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18.06.2025
Papst Leo XIV. steht am 11. Mai auf der Mittelloggia des Petersdoms im Vatikan und grüßt die Besucher beim Gebet Regina Coeli.
Foto / Quelle: Alessia Giuliani/CPP/KNA

Was der Stammbaum des Papstes über Amerikas Geschichte verrät

Ein US-amerikanischer Historiker hat für die „New York Times“ die Vorfahren des Papstes recherchiert.

Bonn/New York

Als am 8. Mai der Name des neuen Papstes bekanntgegeben wurde, waren Familienforscher in den USA wie elektrisiert. Sie gaben sofort seinen Namen Robert Francis Prevost in die Datenbanken ein, um zu gucken, was sie finden konnten. Bereits am nächsten Tag ging dann schon die Meldung um die Welt, dass Papst Leo XIV. afroamerikanische Vorfahren hatte. Aber die Familiengeschichte des Papstes hat noch erheblich mehr Interessantes zu bieten.

Der Historiker Henry Louis Gates jr. hat in Zusammenarbeit mit den Familienforschern der Organisation „American Ancestors“ (Amerikanische Vorfahren) und dem Cuban Genealogy Club of Miami (Kubanischer Familienforscher-Club in Miami) die Vorfahren des Papstes über 15 Generationen zurückverfolgt. Sie haben vor wenigen Tagen ihre Ergebnisse in der „New York Times“ vorgestellt. Sie fanden spanische Adelige, Freiheitskämpfer in den USA und Bolivien, Sklavenhalter und eine ganz große Liebe.

Ein sehr diverser Familienstammbaum

„Nach mehr als zehn Jahren intensiver Ahnenforschung waren wir uns alle einig: Der Stammbaum des Papstes ist einer der diversesten, den wir je zusammengestellt haben“, sagte Familienforscher-Team um Henry Louis Gates in der „New York Times“. Gates ist ein bekannter Historiker in den USA und moderiert eine Sendung, in der für Prominente ein Familienstammbaum erstellt wird.

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein Einwanderungsland. Das zeigt sich nach den Erkenntnissen von Henry Louis Gates und den Familienforschern deutlich im Stammbaum des ersten Papstes aus den USA. Aus welchen Ländern kamen die Vorfahren des Papstes also? 40 Vorfahren stammten aus Frankreich, 24 aus Italien, 21 aus Spanien, 22 aus den USA, 10 aus Cuba, 6 aus Kanada und jeweils einer aus Haiti und Guadeloupe.

Sklavenhalter waren auch dabei

Nicht nur die Einwanderung prägt die USA bis heute, auch die Folgen der Sklaverei. Sie gilt als die Ursünde der USA. Siebzehn der amerikanischen Vorfahren des Papstes waren Schwarze, bestätigte das Familienforscher-Team die ersten Erkenntnisse nach der Wahl von Robert Francis Prevost zum Papst. Das Forschungsteam hat außerdem ermittelt, dass 12 Vorfahren des Papstes versklavte Menschen besaßen. Von den Sklavenhaltern waren acht sogar schwarz. Eine Zeit lang war es im Süden der USA durchaus üblich, dass freie Menschen schwarzer Hautfarbe Sklaven besaßen.

Marie Jeanne, eine Vorfahrin des Papstes mütterlicherseits, wurde von François Lemelle versklavt, mit dem sie mindestens sechs Kinder hatte. Nach Erkenntnis der Forscher entließ Lemelle 1772 Marie Jeanne und zwei ihrer Töchter aus der Sklaverei. Bei seinem Tod 1789 vermachte er Marie Jeanne ein Fünftel seines Vermögens, zu dem auch mehrere versklavte Personen gehörten.

Wie der Papst an seinen Nachnamen kam

Den Nachnamen Prevost verdankt Papst Leo XIV. einer großen Liebesgeschichte, die zu Beginn allerdings weder den Vorschriften der Kirche noch denen der Gesellschaft entsprach. Sein Großvater Salvatore Giovanni Gaetano Riggitano Alito kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Sizilien in die USA und heiratete Daisy Hughes, mit der er in Chicago lebte. Die „New York Times“ berichtete schon im Mai fasziniert davon, denn Riggitano fand die ganz große Liebe in Suzanne Louise Marie Fontaine, die aus Frankreich stammte. Seine Ehefrau Daisy klagte die beiden wegen schlechtem Benehmen und Untreue bei der Polizei an. Die Zeitungen in Chicago berichteten damals atemlos darüber.

Aus ihrer Affäre gingen zwei uneheliche Söhne hervor, Jean, der Onkel des Papstes, und Louis, der Vater des Papstes. Die Familie nahm den Nachnamen Prévost an, den Familiennamen von Suzannes Mutter. So kam der Papst zu einem französischen Nachnamen, jedoch ohne den Akzent, hieß es in der „New York Times“. Ob und wann die beiden geheiratet haben, ist unklar geblieben. Aber sie lebten nach Erkenntnissen der „New York Times“ bis zum Tod von John 1960 zusammen. Aus Salvatore Giovanni Riggitano war zwischenzeitlich John Prevost geworden.

Der Papst ist verwandt mit Justin Bieber?

Wer in Deutschland seinen Familienstammbaum lange genug zurückverfolgen kann, landet irgendwann bei Karl dem Großen, der Weihnachten 800 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. So weit zurück konnten die US-amerikanischen Genealogen nicht gehen, doch sie haben dafür sehr weit entfernte Cousinen und Cousins des Papstes gefunden, deren Bekanntheitsgrad erheblich höher ist.

Durch einen entfernten Vorfahren mütterlicherseits, der in den 1590er Jahren geboren wurde, ist Papst Leo mit einigen bekannten Persönlichkeiten sehr entfernt verwandt, stellt das Forscherteam fest. Dazu zählen die früheren kanadischen Premierminister Pierre und Justin Trudeau, die US-amerikanische Politikerin Hillary Clinton, die Schauspielerin Angelina Jolie, der Schriftsteller Jack Kerouac und sogar Justin Bieber und Madonna.

KNA
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