Nein zur Sünde – Ja zum Sünder

Gedanken zu Joh 8,1-11

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Den grellen Scheinwerfer der Anklage richten sie auf die Frau, doch Jesus handelt anders. Foto: Morepoiot / photocase
veröffentlicht am 14.03.2016
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Jesus befreit von der Sünde und eröffnet dem Sünder eine neue Zukunft.

Diese Erzählung beeindruckt mich und wohl viele andere immer wieder. Worum es zunächst geht, ist der Ehebruch dieser Frau, bei dem sie ertappt worden ist. Da erkennen die Schriftgelehrten und die Pharisäer den im Tempel lehrenden Jesus, das ganze Volk um ihn: Eine gute Gelegenheit, ihn auf die Probe zu stellen und zwar vor allen Leuten. „Diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. „Nun, was sagst du?“ War er nun ein Gesetzes-
treuer oder war er es nicht?

Im Übrigen benennen sie nur die halbe Wahrheit. Was steht denn wirklich im Gesetzbuch des Mose? Das hört sich anders an: „Wenn ein Mann dabei ertappt wird, wie er bei einer verheirateten Frau liegt, dann sollen beide sterben, der Mann, der bei einer Frau gelegen hat, und die Frau“ (Dtn 22,22).

Wo bleibt hier der Mann? Was soll Jesus ihnen schon antworten? Er bückt sich und schreibt mit dem Finger auf die Erde. Die in der Schrift Kundigen werden dies zu deuten wissen. – Was steht nochmal bei Jeremia: „Alle, die dich, Herr, verlassen…, die sich von dir abwenden, werden in den Staub geschrieben“ (Jer 17,13).

Und als sie ihn trotzdem noch zum Reden zwingen wollten, redete er auch: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie“ (Joh 8,7). Dieser Satz reicht, um ihnen endgültig einen Spiegel vors Gesicht zu halten. Wer ist denn schon ohne Sünde? Diente ihnen die Frau als Projektionsfläche für ihre eigene Schuld? „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Mt 7,1).

Könnte es nicht auch sein, dass der eine oder andere der hohen Herren sich in seinen eigenen Verhaltensweisen wiedererkennt? Ehebruch kann weit früher beginnen, als man denkt. Auch darauf weist Jesus einmal hin: „Jeder, der eine Frau begehrend ansieht, hat in seinem Herzen schon die Ehe mit ihr gebrochen“ (Mt 5,27). Könnte es nicht auch sein, dass dem ein oder anderen die Schamesröte ins Gesicht gestiegen ist, „als sie seine Worte hörten“ und nacheinander alle weggingen, die Ältesten zuerst. Nun sind sie die Ertappten.

Doch Jesus, der die Menschen kennt, verurteilt sie nicht – genauso wenig wie die Frau. Was tut er mit ihr? Es reicht ein einziger Satz: „Geh und sündige von nun an nicht mehr.“ Die Sünde bleibt das, was sie ist. Jesus redet das Geschehene weder schön noch klein, aber er eröffnet für die Frau eine Zukunft, eine neue Möglichkeit zu leben. Er hat sie nicht auf Vergangenes festgelegt. Das macht sie frei.

Und noch etwas fällt auf: Er sagt nicht: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Papst Franziskus weist in einer Predigt darauf hin, dass sich hierin die Barmherzigkeit Jesu zeigt. Er heilt ihr Herz, indem er ihr sein Herz zeigt. Das setzt sie frei. Der Papst sagt: „Denn so groß ist die Barmherzigkeit Gottes, so groß ist die Barmherzigkeit Jesu: Sie vergibt, indem sie uns berührt.“

Jesus redet auch unsere Sünde nicht klein, aber er bindet uns nicht an unsere Vergangenheit, sondern an die Zukunft und seine guten Möglichkeiten mit uns. Dadurch können wir das Gute gestalten. In ihm führt uns Gott hinaus ins Weite.

Klaus Fussy,

Dechant des Dekanates Bielefeld-Lippe und Pastor im Pastoralverbund Bielefeld-Ost.

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