Blick von der Kuppel des Petersdoms deutschen Friedhof Campo Santo Teutonico.
Foto / Quelle: Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA

Neuer Campo-Santo-Rektor Peter Klasvogt hat viele Ideen

Rund 18 Monate war der Campo Santo Teutonico, älteste deutsche Nationalstiftung in Rom, ohne Rektor. Am 14. September tritt Peter Klasvogt sein Amt offiziell an.

Rom

Verborgen hinter Vatikanmauern liegt ein einzigartiges Zentrum deutschsprachiger Wissenschaft und Kirche: der Campo Santo Teutonico neben dem Petersdom. Um den 1.200 Jahre alten idyllischen Friedhof reihen sich eine Kirche, das römische Institut der Görres-Gesellschaft und ein Priesterkolleg; Eigentümerin ist die „Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes“. Nur scheinbar liegt der Komplex auf Vatikan-Gebiet, doch hat der Kirchenstaat ein Mitspracherecht, ebenso wie Italien und der deutsche Staat.

Fast 18 Monate war der Campo Santo ohne Leitung; am 14. September wird der neue Rektor Peter Klasvogt offiziell ins Amt eingeführt. „Ich weiß, dass ich willkommen bin und sich viele freuen, aber ich will dann auch richtig loslegen“, so der langjährige Leiter zweier Bildungsakademien im Erzbistum Paderborn. Am Samstag (6. September) wird der Geistliche mit einem Festakt in der Akademie Schwerte aus Paderborn verabschiedet, dann geht es Richtung Rom.

Ganz oben auf Klasvogts Schreibtisch mit Blick auf die Kolonnaden: aus den aktuell zwölf Theologen am Päpstlichen Priesterkolleg auf Dauer etwa 20 machen – und zu einer echten Gemeinschaft formen. Das erwarte auch der Vatikan, so der 68-Jährige.

"Wir sind kein Hotel mit Zugang zum Vatikan"

„Wir sind kein Hotel mit der Aura diskreter Zugangsbedingungen zum Vatikan, sondern ein Wissenschaftsort und ein Kolleg, zu dem Bischöfe ihre Priester für die Promotion oder ein Freisemester schicken können“, so Klasvogt. Verkehrssprache am Campo Santo ist Deutsch, aber einige Kollegiaten kommen aus Slowenien, Polen oder der Slowakei und sorgen für Internationalität. Mithilfe neuer Richtlinien will Klasvogt das Gemeinschaftsleben im Kolleg weiter verbessern.

Prominente Inspiration gibt es gleich nebenan auf dem Petersplatz: Dass Papst Leo XIV. im Apostolischen Palast wohl eine Art WG mit drei Augustinerbrüdern plant, findet Klasvogt klasse: „Wenn wir als Priester wegen des Zölibats auf Familie verzichten, muss es eine andere Art von Familie und Gemeinschaft geben – geistlich, aber auch für ein normales Miteinander“, so der Prälat, der zwölf Jahre Regens des Paderborner Priesterseminars war. „Im Grunde versöhnt Leo die Idee von Franziskus, nach Santa Marta unter Leute zu ziehen, mit der Tradition, dass Päpste im Apostolischen Palast leben: Er nimmt sich seine Leute eben selbst mit.“

Peter Klasvogt, Rektor des Friedhofs Campo Santo Teutonico.
Foto / Quelle: Sabine Kleyboldt/KNA

Auch wissenschaftlich lässt sich Klasvogt von Leo anregen: „Der Papst bezieht sich schon mit seinem Namen auf Leo XIII., den Schöpfer der Sozialenzyklika ‚Rerum Novarum‘. Der Campo Santo wäre der ideale Wissenschaftsort mit Schwerpunkt Sozialverkündigung von Leo XIV., die sich sicher in seiner ersten Enzyklika zeigen wird.“ Dem Rektor schweben etwa Sommerakademien oder Foren zum Thema Sozialethik vor, die Bindeglied in die verschiedenen Länder sein könnten. Dabei kann er auf ein Netzwerk aus 350 Priestern aus Ost- und Mitteleuropa bauen, alles Absolventen der Sozialakademie, die Klasvogt 18 Jahre lang geleitet hat.

Ebenso arbeitet der promovierte Pastoraltheologe an einem Verhaltenskodex für den Campo Santo Teutonico. Genau wie bei Unternehmen solle eine Kultur des wertschätzenden, fairen und willkommenheißenden Miteinanders etabliert beziehungsweise weiterentwickelt werden. Einen Compliance-Beauftragten hat Klasvogt schon gefunden, auch soll es zwei Ansprechpersonen etwa bei ungerechtem oder unangemessenem Verhalten geben. „Das geht von den Mitarbeitenden in der Küche und im Reinigungsdienst über unsere drei Ordensschwestern aus Rumänien bis zu den Priestern und Leitungspersonen.“

Ein Jubiläum steht bevor

Rot angestrichen in Klasvogts Kalender ist das 150-jährige Bestehen des Priesterkollegs am Campo Santo, das am 21. November 1876 von Anton de Waal (1837-1917) gegründet wurde. Zum Jubiläum ist unter anderem ein Ehemaligentreffen geplant. Der Rektor hofft, dass bis dahin das Bauprojekt Campo Santo vorangekommen ist. Dafür hat das Auswärtige Amt rund 16 Millionen Euro bewilligt, sofern die Erzbruderschaft als Eigentümerin des Geländes auch einen Anteil gibt. Der Komplex muss vor allem aufgrund von Wasserschäden renoviert, der Gästetrakt modernisiert werden.

Auch Leo XIV., der genau am Tag von Klasvogts Amtseinführung 70 Jahre alt wird, hat noch die Handwerker im Haus, während sein künftiger Nachbar schon gepackt hat. Möbelwagen schickt der Westfale allerdings nicht nach Rom. „Ich ziehe in ein möbliertes Ein-Zimmer-Apartment mit Büro und Teeküche“, sagt Peter Klasvogt. „Ein Koffer mit Klamotten und ein paar Büchern, viel mehr brauche ich nicht.“

KNA
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