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18.04.2025
Mit dem Gottesdienst an Gründonnerstag beginnt traditionell die dreitägige Liturgie des Leidens, Sterben und der Auferstehung Christi. Der Gottesdienst endete daher ohne Segen und Entlassung. Der Altar wird abgeräumt und das Allerheiligste, also der konsekrierten Leib Christi in der Gestalt des Brotes, in die Krypta übertragen, wo es die Gläubigen in der Nacht zu Karfreitag anbeten können.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Eucharistie als Mitte christlichen Lebens

Mit der Messe vom Letzten Abendmahl eröffnete Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz das österliche Triduum.

Paderborn

Mit dem diesjährigen Abendmahlsamt hat Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz nun bereits zum zweiten Mal das österliche Triduum im Hohen Dom zu Paderborn eröffnet. „Wir werden geführt mit Zeichen und Riten, die einmalig sind im Verlauf des Kirchenjahres und zeigen, welche außergewöhnliche Kraft die Feier der Liturgie und dieses Fest auf unser Leben haben“, wies Erzbischof Dr. Bentz zu Beginn des Gottesdienstes auf die traditionellen Bestandteile der Feierlichkeiten zu Gründonnerstag hin: Die Fußwaschung, die Erinnerung an die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus und die anschließenden Ölbergstunden, prägten auch das diesjährige Abendmahlsamt.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“, zitierte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz die Worte Christi in seiner Predigt und erinnerte damit an den Ursprung der Eucharistie. Die Eucharistie sei auch heute noch „die Mitte des christlichen Lebens“, erklärte der Erzbischof. „Was an diesem Abend geschah, ereignet sich in jeder Feier der Eucharistie, die wir heute feiern – deshalb ist sie Quelle und Kristallisationspunkt des christlichen Glaubens und des kirchlichen Lebens“, so Dr. Bentz weiter.

In seiner Predigt hob Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz die Feier der Eucharistie als Mittelpunkt christlichen Lebens hervor.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Und doch ist das Gedenken an das letzte Abendmahl auch mit einer Schwere verbunden. So erinnerte Erzbischof Dr. Bentz an den Verrat durch Judas, die Verleugnung durch Petrus und das Unverständnis der Jünger Jesu. Dennoch würden wir in den Feierlichkeiten der Karwoche singen „Wir preisen deinen Tod“. „Können wir menschliches Versagen, die Dynamik sinnloser Gewalt, die Brutalität eines gewaltsamen Todes feiern?“, fragte der Erzbischof. Doch sei es gar nicht das Versagen, nicht die Schuld, nicht die Gewalt, die wir feierten. Das wäre Hohn angesichts der heute so „dünnen Kulturdecke der Menschen“.

„Wir dachten, wir hätten ein Level an Humanität und Menschlichkeit erreicht, ein Level an Solidarität und internationalem Zusammenstehen. Doch wir spüren, wie schnell das dort, wo der Mensch Angst um sich hat, zerbröselt und wir in alte archaische Muster zurückfallen“, mahnte der Erzbischof mit Blick auf die Lage in der Ukraine und Gaza. Was wir dagegen feierten, sei eine Liebe, die nicht verstoße, sondern alles umfange – und fähig sei, Leid zu wandeln, erinnerte der Erzbischof an die Liebe Jesu, die er am Abend vor seinem Tod in Form schlichter Gesten wie der Fußwaschung, der Worte über Brot und Wein und des Teilens des Kelches bewies. In ihnen habe sich wie in einem Brennglas gebündelt, was die innerste Mitte der Sendung Jesu und unseres Glaubens sei. „Verstehbar wird das alles nur vom Kreuz und der Auferstehung“, erklärte Erzbischof Dr. Bentz weiter und zitierte: „‘Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.‘ Und wie Paulus im Hohelied der Liebe sagt: ‘Die Liebe (er)trägt alles!‘“

Die traditionellen Fußwaschung erinnerte auch in diesem Jahr wieder an die Liebe und Hingabe Jesu, der über das Versagen seiner Jünger, aber auch über unsere Verfehlungen, wegsieht, um eine Gemeinschaft der Liebe zu bilden.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

So wie Jesus sich seinen Jüngern an jenem Abend trotz ihres Versagens hingegeben habe, gebe er sich auch uns hin: „Dennoch will Jesus mit seinen Jüngern und uns eine Gemeinschaft der Liebe bilden“, führte der Erzbischof aus. Mit der Geste der Fußwaschung, die diese Liebe und Hingabe spürbar werden lässt, wurde auch in diesem Abendmahlsamt an die Liebe Jesu erinnert: So kniete Erzbischof Dr. Bentz nach seiner Predigt nieder und wusch sechs Frauen und sechs Männern die Füße – ein Zeugnis dafür, dass, so wie es Jesus um Demut, Nächstenliebe und gelebte Hingabe geht, der Dienst am Menschen auch in der Kirche im Vordergrund steht.

In den sogenannten Ölbergstunden erinnerten Gläubige im Gebet an das Leiden Jesu. In diesem Jahr wurde für die Eucharistie gedankt und für Priester, Ordensleute und die Einheit der Kirche gebetet.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Als Beginn der dreitägigen Liturgie vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Christi endete der Gottesdienst am Gründonnerstag ohne Segen und Entlassung.Dem Abendmahlsamt schlossen sich die traditionellen Betstunden, auch „Ölbergstunden“, in der Krypta an. In diesem Jahr betete zunächst Weihbischof König mit den Gläubigen und dankte für die Einsetzung der Eucharistie, bevor er Priester- und Ordensmenschen in sein Gebet einschloss. Anschließend betete Domkapitular Fischer für die Einheit der Kirche.

pdp

Hintergrund: Was sind Ölbergstunden?

Die sogenannten Ölbergstunden erinnern an das Gebet Jesu im Garten Getsemani – dem Ölberg – in der Nacht vor seinem Leiden. In stiller Anbetung begleiten Gläubige Jesus symbolisch in seiner Todesangst, seinem Ringen mit dem Willen des Vaters und seinem Vertrauen in Gott.  Diese Gebetszeiten am Gründonnerstag – oft in Form von Betstunden bis Mitternacht – laden dazu ein, in die Tiefe des österlichen Geschehens einzutauchen.

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