Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz nahm sich beim Besuch der Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ auch Zeit für den Austausch mit anderen Ausstellungsgästen.
Foto / Quelle: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Zerstörtes Leben erhält Gesicht und Stimme

Wanderausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ macht zu Libori Station im Dom / Erzbischof Bentz: „Wichtige Mahnung, um Kinder zu schützen“

Paderborn

„Wir alle kennen die erschütternd hohen, aber abstrakten Zahlen von Fällen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche. Hier zeigen uns Einzelschicksale sehr konkret, wie Leben von Kindern zerstört wurde.“ Das betonte der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz bei seinem Besuch der Wanderausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“-

Libori steht für Lebensfreude pur. Aber die Festwoche regt mit bewegenden Botschaften auch immer zum Nachdenken an. In diesem Jahr ist die dokumentarische Fotoausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ Teil des Patronatsfestes des Erzbistums Paderborn: Menschen, die sexuellen Missbrauch durch kirchliche Mitarbeitende erlitten haben, geben ihren Leiderfahrungen in Fotos aus Kindheit oder Jugend sowie persönlichen Texten ihr Gesicht und ihre Stimme – und dadurch einen emotional aufrüttelnden Ausdruck.

Mahnender Appell

Auch Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, der die Ausstellung bereits beim Pfingstempfang des Diözesankomitees in Rüthen gesehen hat, ließ sich im Alten Kapitelsaal erneut von den dort in Bild und Wort dargestellten Leiderfahrungen berühren und kam mit anderen Ausstellungsgästen ins Gespräch. „Die Menschen, die ihrem Leid hier ihr Gesicht geben, zeigen viel Mut! Wir können dafür nur dankbar sein, denn sie helfen uns, nicht wegzuschauen. Die Lebenszeugnisse Betroffener erzählen von zerstörten Hoffnungen, von einem bis in Mark erschütterten ‚Vertrauen ins Morgen‘, zugleich erzählen sie auch vom Überleben, machte der Paderborner Erzbischof deutlich. Die Ausstellung sei deshalb „ein mahnender Appell an uns alle, wachsam und sensibel zu sein und mutig zu handeln, um Kinder vor allen Formen der Gewalt zu schützen, damit ihr ‚Vertrauen ins Morgen‘ gestärkt wird, so der Paderborner Erzbischof mit Blick auf das diesjährige Libori-Leitwort.

Die Fotos und Erzählungen der Betroffenen erschüttern. Es wird eindrücklich spürbar, wie Hoffnungen und Vertrauen im Kindes- und Jugendlichenalter zunichte gemacht wurden – und lange Zeit oder sogar bis heute nicht wieder hergestellt werden konnten. Betroffene, die ihr Leid nicht öffentlich teilen wollen oder können, sind durch leere Bilderrahmen in die Ausstellung mit hineingenommen. Im letzten Rahmen blicken die Besuchenden in einem Spiegel auf sich selbst und die Frage: Was hätte ich getan, wenn ein Familienmitglied von mir sexuellen Missbrauch erlitten hätte?

Hintergrund

Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert, um flächendeckend ein Bewusstsein für das Thema sexuelle Gewalt zu schaffen. Entwickelt in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat die Ausstellung bereits mehrere Bistümer durchwandert. Im Erzbistum Paderborn war sie beim Pfingstempfang des Diözesankomitees in Rüthen zu sehen und außerdem in Bielefeld und zuletzt kurz vor Libori in Kirchhundem zu Gast. Die Ausstellung wird weiterwandern und kann gebucht werden. Außerdem kann sie mit weiteren persönlichen Zeugnissen ergänzt werden. Information über czerny@akademie-rs.de. Wanderausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“, Alter Kapitelsaal des Paderborner Domes noch bis Freitag, 1. August, jeweils von 12 bis 14.30 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich.

0 Kommentare
Älteste
Neuste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen