20.12.2017

Gottes Container

Gottes Container

Herne. Ein tiefgoldener, kantiger Container inmitten von Weihnachtsmarktbuden und bunten Schaufenstern – mit dem Projekt „Gott kommt nach Herne“ will die Pfarrei St. Dionysius provozieren. Die Menschen sollen stutzig werden, über die Aufschrift „Gott kommt nach Herne“ stolpern und über die Botschaft nachdenken. „Bisher haben wir Weihnachten in Herne nur hinter den Kirchentüren gefeiert. Mit dem Container bringen wir Weihnachten und damit Gott endlich raus zu den Menschen“, sagt Gemeindereferent Dominik Mutschler.

von Tobias Schulte und Elisabeth Plamper

Der 29-jährige Mutschler hat das Projekt gemeinsam mit Rebecca Goeke (29) und Dirk Lankowski (30), die beide für das Erzbistum Paderborn arbeiten, entworfen. Mutschler ist der jüngste Mitarbeiter in Herne. „Ich fühle mich auf der Straße wohl – vielleicht woh­ler als in Hochglanzkirchen. Deshalb sehe ich die Zukunft der Kirche draußen, bei den Menschen. Wir haben einen Gott, der den Weg jedes einzelnen Menschen mitgeht und in der Geburt an Weihnachten zeigt: Ich bin einer von euch!“

Raus aus der Kirche gehen – für das Erzbistum passt das Projekt gut ins Zukunftsbild. „Wir sind überzeugt, dass Kirche – trotz negativer Presse und leeren Gottesdiensten – noch wachsen kann. Das gelingt mit der Hilfe des Heiligen Geistes und der Eigeninitiative, den gewohnten Weg zu verlassen“, begründet Dekanatsreferentin Rebecca Goeke. Deshalb hat die Bistumsleitung durch Wissen und Geld alle Möglichkeiten geöffnet.

So konnten es sich die Initiatoren leisten, mit der Werbeagentur K+G aus Münster, das Projekt zu erarbeiten. Das sei wichtig gewesen, um die Botschaft klarer zu entwickeln.

Szenenwechsel: Es ist der Samstag vor dem zweiten Advent. Erst hat es geschneit. Nun geht der Schneefall in Griesel über. Nur wenige Menschen sind in der Fußgängerzone unterwegs. Vom Bahnhof her kommend ist der Con­tainer nur als kleiner Goldpunkt auszumachen. „Das da vorn sieht aus wie ein Stern“, sagt ein kleines Mädchen und schaut scheinbar in Erwartung einer Zustimmung zu seiner Mutter hoch, die es an der Hand hält.

„Die Reaktionen auf unsere Aktion sind ganz unterschiedlich“, resümiert Gemeindereferent Mutschler. Er steht vor dem Container, den das kleine Mädchen zuvor von Weitem als „Stern“ für sich entdeckte. Auf einem runden Tisch vor ihm liegt Infomaterial zur Aktion. „Manche Passanten werfen uns einen kurzen Blick zu und schütteln im Vorbeigehen den Kopf.“ Andere eilten einfach vorbei. „Aber es wird auch bewusst der Kontakt zu uns gesucht.“

Gleichwohl treten die Seelsorger der Pfarrei in Kontakt mit den Menschen. „Weihnachten ist ein Thema, zu dem wir als Kirche viel zu bieten haben, nämlich das Selbstbewusstsein, dass Gott für alle Menschen auf die Erde kommt. Die Adventszeit ist eine heilige Zeit, auch außerhalb der Kirche. Deshalb gehen wir auf die Menschen zu, haben für sie eine Kerze sowie einen kleinen Schoko-Nikolaus für die Kinder in der Hand und bieten ein Gespräch an. Die Kirche muss einen neuen Draht zur Öffentlichkeit bekommen. Das bedeutet auch, dort hinzugehen, wo die Menschen sind und wo man Kirche eigentlich nicht erwartet.“

Um 14.00 Uhr erreicht Pastor Meinolf Mika den Con­tainer. „Zum Glück gibts den Segen“, heißt das Leitwort der nachmittäglichen Veranstaltung mit ihm. „Wir erinnern uns an die Wurzeln der Adventszeit und möchten dazu anregen, sie wieder bewusst wahrzunehmen“, so der Seelsorger. Kurze Zeit später entwickelt sich ein anregender Dialog zwischen ihm und einer Passantin. Das Gespräch endet mit den „Segen to go“.

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