Wozu sind Sie da, Florian Beimel?

Ich habe einen der schönsten Berufe, die ich mir nur vorstellen kann. Ich bin Steinmetz und Bildhauer. Mich hat immer gereizt, dass ich in diesem Beruf ein Objekt vom ersten bis zum letzten Schritt selbst gestalten kann. Das ist heute nur noch bei sehr wenigen Handwerkern wie Friseuren oder Goldschmieden der Fall.

Einen Teil meiner Arbeit nimmt die Gestaltung von Grabzeichen ein. Für mich ist das eine sehr kreative, persönliche und vertrauensvolle Arbeit. Auch wenn es vielleicht etwas hochgestochen klingen mag: Ich gestalte Gedanken und mache Erinnerungen zu einem Objekt. Dafür bin ich da! Daher ist es wichtig, genau zu verstehen, was sich der Auftraggeber wünscht. Das ist nicht immer einfach, denn einige Kunden kommen ohne konkrete Vorstellung zu mir. Im Gespräch nähern wir uns dann dem Thema an und besprechen, was die verstorbene Person ausgemacht hat. Gemeinsam entwickeln wir eine Idee und suchen nach der passenden Form und dem passenden Material. Anschließend gestalte ich im Sinne der Angehörigen ein Objekt, das nicht nur ihre eigene Trauer zum Ausdruck bringt, sondern das zugleich an den Verstorbenen erinnert und etwas über sein Leben erzählt.

Florian Beimel: „Der Glaube ist sehr wichtig für mich“

Da für mich der Glaube sehr wichtig ist, freue ich mich, wenn ich beispielsweise einen Auftrag erhalte, eine Heiligendarstellung oder ein anderes Andachtsobjekt aus Stein zu gestalten. Diese Arbeit ist mit der Arbeit an einem Grabzeichen vergleichbar, denn oft geht es um die Beziehung zwischen dem Auftraggeber und dem Heiligen, so wie es bei Grabzeichen um die Beziehungen zwischen der verstorbenen Person und den Trauernden geht. Gerne helfe ich auch dabei, beschädigte Figuren, Bildstöcke oder sakrale Gebäude zu restaurieren. Auch wenn es sich manchmal nur um kleine Sehenswürdigkeiten handelt, ist es ein besonderes Glück, ganze Arbeitstage damit zu verbringen.

Und dann kommt es vor, dass ich Objekte für Kunden erfinde, die eine Idee oder eine Erfahrung in etwas Handfestes verwandelt haben möchten. Im Gegensatz zu Steinmetzen, die etwas detailgetreu nach einem Abbild nachbilden, wähle ich einen anderen Ansatz. Deshalb sehen meine Heiligendarstellungen anders aus als üblich: Für eine Kita konzipiere ich eine Darstellung der heiligen Hanna, die als Kugelbahn funktionieren wird. Dieser Ansatz soll einen kindgerechten Zugang zu der Heiligen schaffen. Auch Erwachsenen versuche ich andere Zugänge zu eröffnen. Meine Darstellung des heiligen Hermann Joseph besteht im Wesentlichen aus einem Apfel, dem im Kern die Gottesmutter innewohnt. Die Konzeptionsphase dauert bei solchen Projekten ebenso lange wie die Fertigung.

Da die Kirche ein sehr wichtiger Teil meiner Heimat ist, versuche ich, diese Verbundenheit nicht nur in meinem Beruf, sondern auch im privaten Engagement auszudrücken. Auch wenn viele Dinge in der Kirche falsch laufen, würde ich niemals austreten. Mit so einem Schritt würde ich unsere Kirche den Menschen überlassen, die dafür sorgen, dass vieles falsch läuft. Und als Steinmetz liegen mir auch die Gebäude sehr am Herzen. Wenn die Kirche nicht mehr meine Heimat wäre, dann wären das auch nicht mehr meine Gebäude. Das wäre schrecklich.

Florian Beimel. (Foto: Patrick Kleibold)

Zur Person

Florian Beimel (34) ist verheiratet und lebt in Sundern-­Stockum. Er arbeitet als selbstständiger Steinmetzmeister und Bildhauer. Ehrenamtlich engagiert er sich im Pfarrgemeinderat und auch als Dorfführer. Er ist der Organisator der Stockumer Gasthof-­Expedition. Dabei spazieren Auswärtige durch die Gemeinde Stockum und zu den drei familiengeführten Gasthöfen im Ort.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

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Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Florian Beimel

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