Konzert der Kirchen

Im Glockenstuhl der Busdorfkirche, gut 35 Meter über dem Erdboden (v. l.): Dechant Benedikt Fischer, Pastor Martin Hufelschulte, der Glockensachverständige Theo Halekotte und Dekanatsreferent Rainer Fromme. (Fotos: Flüter)

Den 67. Bischof von Paderborn, Dr. Udo Markus Bentz, erwartet zu seiner Einführung ein stadt­umspannendes Konzert, das den Himmel über drei Innenstadtkirchen und dem Dom mit Glockentönen füllt. Erdacht und umgesetzt hat dieses Ereignis Pastor Martin Hufelschulte.

Paderborn. Der Pastor (47) aus dem Pastoralen Raum „An Egge und Lippe“ ist Fachmann für Glocken sowie das Beiern auf den bronzenen Klangkörpern. Beiern ist eine uralte Kulturtechnik, bei der Glocken nicht mit einem Seilzug hin und her bewegt, sondern angeschlagen werden.

In Paderborn lag das letzte derartige Klangereignis vor dem 10. März mehr als 20 Jahre zurück, als im Jahr 2003 zur Amtseinführung des emeritierten Erzbischofs Hans-­Josef Becker die Glocken der Innenstadt in ein stadtumgreifendes Konzert einstimmten.

Der Ton beim Beiern ist leiser als beim „normalen“ Läuten, doch die Variabilität, mit der das Geläut genutzt werden kann, ist viel höher. Oft erklingen melodische und rhythmisierte Tonfolgen, es können aber auch Kirchenlieder gespielt werden, wenn Glocken in verschiedenen Tonstimmungen vorhanden sind.

Glocken gibt es genug in Paderborn, vor allem, wenn mehrere Kirchen zusammenspielen. Zur Amtseinführung von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz bedienen zehn Musiker 16 Glocken in drei Kirchen und dem Dom. Mit dabei sind die Abdinghofkirche, die Gaukirche und die Busdorfkirche. Den Abschluss macht der Hohe Dom, in dessen Turm drei Glocken bespielt werden. Der beste Standort, um die Glocken aller Kirchen vergleichsweise gut zu hören, ist der Domplatz, rät Pastor Martin Hufelschulte, in dessen Händen die Realisierung des Projektes liegt.

Martin Hufelschulte an seinem Platz unter den Glocken. Ketten und Seile verbinden ihn mit den Klöppeln, mit denen die Glocken angeschlagen werden.

Martin Hufelschulte ist seit seiner Jugend ein Glocken-­Liebhaber. In seinem Heimatdorf Westönnen zwischen Soest und Werl läutete er schon als Jugendlicher regelmäßig in der Kirche.

Damals fand sich in dem Dorf eine kleine Gemeinschaft zusammen, die sich dem Beiern widmete. Die Westönner besuchten alte Küster und andere Glockenkünstler, schauten sich das Glockenbeiern ab und retten auf diese Weise die fast ausgestorbene Kunst. Pastor Martin Hufelschulte haben die Glocken nicht losgelassen. Er lässt sich mittlerweile zum Glockensachverständigen ausbilden. Sogar im eigenen Wohnzimmer in Neuenbeken hängt eine kleine, aber lautstarke Glocke in einem eigens angefertigten Glockenstuhl.

Die Idee zu dem Paderborner Glockenkonzert hatten Martin Hufelschulte und Dechant Benedikt Fischer. Die Ausarbeitung der Komposition, die Installation der Ketten und Seilzüge in den Türmen und schließlich die Bedienung der Glocken haben der Pastor und Freunde aus Westönnen übernommen. Nur sie bringen das Fachwissen mit, das notwendig ist, um die Züge und Fußpedalen mit Händen und Füßen so zu bedienen, dass eine Melodie oder sogar ein Lied erklingt.

Dank des Beierns können die Glocken der Busdorfkirche wieder erklingen. Im Glockenturm der Kirche aus dem Jahr 1629 ist wegen statischer Probleme derzeit kein Läuten möglich. Beim Beiern gerät das jahrhundertealte Bauwerk jedoch längst nicht so stark in Schwingung. Das freut Dechant Benedikt Fischer: „Die historischen Stimmen, die so lange verstummt waren, können wieder erklingen.“

Karl-Martin Flüter

Kurz berichtet
Das Glockenbeiern am 10. März


Paderborn (flü). Am Tag der Amtseinführung, Sonntag, 10. März, beginnt das Beiern nach einem Festgeläut ab 12.00 Uhr. Ab 12.25 Uhr folgt das Beiern, zunächst in der Abdinghofkirche, ab 12.40 Uhr in der Gaukirche und ab 13.05 in der Busdorfkirche. Das Glockenbeiern-­Konzert endet ab 13.25 Uhr mit drei Festliedern auf drei Glocken aus dem Hohen Dom.

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