Wie sich Prof. Stiegemann verabschiedet

Blick zurück beim offiziellen Festakt zur Verabschiedung in der Paderhalle Foto: Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

Paderborn. Stillstand ist nichts für Professor Christoph Stiegemann: „Kunst muss wie das Leben immer in Bewegung sein, sie darf nicht statisch sein!“ Ob es in seinem Leben demnächst ruhiger zugehen wird, scheint er im Moment selbst noch nicht so genau zu wissen. Er hat jede Menge Pläne für den Ruhestand, in den er jetzt nach 30 Jahren als Leiter des Diözesanmuseums tritt. Als Erstes steht allerdings etwas ganz Profanes auf der Liste: „Ich werde mein Büro ausräumen.“

Aufhören, wenn es am schönsten ist

Seinen Abschied bezeichnet Christoph Stiegemann als „Punktlandung“: „Ich höre auf, wenn es am schönsten ist!“ Wer ihn bei seinen aktuellen Führungen durch die derzeitige Rubens- Ausstellung erlebt, bekommt schnell eine Ahnung davon, was Stiegemann damit meint: Mit „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ ist dem Museum wieder etwas gelungen, was wohl alle Sonderausstellungen dort auszeichnete und sie überregional bekannt machte und für Anerkennung in Fachkreisen sorgte. Ein originelles Thema, bei dem die hochkarätigen Exponate nicht einfach als Solitäre präsentiert werden. Sie werden stattdessen in Beziehung zueinander gesetzt, es werden neue Zusammenhänge hergestellt und die Brücke in die heutige Zeit wird geschlagen – ohne Berührungsängste zur Gegenwartskunst.

„Rubens springt einen immer noch an!“, bringt Stiegemann, der in diesen Tagen seinen 66. Geburtstag feiert, seinen persönlichen Blick auf den Künstler auf den Punkt. „Und das nicht nur als genialer Maler, sondern auch in seiner damals revolutionären Idee, seine Kunst zu vermarkten!“ Und sie so auch in den Paderborner Dom brachte.

Nicht nur „Gold und Glanz“

Wenn er seinen Zuhörern Hintergründe einzelner Ausstellungsstücke näherbringt und das Konzept der Schau erläutert, dann ist die eigene Begeisterung in jedem Wort zu spüren. „Wir wollen zeigen, dass Barock viel mehr ist nur als Gold und Glanz, dass hinter dem schönen Schein auch immer die Vergänglichkeit präsent ist und dass das nicht voneinander zu trennen ist!“ Einige der Ausstellungsstücke führen mit ihrer Geschichte diesen Anspruch deutlich vor Augen: etwa die Bild- Fragmente aus dem 1945 zerstörten Seitenaltar im Dom. „Schon das Schicksal dieser Stücke ist beispielhaft: Sie lagen nach den Aufräumarbeiten Jahrzehnte unbeachtet in einem Keller!“ Von der prunkvollen Präsentation in der Kathedrale in die Vergessenheit und fast auf den Müll – manchmal nur ein kleiner Schritt. 

Die ursprüngliche Wirkung des Kunstwerkes strahlen auch diese fragmentarischen Bruchstücke immer noch aus. Für Stiegemann ein Faszinosum: „Selbst als Fetzen Leinwand scheint in ihnen das Versprechen auf das Ganze auf! Hier kommt die Kunst der Religion nahe!“

Echte Teamleistungen

Möglich, so der scheidende Direktor, seien solche Ausstellungen wie die aktuelle nur in einem guten Team: „Das hat hier immer perfekt funktioniert, jeder bringt in diese gemeinsame Kraftanstrengung seine Fähigkeiten und Ideen ein, von der Kuratorin bis zum Techniker!“ Dabei dürfe es ruhig auch einmal „rappeln und knirschen“: „Nur die nötige Spannung bringt ein gutes Ergebnis!“ Ein Glücksfall sei es zudem gewesen, dass er mit seiner Ansicht zur Präsentation von Kunst bei der Bistumsleitung immer auf offene Ohren gestoßen sei: „Die Einigkeit darin, aus dem Museum keine Schatzkammer machen zu wollen, hat uns als Team den nötigen Rückhalt für unsere Ausstellungsideen gegeben.“ 

In anderer Beziehung sei es nicht ganz so leicht gewesen – nämlich in der „Auseinandersetzung mit dem Gebäude“: Die Ästhetik des Hauses, geschaffen von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm, habe ihn immer fasziniert: „Das Problem war, dass dieses Bauwerk, wie Böhm es geplant gebaut hat, als Museum schlicht nicht funktionieren konnte!“

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