21.02.2019

Alles ist bereit!

Die Künstlerin Rezka Arnuš hat dieses Bild gemalt – sie ist übrigens fast blind. Foto: Weltgebetstag

Ist das ein trauriges Bild oder ein fröhliches? Vielleicht beides. Jedenfalls ist es das Motiv des diesjährigen Weltgebetstages der Frauen, der am kommenden Freitag in 120 Ländern dieser Erde begangen wird. Es ist die größte ökumenische Frauenbewegung der Welt.

von Claudia Auffenberg

Und das Faszinierende ist: Frauen beten nicht nur weltweit am selben Tag, sie beten auch in einem gemeinsamen Anliegen. In diesem Jahr haben Frauen aus Slowenien die Liturgie vorbereitet und eine Künstlerin aus diesem kleinen und jungen europäischen Land hat das Bild gemalt. Das Motto lautet: „Kommt, alles ist bereit!“ Und wohin ließe man sich lieber einladen als an einen gedeckten Tisch.

Das gemeinsame Mahl ist ein Motiv, das wohl in allen Kulturen zelebriert und somit verstanden wird. Am Tisch kommt die Familie, der Freundeskreis, die Gemeinde, kommen Gast und Gastgeber zusammen, am Tisch erweist sich, ob man miteinander kann, am Tisch lebt man seine Identität. Was im Bild auf dem Tisch liegt, sind die Früchte Sloweniens: Weintrauben, ein Stück Potica, das nationale Kuchengericht, und ein Lebkuchenherz aus Honig, verziert mit einer Nelke, der slowenischen Nationalblume.

Das gemeinsame Mahl ist Realität und Vision zugleich. Oben am Bildrand sieht man einer Bordüre gleich beschwingte Frauen, unten die, die gemeinhin zu den Aussortierten zählen, zu denen am Rand: eine junge Flüchtlingsfrau mit ihrem Kind, ein blindes Mädchen, ein einbeiniger Junge und ein in sich versunkenes Mädchen. Sie agieren vor einem grünen Hintergrund, der Tisch wölbt sich ihnen zu, auch ihnen gilt der Ruf: „Kommt, alles ist bereit!“

Dies ist übrigens ein Zitat aus dem Gleichnis vom Festmahl aus dem Lukasevangelium, das die Sloweninnen ausgesucht haben. Ein Mann veranstaltet ein Festmahl, er schickt seine Boten eben mit jener Einladung aus, aber sie fangen sich nur Absagen ein. Verärgert schickt der Mann seine Diener erneut, bittet nun aber die Armen, die Krüppel, die Lahmen und Blinden zu Tisch. Jetzt kommen Gäste, irgendwann melden die Diener: Es ist immer noch Platz. Was für eine Botschaft, die die Frauen wählten, leben sie doch in einem Land an der Balkanroute: Es ist immer noch Platz!

Das gilt auch für die Altäre in den christlichen Kirchen. Auch dort ist noch immer Platz für die Christen der anderen Konfessionen. Und so beten am 1. März Frauen in aller Welt nicht nur für eine gerechte Welt, sondern auch für ein gemeinsames Abendmahl.

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