Es geht nicht ohne Zuwanderer

Die Vielfalt, die das Banner einfordert, wird im Caritas-­Altenzentrum längst gelebt: Bewohner und Bewohnerinnen, Mitarbeitende und ­Aufsichtsratsmitglieder vor dem auffälligen Großplakat. (Foto: Flüter)

Das Caritas-­Altenzentrum Hövelhof e. V. zeigt Flagge. Dort werben Mitarbeitende, Bewohnerinnen und Bewohner auf einem weithin sichtbaren Banner: „Vielfalt braucht keine Alternative“. Die Pflege sei ohne Menschen mit Migrationshintergrund auf Dauer bedroht, heißt es zur Begründung der Aktion.

Hövelhof. Die 14 Porträts von Bewohnern und Mitarbeitenden des Caritas-­Altenzentrums auf dem Banner sind ein Statement, das für sich spricht. Die Fotos zeigen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und unterschiedlichen Alters. Die, die Model für das Banner gestanden haben, werden auch in den sozialen Medien berichten, warum Vielfalt für sie im Leben und am Arbeitsplatz so wichtig ist.

Die Bürokratie erschwert das „Onboarding“

„Vielfalt ist immer schon unser Thema gewesen, wie es in unserem Leitbild heißt: Mensch sein in lebendiger Gemeinschaft“, sagt Monika Stricker, die Geschäftsleitung des Caritas-­Altenzentrums. „Wir leben echte Integration in unserem Unternehmen und wir sind stolz da­rauf.“ Deutlich mehr als ein Drittel der mehr als 200 Mitarbeitenden im Caritas-­Altenzentrum hat im weitesten Sinne einen „Migrationshintergrund“.

Bereits seit einigen Jahren macht der Hövelhofer Caritas-­Träger sehr gute Erfahrungen mit Bewerberinnen und Bewerbern aus dem außereuropäischen Ausland, etwa aus Sri Lanka, Afghanistan, Kolumbien oder Marokko. Erschwert wird das „­Onboarding“ der neuen Mitarbeitenden vor allem durch die Bürokratie, die die Behörden den Pflegeeinrichtungen aufbürden.

„Dieser umständliche Einwanderungsprozess wird mit zunehmender Erfahrung etwas einfacher“, sagt Monika Stricker, „und das Caritas-­Altenzentrum Hövelhof hat in dieser Beziehung schon jede Menge Erfahrung gesammelt.“

„Trotzdem gibt es viel zu tun, bis ein Auszubildender in Deutschland ist“, gibt die Heimleitung Anna Dusch zu bedenken. „Als erstes muss Wohnraum gefunden und ein Flug gebucht werden, dann ist vor Ort viel Organisatorisches zu erledigen. Ohne eine dauerhafte Ansprechpartnerin, die die ,Neuen‘ unterstützt, geht es nicht.“

Ilkim Pürlen Atasoy, eine junge Frau mit türkischen Wurzeln, übernimmt im Caritas-­Altenzentrum diese Aufgabe, sie tritt bereits im Vorfeld mit den Bewerberinnen und Bewerbern in Kontakt, um Vertrauen aufzubauen.

Ein Grund für erfolgreiche Ankunft  von Zugewanderten ist die Bevölkerung der Sennegemeinde. Rita Schmidt, Vorsitzende des Altenzentrum-­Verwaltungsrates, hat beobachtet, wie freundlich und aufgeschlossen die Hövelhofer auf neue Mitbürger und Nachbarn reagieren. „Diese Offenheit und das Gemeinschaftsgefühl gehören im Ort einfach dazu“, ist sie sich sicher. 

Nicht nur eine Frage der ethischen Haltung

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Altenzentrum mit einer groß angelegten Kampagne auf sich aufmerksam gemacht. Damals ging es um „Pflege ja, aber anders!“. Das Thema ist aktuell geblieben und hat viele Berührungspunkte mit dem neuen Slogan „Vielfalt braucht keine Alternative“. Dem Leitungsteam im Hövelhofer Caritas-­Altenzentrum ist schon lange bewusst, dass Offenheit und Willkommenskultur gegenüber neuen Mitbürgern und Mitbürgerinnen nicht eine Frage der ethischen Haltung, sondern auch aus pflegerischen und wirtschaftlichen Gründen unerlässlich sind.

„Ohne Bewerbungen aus dem Ausland wird es in Zukunft nahezu unmöglich, neue qualifizierte und motivierte Mitarbeitende anzuwerben“, sagt Monika Stricker. „Wenn Menschen aus dem Ausland in Deutschland nicht willkommen sind und das Land verlassen, dann sind die Verursacher der gescheiterten Integration dafür verantwortlich, wenn wir und unsere Angehörigen in Zukunft pflegerisch nicht ausreichend versorgt sind.“

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