02.10.2020

Frischer Wind in der Seniorenarbeit

Gemeinsam unterwegs in ihren Stadtbezirken. Foto: CV Dortmund/ Maas

Dortmund. Seit Mitte März sind sie in drei Stadtbezirken unterwegs – und sie haben im wahrsten Sinne schon viel gesehen. Max Jamróg, Benedikt Gillich und Hendryk von Busse unterstützen seit dem Frühjahr die Seniorenarbeit in den Bezirken Innenstadt- Ost, Aplerbeck sowie Huckarde. 

Damit gehören sie zu einem größeren Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wohlfahrtspflege, die im gesamten Stadtgebiet vor Ort sind. Brigitte Duve vom Fachdienst Caritas- Koordination beschreibt die Aufgabe der drei wie folgt: „Wie können in einem Quartier neue, lebendige Begegnungen entstehen? Wie bekommt man frischen Wind in die Begegnungsstätten? Hier brauchen wir neue Formen.“ 

Alle drei neuen Caritas- Mitarbeiter sind studierte (Sozial)Raumplaner. Und sie sind bereits in ihren Stadtbezirken präsent. „Wir haben dabei einen anderen Blick auf die Quartiere“, erklärt Max Jamróg, der für Aplerbeck zuständig ist. „Und in der Gruppe fallen mehr Dinge auf, man kann viel erkennen.“ 

Sich aus der eigenen  Wohnung trauen

Ein Beispiel: Ältere Menschen sind oft nicht mehr so mobil wie früher. Sie trauen sich nicht aus ihren Wohnungen, weil etwa Bänke zum Ausruhen oder öffentliche Toiletten fehlen. „Der Stadtraum wird so immer mehr zur Höhle“, findet Hendryk von Busse, der für die östliche Innenstadt zuständig ist.

Neben der Infrastruktur fehlt vielen älteren Menschen aber auch noch etwas anderes, um ihre eigenen vier Wände zu verlassen: ein guter Grund. „Wir wollen Anlässe schaffen, nach draußen zu gehen“, sagt Hendryk von Busse. Und Ideen gibt es genug. „Wir planen zum Beispiel eine Graffiti- Aktion für Seniorinnen und Senioren in Aplerbeck“, sagt Max Jamróg, „draufgekommen sind wir in der östlichen Innenstadt. Da haben wir gute Graffiti gesehen.“ Das wäre auch etwas für andere Stadtteile, fanden die drei.

Es klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist ein älterer Herr, der sich an der Aktion „ZweiSein“ beteiligen möchte. Diese ist, ähnlich wie die „Digitale Brieftaube“, aus der Corona- Situation entstanden und war anfangs nur für den Stadtbezirk Huckarde gedacht. Doch der Erfolg – auch durch einen Bericht in der Presse – sorgte dafür, dass „ZweiSein“ ausgeweitet wird. Dabei telefonieren zwei Menschen auf Augenhöhe miteinander.

„Ich führe das erste Gespräch und habe dafür einen Fragebogen“, erklärt Max Jamróg. Das könne auch gut und gerne eine halbe Stunde dauern. Doch diese Gespräche sind für die Raumplaner sehr wichtig. „Ich hatte eine sehbehinderte Frau am Telefon. Sie erzählte mir, welche Probleme sie unterwegs hat“, erzählt Hendryk von Busse. So wird das Team etwa auf Stellen aufmerksam, die für sehende Menschen kein Problem darstellen – für sehbehinderte aber echte Behinderungen sind.

Plakataktion und eine  Ausstellung sind möglich

Zitate aus den Gesprächen mit Seniorinnen und Senioren können auch bald zu einer Ausstellung oder einer Plakataktion werden. Denn das ist ein weiteres Ziel der Arbeit: „Wir wollen anderen Menschen im Quartier die Situation ins Bewusstsein bringen und klarmachen, wie ältere Menschen die Welt wahrnehmen“, erklärt Benedikt Gillich.

Dazu bauen sie sich ein Netzwerk auf, nehmen zum Beispiel Kirchengemeinden, Caritas- Sozialstationen und die Bezirksvertretung mit ins Boot. „Wir hoffen, so bekannt zu werden, dass die Menschen auf uns zukommen, wenn wir im Stadtbezirk unterwegs sind“, betont Benedikt Gillich.

Info

„Digitale Brieftaube“

Auch die „Digitale Brieftaube“ ist seit Ausbruch der Pandemie sehr aktiv. Gemeinsam mit den Ehrenamtlern von youngcaritas wurde das Projekt umgesetzt. Dabei schreiben Menschen Briefe an Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen, berichten aus ihrem Leben und sorgen so für Abwechslung und ein paar liebe Worte.

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