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26.04.2024
Das Schicksal der Familie sei das Schicksal des Landes, war einer seiner Grundsätze. Unter dem orangefarbenen "K" werden diese Grundsätze auch nach 175 Jahren noch mit Leben gefüllt.
Foto / Quelle: Harald Oppitz/KNA

Von sieben Männern zum internationalen Sozialverband

Kolpingwerk, Kolpinghäuser, Kolpingsfamilien: Das Netzwerk rund um Adolph Kolping ist groß. Und zum Jubiläum fügt Kolping dem „schwarz-orange“ noch ein „bunt“ hinzu. 

Köln

Zwei orangefarbene Dreiecke zu einem „K“ angeordnet auf schwarzem Grund. Dieses Symbol ist deutschlandweit und auch darüber hinaus bekannt. Das „K“ steht für Kolping – heute ein international agierender Sozialverband. Dabei fing alles ganz klein an.

Er sollte Wandergesellen das geben, was ihnen unterwegs fehlte: eine Familie. Vor 175 Jahren, am 6. Mai 1849, gründete der Priester Adolph Kolping mit sieben Gesellen den Kölner Gesellenverein. Kolping lag es auch am Herzen, die Gesellen politisch, religiös und gesellschaftlich zu bilden. Schnell fand er viele Mitstreiter. Heute zählt Kolping International rund 400.000 Mitglieder weltweit, davon rund die Hälfte in Deutschland.

Schon als Kolping 1865 starb, gab es in Deutschland 418 Gesellenvereine mit rund 24.000 Mitgliedern. Der Beiname Gesellenvater, den er schon zu Lebzeiten bekam, zeigt, wie groß die Verehrung für seinen sozialen Einsatz für junge Menschen war. Am 27. Oktober 1991 wurde Adolph Kolping schließlich von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen; seine Anhänger setzen sich seit einigen Jahren für eine Heiligsprechung ein.

Blumen am Grab von Adolph Kolping in der Minoritenkirche in Köln.
Foto / Quelle: Harald Oppitz/ KNA

Die Idee der Gesellenvereine geht indes gar nicht auf den Gesellenvater selbst zurück. Als Kaplan im heute zu Wuppertal gehörenden Elberfeld wurde er Präses des 1846 von Johann Gregor Breuer gegründeten ersten katholischen Gesellenvereins in Deutschland. Kolping war von der Idee so angetan, dass er eigene Gesellenvereine gründete und bereits 1850 dafür sorgte, dass sich die Vereine aus Elberfeld, Düsseldorf und Köln zum Rheinischen Gesellenbund zusammenschlossen. Die Vorgängerorganisation des heutigen Kolpingwerks war geboren.

Kolpingwerk kämpft mit sinkenden Mitgliederzahlen

Wie viele katholische Verbände hat auch das Kolpingwerk mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. Rund 48.000 Mitglieder weniger seien es im Zehn-Jahres-Vergleich, erklärte Christoph Nösser, Referatsleiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Kolping, im Januar dem Portal katholisch.de. Der für die kommenden Jahre erwartete Rückgang liege bei zwei bis drei Prozent im Jahr.

Kolping schaffe es, besser als dir katholische Kirche als solche, die Mitglieder an sich zu binden. „Wir sind dabei nicht von Idealen, sondern von der Lebenswirklichkeit der Menschen ausgegangen“, so Nösser. Er und seine Mitstreiter seien davon überzeugt, als kirchlicher Sozialverband die Menschen nur dann zu erreichen, „wenn wir Ihnen mit unseren Angeboten einen wertvollen Dienst bieten können und die Hürden nicht zu hoch machen.“ Um das zu erreichen, habe man ein eigenes Projektreferat zur Mitgliedergewinnung geschaffen. Junge Menschen und Familien seien dabei die Hauptzielgruppe des Kolpingwerks.

Motto: „schwarz- orange- bunt“

Dessen Jubiläumsjahr 2025 steht unter dem Motto „schwarz-orange-bunt“. Neben den Kolpingfarben schwarz und orange solle so die Diversität der Menschen in den vielen Kolpingfamilien ausgedrückt werden, heißt es in der Begründung.

Denn was als Gesellenverein begann, ist heute ein großes internationales Netzwerk. So heißt es in einem von acht neu formulierten Leitsätzen des Kolpingwerks: „Zusammen sind wir Teil einer Weltfamilie.“ Der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und soziale Standards in der Arbeitswelt sind Schwerpunkte von Kolping International, zu dem das Kolpingwerk gehört – in über 60 Ländern. Seit 55 Jahren betreibt Kolping International mit einem eigens dafür gegründeten Verein Entwicklungszusammenarbeit, etwa mit Projekten zur beruflichen Bildung.

Umweltschutz, Integration, gesellschaftliches Teilhabe

Das Kolpingwerk setzt sich auch für Umweltschutz, Integration und gesellschaftliche Teilhabe ein. Mit einem orangefarbenen Transporter ist etwa das Kolping-Netzwerk für Geflüchtete auf Deutschlands Straßen unterwegs. Die Kolping Roadshow Integration möchte Menschen für die Bedürfnisse Geflüchteter sensibilisieren. Mit einem interaktiven Angebot wird zum Beispiel erzählt, wie Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und sich hier integriert haben.

Grundlage des Handelns seien die Prinzipien der katholischen Soziallehre

Bei allen Projekten und Aktionen orientieren sich die Kolpingverbände an ihrem Gründer und seinem Wirken, heißt es in deren Leitbild. Grundlage des Handelns seien die Prinzipien der katholischen Soziallehre; der Mensch stehe im Mittelpunkt. Adolph Kolping als zentrale Person des Netzwerks findet sich dort ebenfalls wieder: „Er hatte den Mut, gewohnte Orte zu verlassen, um aus den Begegnungen mit den Menschen zu lernen, was zu tun ist“.

Diesen Anspruch hat das Kolpingwerk bis heute. Dafür sei das Miteinander vor Ort wichtig. Im Leitbild schreibt der Verband, das Engagement der Kolpingsfamilien fördere das gesellschaftliche Leben sozial wie kulturell. Aber auch die Belange von Arbeitern sind bis heute einer der Antriebe für die Arbeit des Kolpingwerks.

Gesellen eine Familie zu geben war das Ziel Kolpings bei der Gründung des ersten Gesellenvereins. Dass die lokalen Zusammenschlüsse des Kolpingwerks Kolpingsfamilien heißen, passt nicht nur deshalb. Denn die Förderung der Familie war ihm sehr wichtig. Das Schicksal der Familie sei das Schicksal des Landes, war einer seiner Grundsätze. Unter dem orangefarbenen „K“ werden diese Grundsätze auch nach 175 Jahren noch mit Leben gefüllt.

Von Niklas Hesselmann (KNA)
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