ja das erste Mal nach den Einschränkungen durch Corona.“

„Endlich wieder Kinderwallfahrt“

„Endlich wieder Kinderwallfahrt“, sagt Weihbischof Josef Holtkotte, als er zu Beginn des Gottesdienstes über die Wiese blickt. Er zelebrierte zusammen mit Monsi­gnore Dr. Michael Bredeck aus dem Generalvikariat und Dia­kon Carsten Spiegel aus dem Pastoralverbund Erwitte.

Das Motto „Mit Gott in der Welt …“ drücke aus, „dass wir uns immer auf Gott verlassen können“, sagte der Weihbischof in seiner Predigt. Jesus sei als guter Freund immer mit auf dem Weg. „Mit Gott in der Welt tun wir Gutes“, erklärte er. „Mit unseren Händen können wir umarmen, mit unseren Ohren zuhören, mit unseren Augen das Gute sehen und mit unserem Mund Gutes sagen.“ Der Glaube enge nie ein, sondern weite das Leben, sagte Holtkotte zum Abschluss der Predigt: „So wünsche ich euch, dass ihr Gott euer Leben lang als Bereicherung erlebt!“. Zum Friedensgruß ermunterte er die Anwesenden: „Wer mag, kann sich ja auch umarmen.“ Dieser Vorschlag blieb nicht ungehört.

Pandemie bleibt präsent

Trotz der Aufbruchstimmung blieb die Pandemie präsent. Erzbischof Hans-­Josef Becker war laut Holtkotte immer noch nicht genesen. Andrea Jansen vom Generalvikariat musste ebenfalls für ihre Kollegin einspringen. Diese hatte die Kinderwallfahrt eigentlich hauptverantwortlich organisiert. Und auch für den angekündigten Chor aus Wiedenbrück musste kurzfristig Ersatz gefunden werden. Weihbischof Holtkotte wollte Erzbischof Becker Genesungswünsche zukommen lassen und so forderte er die Menge auf, laut zu klatschen und zu rufen, „damit man es auch bis zum Bischofshaus hören kann“. 

Gebetsfahnen – was Kinder beschäftigt

Um Segenswünsche ging es bei den kleinen Gebetsfahnen, die die Kinder gestalten durften. Entsprechend dem Motto der Kinderwallfahrt „Mit Gott in der Welt …“ schwebte ein großer Fesselballon als Weltkugel über dem Gelände. Daran durften die Kinder ihre Gebetsfahnen mit ihren Wünschen befestigen und buchstäblich aufsteigen lassen. Ob Friedenstauben, Ukraine-­Flaggen, Autos, die durchgestrichen waren und daneben Fahrräder mit grünem Haken – die Gebetsfahnen zeigten, was Kinder derzeit beschäftigt.

Kinderwallfahrt – Ein langer Tag mit Action

Nach dem Gottesdienst startete das bunte Programm. Bis 14.00 Uhr sorgte die Band „Randale“ für Stimmung. Danach jonglierte der Gaukler Alf auf der Bühne mit brennenden Fackeln. Anschließend übernahm Johnny Lamprecht. An die 100 Trommeln verteilte er an die Gäste. Anschließend durften alle nach Anleitung lautstark trommeln. „Masimba, Masamba, sitookootoo …“ war der Text eines Liedes. Dabei sollten die Kinder trommeln und alle Erwachsenen sollten im Takt dazu tanzen: „Zwei links, zwei rechts …“

Am Stand des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ konnten sich Königinnen und Könige eine Krone abholen. Gleich nebenan beim BDKJ stand eine Fotobox bereit für die, die den Moment gerne festhalten wollten.

Die Kinderwallfahrt wirkt ansteckend

„Das ist hier einfach großartig“, sagt Monsignore Bredeck über die Kinderwallfahrt. „Die Kommunionkinder merken hier, wir sind viele, es gibt auch woanders Gleichgesinnte.“ Andrea Jansen als eine der Organisatorinnen ist begeistert: „Ich bin jetzt das erste Mal dabei. Aber ich merke, dass das hier ansteckt. Viele Ehrenamtliche sind schon seit Jahren gerne dabei.“

„Mir haben am besten die Hüpfburgen gefallen“, sagt ­Aurelia aus Dortmund. Etwas ­außer Atem kommt sie gerade von einem der großen Spielgeräte, um sich zusammen mit ­ihrem Freund Luca, Mutter ­Sabina und Hund Cookie zum Foto ­aufzustellen. Luca merkt man die vielen Stunden in der Sonne an. Nach der Abschlussandacht, mit Monsi­gnore Bredeck und seinem Segen für die Heimreise geht ein langer Tag zu Ende.

Info

Die Kinderwallfahrt des Erzbistums findet normalerweise alle zwei Jahre auf dem Schützenplatz in Paderborn statt. Es ist ein Angebot vor allem für die Kommunionkinder der jeweiligen Jahrgänge. Seit 1995 gab es die Kinderwallfahrt nun zum 14. Mal. Die diesjährige Kollekte beim Gottesdienst kommt dem St.-Josef-­Haus in Berlin-­Neukölln zugute. Die Diaspora-­Kinder- und Jugendhilfe im Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken unterstützt diese Einrichtung, in der Kinder und Jugendliche, die nicht zu Hause leben können, eine neue Heimat finden.

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