21.02.2018

Erzbischof würdigt den Ministerpräsidenten

Erzbischof Hans-Josef Becker mit seinem Nachfolger, Ministerpräsident Armin Laschet (2.v.li.), und weiteren Preisträgern. Foto: pdp

Hamm. Erzbischof Hans-Josef Becker und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet trafen am Freitagabend bei einem besonderen Termin zusammen: Die Arbeitsgemeinschaft der NRW-Schaustellerverbände verlieh Laschet das „Goldene Karussellpferd“. Der Vorjahrespreisträger Becker hielt die Laudatio.

von Peter Körtling

Das gesamte Gebäude war festlich geschmückt: Vor dem Eingang wurden die Besucher von historischen Zugmaschinen und einer historischen mechanischen Orgel empfangen, im Inneren war jede Ecke liebevoll dekoriert. Zum Auftakt zogen, ganz dem Motto „Einigkeit macht stark“ entsprechend, die zahllosen Fahnenabordnungen der Schaustellervereinigungen zu den Klängen einer Bergmannskapelle ein. Dann sangen alle gemeinsam sowohl die Nationalhymne wie „Lobet den Herrn“. Schließlich segneten der katholische Schaustellergeistliche Pfarrer Sascha Ellinghaus und sein evangelischer Kollege Pfarrer Torsten Heinrich die Anwesenden. Albert Ritter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW, erklärte den bewusst starken religiösen Bezug: „Wir Schausteller sind Kinder der Kirche, denn Kirmes stammt von dem Wort Kirchmess.“

Nach den Grußworten von Uwe Röhrig, dem Vorsitzenden des gastgebenden Hammer Schaustellervereines „Hand in Hand“, und Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann ging Ritter noch einmal auf den Wert des „Goldenen Karussellpferdes“ und die Nöte der Schausteller ein: Die in Zeiten des Terrors enorm gestiegenen Sicherheitskosten könnten nicht durch die Schausteller allein getragen werden: „Nicht durch das Volksfest entsteht der Terror, sondern der kommt von außen zu uns, damit ist das eine hoheitliche Aufgabe“, so Ritter. Auch bei den diskutierten Diesel-Fahrverboten müssten Ausnahmen für die Schausteller gelten und einige Verwaltungsvorschriften sollten vereinfacht werden. Bei diesen Herausforderungen sei auch eine Verpflichtung an den neuen Preisträger gegeben, denn die Ehrenauszeichnung werde nur an Persönlichkeiten verliehen, die sich um das Kulturgut „Volksfest“ verdient machen.

Doch bevor Laschet sein Grußwort sprach, war es an Erzbischof Hans-Josef Becker seine Laudatio zu halten: Becker, der im Vorjahr als Würdigung für die jahrelange gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Schaustellern, natürlich besonders beim jährlichen Libori-Fest, ausgezeichnet wurde, lud den Ministerpräsidenten gleich ein: „Kommen Sie nach Paderborn und genießen am Libori-Fest den wunderbaren Duft aus Weihrauch und Würstchen“, lud der Erzbischof den Ministerpräsidenten ein. Dann verriet der Erzbischof, dass sein Ehrenpreis einen besonderen Platz habe: Das Karussellpferd stehe direkt im Eingangsbereich des Bischofshauses, sodass es jeden Besucher empfängt. Wer immer also zum Bischof kommt, komme zunächst am „Goldenen Karussellpferd“ vorbei.

Nun reihe sich in den Kreis der Preisträger ein echter „Landesfürst“ ein, sagte Becker. Wobei er das Wort „Fürst“ lieber durch das Wort „Vater“ ersetzen wolle, denn das sei treffender.

Laschet sei ein waschechter „Öcher“, der auch den Karneval, die Volksfeste und das jährliche Aachener Reitturnier liebt. Die Gattungsparallele zwischen den sportlichen Vierbeinern und dem Karussellpferd dürfte augenscheinlich sein, sagte der Erzbischof. Die Beschreibung des Aachener Reitturniers sei ebenso charakteristisch für jede Kirmes und jedes Volksfest: Begeisterung, Nervenkitzel, Fröhlichkeit und Gemeinschaft – in Paderborn herrsche in der Libori-Festwoche auch jedes Jahr der positive Ausnahmezustand.

„Sie bezeichnen sich als rheinisch-katholisch“, sagte Becker schmunzelnd zu Laschet. Er sei im besten Sinne katholisch sozialisiert und geprägt – und stehe dazu auch selbstbewusst in der Öffentlichkeit ein. Als katholischer Bischof könne er das natürlich nur besonders anerkennend zur Kenntnis nehmen.

In seinem Dankwort fand Laschet gleich einen humorvollen Einstieg: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Und nie hätte ich damit gerechnet, einmal der Nachfolger des Erzbischofs von Paderborn zu werden“, sagte er mit einem Schmunzeln. Er habe seinen Amtssitz in Düsseldorf im alten Landeshaus. Direkt gegenüber finde die Rheinkirmes statt. In diesem Büro werde das „Goldene Karussellpferd“ stehen. Dann sagte er zu, die Belange der Schausteller zu berücksichtigen und sich dafür einzusetzen, dass die Volksfeste als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden.

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