Kloster Wedinghausen – Aus dem Dornröschenschlaf geküsst

Dank umfangreicher Sanierung ist das mehr als 800 Jahre alte Kloster Wedinghausen in Arnsberg ein echtes Prunkstück geworden. Direkt neben der Propsteikirche gelegen, ist zudem eine junge geistliche Gemeinschaft eingezogen, die die Ideale der Prämonstratenser hochhält, die mehr als 600 Jahre lang im Kloster lebten.

Seit 1173 gibt es das Kloster Wedinghausen in Arnsberg. Gestiftet vom Arnsberger Grafen Heinrich I. und seinem Sohn, Heinrich II., erlebte es bis zur Säkularisation 1803 eine lange und wechselvolle Geschichte. Gestiftet wurde das Kloster der Legende nach als Sühne für einen Brudermord. Heinrich I. stellte seinen Bruder Friedrich wegen Erbstreitigkeiten unter Arrest, den Friedrich nicht überlebte. Zur Sühne bekam Heinrich I. die Auflage, ein Kloster zu stiften. Da es auf dem späteren Klostergelände bereits einen Hof und wahrscheinlich eine Kapelle mit der Grablege seiner Vorfahren gab, entschloss sich Heinrich, das Kloster gegenüber seiner Burg auf dem nächsten Bergrücken zu bauen. So lagen und liegen sich Burg und Kloster seit Jahrhunderten gegenüber und prägen bis heute das Stadtbild. 

Kloster Wedinghausen prägte die Stadt

Der damals neue Reformorden, die von Norbert von Xanten gegründeten Prämonstratenser, kamen auf Heinrichs Bitte aus dem niederländischen Kloster Marienweerd nach Arnsberg. Ein kluger Schachzug von Heinrich, denn so waren die Arnsberger unabhängig vom nahen Kloster Cappenberg, dem sie sonst unterstanden hätten. Bis 1803 prägten die Chorherren, bei den Prämonstratensern handelt es sich um geweihte Priester, die zusätzlich die Ordensgelübde abgelegt haben, die Stadt. Fast zur gleichen Zeit entstanden zwei weitere Klöster, nur sechs bzw. 15 Kilometer Luftlinie von Wedinghausen entfernt.

Kloster Rumbeck und Kloster Oelinghausen. Beide gehören heute zur Stadt Arnsberg. Das war und ist europaweit einzigartig, drei Prämonstratenserklöster auf so engem Raum. In Rumbeck und Oelinghausen waren Chorfrauen zu Hause, während Wedinghausen ein Männerkloster war. Unterstellt waren die Stiftsdamen dem jeweiligen Arnsberger Abt. Eine reiche und wechselvolle Geschichte nahm ihren Anfang. So beherbergte das Kloster Wedinghausen während der Französischen Revolution von 1792 bis 1803 neben dem Domkapitel auch den Kölner Domschatz und den Dreikönigsschrein mit den kostbaren Reliquien der Heiligen Drei Könige. 

Mit der Säkularisation nach 1803 geriet das Kloster mehr und mehr in Vergessenheit. Zunächst wurde der nördliche Teil des Kreuzganges abgerissen, 50Jahre später auch der Südflügel. Das Kloster war als solches nicht mehr erkennbar. So war es bis Mitte der 2000er-Jahre. Dann küsste ein Architektenwettbewerb das Kloster wieder ins Leben. Der Kölner Architekt Gerd Kahlhöfer stellte an die Stelle des ehemaligen Südflügels ein Lichthaus und aus dem Parkplatz für die benachbarte Schule wurde wieder ein erkennbarer Klosterhof. Der Westflügel, im Besitz der Stadt Arnsberg, wurde renoviert und das Stadtarchiv zog dort ein. 

Neues Leben an historischer Städte

Der Ostflügel, im Besitz der Propsteigemeinde St.Laurentius, verblieb noch für ein weiteres Jahrzehnt im Dornröschenschlaf. Er beherbergte im Erdgeschoss Pfarrheimräume, im Obergeschoss Wohnungen, die vermietet waren. Nachdem der Ostflügel zunehmend baufälliger wurde, entschloss man sich, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Das Kloster sollte wieder mit klösterlichem Leben gefüllt werden. Auf Vermittlung von Pastor Paul Stapel, der viele Jahre als Priester in Brasilien gelebt hatte und nun Pastor im Pastoralen Raum Arnsberg war, lud Erzbischof Hans-Josef Becker die katholische Gemeinschaft Shalom aus Brasilien ins Erzbistum Paderborn ein. Als Wohnsitz sollte den jungen Leuten der Westflügel des Klosters Wedinghausen zur Verfügung gestellt werden. So sollten die alten Mauern wieder klösterliches Leben beherbergen.

Die Shalom-Gemeinschaft ist eine junge geistliche Gemeinschaft, 1982 in Fortaleza, Brasilien, durch einen Papstbesuch inspiriert und gegründet. Die Gemeinschaft ist heute in Dutzenden von Ländern der ganzen Welt vertreten und besteht aus Männern und Frauen, die sich in der Vielfalt der in der Kirche bestehenden Lebensformen für ein gemeinschaftliches und der Missionierung gewidmetes Leben engagieren, das zum Ziel hat, allen Männern und Frauen, vor allem denjenigen, die sich von Christus und der Kirche entfernt haben, das Evangelium von Jesus Christus zu bringen. Im Fokus stehen hier besonders junge Menschen. Die Shalom-Gemeinschaft wohnt nun in der oberen Etage des Ostflügels. Derzeit leben dort sieben Männer und Frauen, ein Ehepaar hat eine eigene Wohnung in der Stadt.

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