Eine Glocke für Tansania

Die Abtei Mvimwa im Südwesten Tansanias ist Partnerabtei der Benediktinerabtei Königsmünster aus Meschede. Foto: Abtei Königsmünster

von Markus Jonas

Auf den ersten Blick wirkt es nicht besonders spektakulär. Der Gabelstapler fährt unter eine Palette mit einer Holzkiste, hebt sie hoch und lädt sie in einen Transporter. Doch es ist der Beginn einer rund achtwöchigen Reise einer Glocke. Los ging die Reise in der Abtei Königsmünster in Meschede. Enden wird sie im mehrere Tausend Kilometer entfernten Mvimwa in Tansania. Dort soll die Glocke in der neuen Kirche der Partnerabtei der Benediktiner künftig zum Gebet rufen.   

Glocke durch Spenden finanziert

Die neue Glocke ist ein Geschenk der Abtei Königsmünster in Meschede an ihre Partnerabtei in Tansania. Entstanden ist sie in den vergangenen zwei Jahren. Sie wurde komplett aus Spenden finanziert. Um Weihnachten he­rum war die Glocke noch in der Benediktinerabtei in Meschede zu besichtigen, bevor sie am 19. Januar die Reise nach Tansania antrat. 

„Wir wollten den Mitbrüdern zur Weihe ihrer neuen Kirche eine Glocke schenken“, erklärt Missionsprokurator Pater Maurus Runge. „Viele Menschen haben eine Patenschaft für einen Tag des Geläutes übernommen; auch in ihren Anliegen wird die Glocke in Zukunft erklingen.“

Glocke trägt verschiedene Botschaften

Auf der Glocke findet sich das Motiv der Verkündigung, wie sie im Propheten Jesaja (Jes 7,14) beschrieben und am Bronzeportal der Abteikirche Königsmünster zu finden ist: „Siehe, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, und sie wird ihm den Namen Immanuel geben, Gott-mit-­uns.“ Dazu ist das Motiv abfotografiert und eingescannt worden. Es ist nun auf der Glocke zu finden, außerdem folgende Worte in Swahili, der Landessprache Tansanias: „TUMA ­ROHO ­WAKO ­NA ­VITAUMBWA“, zu deutsch: „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.“ Die Worte stammen aus der Liturgie des Pfingstfestes, welches das Patronatsfest der Hl.-Geist-­Abtei Mvimwa ist. Gegossen wurde die Glocke am 30. Juli von der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher – in Anwesenheit von fünf Brüdern der Abtei Königsmünster sowie von Bruder Victor aus Mvimwa, der zurzeit in Salzburg Theologie studiert.

Aufwändige Reise nach Tansania

Die Spedition Hasenkamp brachte die Glocke nach Hamburg, wo sie verschifft wird und die sechs- bis achtwöchige Reise nach Tansania antreten wird – aufgrund der Corona-­Lage ist eine genaue Dauer nicht zu bestimmen. Dann muss die Glocke durch den Zoll und tritt den Landweg von Dar es Salaam in den Südwesten nach ­Mvimwa an. Pater Maurus hofft, bei ­seinem nächsten Besuch dort die Glocke schon im Turm zu sehen. 

Enge Kooperation zwischen Königsmünster und Mvimwa

Die Abtei Mvimwa wurde 1979 von afrikanischen Mönchen gegründet; mittlerweile zählen zu ihr mehr als 90 Brüder. Zwischen der Abtei Königsmünster und der Abtei Mvimwa bestehen vielfältige Kontakte – so hat die Missionsprokura die Landwirtschaft der tansanischen Abtei mit aufgebaut, und das Gymnasium der Benediktiner unterhält eine Schulpartnerschaft zur Berufsschule Mvimwa. Dort werden Mädchen und Jungen in verschiedenen Handwerken ausgebildet. Ein Mitbruder aus Tansania studiert gerade in Salzburg Theologie, finanziert von den Mescheder Mönchen.

Folgen eines Brandes belasten die Abtei Mvimwa

Zu Jahresanfang wurde die Abtei Mvimwa übrigens von einem Feuer getroffen. Dabei brannte wegen eines Kurzschlusses die Entenfarm ab, die von der Abtei Königsmünster mitfinanziert wurde. 500 Enten kamen dabei um. Die Entenfarm wurde vor drei Jahren aufgebaut, um die Alten- und Krankenversorgung der Mitbrüder in Mvimwa zu gewährleisten. Da Krankenversicherungen in Tansania sehr teuer sind und die Gemeinschaft sich nicht für alle 90 Mitbrüder eine leisten kann, wurde zu diesem Zweck die Entenfarm aufgebaut. Vier der speziellen Enten, die das ganze Jahr hindurch Eier legen, gegen Krankheiten immun und deshalb sehr teuer sind, decken die jährliche Krankenversicherung eines Mitbruders ab. Dieses Vorhaben hat durch das Feuer nun einen herben Rückschlag erlitten. Die Abtei Königsmünster hofft deshalb auf Unterstützung durch Spenden, um die Partnerabtei Mvimwa beim Wiederaufbau der Entenfarm unterstützen zu können.

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