Die Aufarbeitung hat begonnen

Missbrauchsfälle sind laut einer ersten Studie auch in der evangelischen Kirche weit verbreitet vorgekommen. Auch die Lippische Landeskirche hat Fälle gemeldet. (Foto: Alexa/Pixabay)

Jahrelang dachten viele, Missbrauch sei nur ein Problem der katholischen Kirche. Nach der ForuM-­Studie über den Missbrauch in den evangelischen Kirchen ist endgültig klar, dass das falsch ist. Die ­Lippische Landeskirche will sich nun der Aufarbeitung stellen und einen Maßnahmenplan erarbeiten.

Detmold (jon). Die evangelische Lippische Landeskirche sieht die Studie zu Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie (ForuM-­Studie) als „einen wichtigen Baustein“ im Einsatz gegen sexualisierte Gewalt. Dem fühlten sich die EKD, die Diakonie und alle Landeskirchen verpflichtet, erklärte Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche. „Die Versäumnisse der Vergangenheit bedrücken uns. Umso mehr ist es unsere oberste Aufgabe, betroffene Personen sexualisierter Gewalt heute zu unterstützen und die schmerzhaften Erfahrungen anzuerkennen, die sie erlitten haben.“ Es gelte nun, Fälle sexualisierter Gewalt – auch aus der Vergangenheit – „konsequent und umfassend“ aufzuklären, sagte Arends. Die unabhängige Studie stelle dabei für die Aufarbeitung „eine wertvolle Grundlage“ dar und helfe, „systemische Schwachstellen zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“. Gemeinsam wolle man Verantwortung übernehmen und den Umgang mit sexualisierter Gewalt „sensibel und mit höchster Sorgfalt“ gestalten, so die Lippische Landeskirche.

Regionale und unabhängige Aufarbeitungskomissionen

Die ForuM-­Studie wurde von einem unabhängigen Forschungsverbund erstellt und von der EKD mit ihren 20 Landeskirchen unterstützt („Der Dom“ berichtete). Aktuell werden in Lippe und in den anderen evangelischen Landeskirchen und Landesverbänden regionale, unabhängige Aufarbeitungskommissionen aufgebaut. Diese Kommissionen sollen die Aufklärung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie fortführen. Vertreter der Betroffenen sollen nun gemeinsam mit kirchlichen und diakonischen Beauftragten „einen klaren Maßnahmenplan für die evangelische Kirche und Dia­konie insgesamt entwickeln“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der 20 Landeskirchen, des Rates der EKD und des Bundesvorstandes der Dia­konie Deutschland.

Verdachtsfälle aus den 1980er- und 1990er-Jahren

Die Lippische Landeskirche hatte für die ForuM-­Studie mehrere Vorkommnisse aus den vergangenen Jahrzehnten gemeldet. Diese sind in die Erstellung der Studie eingeflossen, ohne jedoch explizit aufgeführt zu werden. Derzeit erfolgt auch die Aufarbeitung zweier Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt im Bereich der Lippischen Landeskirche, die sich in den 1980er- und 1990er-­Jahren ereignet haben. Über die Fälle wurde die Kirche durch ihre Meldestelle bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-­Lippe sowie die Fachstelle Sexualisierte Gewalt der EKD informiert. Die Landeskirche hatte die Vorgänge Anfang Januar öffentlich gemacht – mit dem Ziel, dass sich gegebenenfalls weitere Betroffene oder Zeugen melden können. Bislang seien drei Meldungen von betroffenen Personen bzw. Personen, die etwas beobachtet haben, eingegangen. Diese ­Meldungen sollen nunmehr in die weitere Aufarbeitung einfließen.

Die beiden Fälle seien nicht Teil der Vorkommnisse aus den vergangenen Jahrzehnten, die die Lippische Landeskirche im Zuge der ForuM-­Studie gemeldet hat, hieß es. Diese seien der Landeskirche erst nach dem Ausfüllen des Frage- und Meldebogens zur Studie bekannt geworden. Nachmeldungen seien seitens des unabhängigen Forschungsverbundes nicht vorgesehen gewesen.

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