17.03.2017

„Es hat mich umgehauen“

Eine bunte Gesprächsrunde redete über das, was heilig ist (v.l.): Moderator Felix Leifeld, Weihbischof Matthias König, Bloggerin Jelena Weber, Rennfahrer Dominik Peitz, Gymnasiast Robin Berg und Dekanatsseelsorger Michael Melcher. Foto: Dekanat

Delbrück. „Was ist heilig?“ – Mit dieser Frage beschäftigten sich über 300 Jugendliche in der Delbrücker Stadthalle. Das Dekanat Büren-Delbrück hatte alle Firmbewerber zu einer außergewöhnlichen Auftaktveranstaltung eingeladen, an der der Paderborner Weihbischof Matthias König teilnahm. Publikumsmagneten waren auch der Sänger Jonnes mit seiner Trio-Band-Besetzung und Poetry-Slammer Marco Michalzik.

von Werner Tarrach

Der Weihbischof war Teilnehmer einer Talkrunde, zu der die Moderatoren Felix Leifeld und Michael Melcher eingeladen hatten. Felix Leifeld ist Referent für Jugend und Familie, Michael Melcher Dekanatsjugendseelsorger.

Neben dem 57-jährigen Matthias König saßen die 24-jährige Bloggerin Jelena Weber aus Dortmund, der 27-jährige Autorennfahrer Dominik Peitz aus Westenholz und der 18-jährige Gymnasiast Robin Berg aus Harth. Die Themen des Gespräches waren so vielfältig wie die Zusammensetzung der Runde. Es ging um die Bedeutungen von Schönheit und Liebe, um Mobbing oder negative Begegnungen.

Er habe bereits 40 000 junge Leute firmen dürfen und es bereite ihm immer noch große Freude, sagte der Paderborner Weihbischof. Das Gebet sei ihm heilig und als besonders wichtig beurteilte er menschliche Beziehungen, Freundschaft und eine nicht nachlassende Neugierde.

„Ich lebe nicht beziehungslos. Das ist eine Berufung. Viele verstehen das nicht, aber ich verstehe auch viele nicht, die laufend ihre Partner wechseln“, reagierte er auf die Frage nach dem Zölibat. „Schön finde ich besondere Augenblicke, die Natur, Kunst in jeder Form und die Liturgie. Liebe heißt für mich, ohne Wenn und Aber angenommen zu werden. Ich habe Verständnis dafür, dass Jugendlichen häufig das Selbstbewusstsein fehlt, sich zum Glauben zu bekennen. Ja, ich bin auch leicht verletzlich. Vieles von den negativen Erlebnissen kann ich im Gebet abgeben.“

„Frischluftfanatikerin lautet der Name meiner Plattform“, erklärte die Fotografie-Studentin Jelena Weber. In der freien Natur zu wandern und staunend Gottes unglaublich schöne Schöpfung zu erleben, sei ihr heilig. „Ich möchte Leute animieren, raus zu gehen und draußen kleine Abenteuer zu erleben“, berichtete die Bloggerin, die sich auch auf einem Berg verlobt hat.

„Schönheit sehe ich beim Einfließen innerer Werte in die Gestaltung. Da spielt auch die Nachhaltigkeit mit. Man muss erst sich selbst lieben, dann kann man sie weitergeben. Wenn man etwas mit Überzeugung macht, kann man gut dafür gerade stehen. Auf negative Begegnungen reagiere ich emotional aber nicht nachtragend.“

Die Rennen seien ihm heilig, bekundete der erfolgreiche Motorsportler Dominik Peitz. Er ist bereits als 16-Jähriger mit einer Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern über den Nürburgring gerast. „Ich habe Gottvertrauen und muss an mich selbst glauben. Außerdem geben die Autos mit Überrollkäfigen und die Ausstattung der Fahrer immer mehr Sicherheit“, beantwortete er die Frage nach dem Risiko.

„Es ist schön, den Moment zu erleben, wenn es los geht und wenn 70 000 Leute jubeln. Ohne die Liebe und die Unterstützung meiner Familie wäre ich nicht so weit gekommen. Das negativste Erlebnis war ein schwerer Unfall, den jemand anderes verursacht hat. Das musste ich akzeptieren und neu durchstarten.“

„Eigentlich war ich krass dagegen, aber als ich im Zuge der Firmvorbereitung an einem Jugendtreffen in Taizé teilgenommen habe, hat es mich umgehauen“, schilderte der Schüler Robin Berg sein Schlüsselerlebnis. „Ich möchte Religionspädagogik studieren und Gemeindereferent werden.“ Schönheit verbindet Robin Berg mit Menschen, die mit sich im Reinen sind und etwas ausstrahlen. Liebe sieht er in den Beziehungen von Eltern und Kindern und zu Freunden. „Negative Begegnungen lasse ich nicht an mich ran“, lautete seine überzeugende Antwort.Heilig seien ihm seine Freunde, sein Glaube und sein Handy, erzählte der Gymnasiast. Er habe sich am Anfang einiges anhören müssen wie: „Bist du ein Kirchenfuzzi? Hast du komplett einen an der Waffel?“ Er hat ein Rezept gegen solche Angriffe: „Wenn man etwas mit Überzeugung vertritt, nehmen die Leute es positiv auf.“

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