Zahlen stehen für Menschen
Jahresbericht 2024 der Ehe-, Familien- und Lebensberatung: EFL begleitet Menschen in Krisensituationen.
Dass ein „Jahresbericht“ Fakten und Zahlen liefert, das darf jede und jeder erwarten. Doch beim Jahresbericht 2024 der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Paderborn stehen diese Zahlen für Menschen, Menschen in Krisensituationen. „Unser Jahresbericht 2024 zeigt die gesellschaftliche und kirchliche Relevanz der Arbeit mit Paaren, Familien und Einzelpersonen in Krisen“, unterstreicht Eheberater und Theologe Niels Christensen. „Die Zahlen im Jahresbericht stehen für Menschen, die nach Sinn und Halt in ihrem Leben und in ihren Beziehungen suchen“, ergänzt der Leiter der EFL im Erzbistum Paderborn und der EFL-Beratungsstellen in Dortmund, Herne und Castrop-Rauxel.
„Offen zu sein für Menschen in Krisensituationen ist zentrales Anliegen der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Paderborn. Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt“, betont Niels Christensen. „Als EFL sind wir den Menschen in ihren Sorgen und Ängsten nahe und begleiten in Konflikt- und Krisensituationen, um gemeinsam neue Wege zu betreten, erklärt Christensen stellvertretend für die 60 Mitarbeitenden, die im Erzbistum Paderborn in 22 Beratungsstellen – von Herne bis Höxter und von Bad Oeynhausen bis Siegen – für Ratsuchende ansprechbar sind.
Gesellschaftliche Bedeutung der EFL
Die Arbeit der Ehe-, Familien- und Lebensberatung habe eine hohe gesellschaftliche Bedeutung und wirke sich in zahlreichen Bereichen aus: „Schwierige und nicht zusammenwirkende Familiensysteme und Scheidungen führen nachweislich zu einer Belastung der Gesundheit, der Arbeitssituation, der Wohnungssituation, der finanziellen und sozialen Situation der Betroffenen“, erklärt Berater Niels Christensen. Die Nachfrage nach Beratung sei in den letzten Jahren gestiegen, was sich in langen Wartezeiten ausdrücke, erläutert der Leiter der EFL-Beratung im Erzbistum Paderborn.
Es gebe Beratungsstellen, bei denen Ratsuchende bis zu neun Monate auf eine Beratung warten müssten. Der Bedarf zeige sich auch an einer Zahl, die nicht im Jahresbericht 2024 steht, erläutert Berater Niels Christensen: „1.200 Personen warten zurzeit auf einen ersten Termin – und das bei Vollbelegung der Terminkalender der Kolleginnen und Kollegen.“ Dabei werde immer versucht, Familien in akuten Krisen zeitnah einen ersten Fachkontakt anzubieten.
Die Zahlen im Jahresbericht belegen: die Nachfrage nach Beratung ist hoch: 3.486 Menschen wurden im Jahr 2024 innerhalb von 16.799 Stunden begleitet. Von den Mitarbeitenden der Beratungsstellen wurden 6.987 Einzelgespräche, 9.067 Paargespräche, 321 Gruppengespräche und 424 Familiengespräche geführt. Insgesamt 2.116 weibliche und 1.1366 männliche sowie 4 diverse Personen nahmen 2024 das Beratungs- und Begleitungsangebot der EFL im Erzbistum Paderborn an.
Nicht nur Katholiken
Fast die Hälfte der Ratsuchenden melden sich bei einer EFL-Beratungsstelle, weil sie bereits deren Angebot kannten oder weil sie die Beratungsstelle von einem Familienmitglied oder einem Bekannten empfohlen bekommen haben. Ungefähr ein Viertel der Ratsuchenden hat die Beratungsstelle im Internet gesucht und gefunden. Auch über die Kinderzahl der Beratungssuchenden gibt der Jahresbericht 2024 Auskunft: 796 Personen haben keine Kinder, 724 haben ein Kind, 1.310 zwei Kinder, 490 haben drei Kinder und 166 haben mehr als vier Kinder. 686 der Ratsuchenden waren ledig, 2.011 verheiratet, 266 getrennt, 299 geschieden, 84 verwitwet und 140 wieder verheiratet. 1.749 der Klienten waren römisch-katholisch, 856 evangelisch, 158 gehörten einer anderen, 647 gehörten keiner Religionsgemeinschaft an, bei 76 Menschen war die Religionszugehörigkeit unbekannt.
Im 36 Seiten starken Jahresbericht 2024 stellen sich die Beratungsstellen mit ihrem Angebot und die dort tätigen Beraterinnen und Berater vor.
Zur Sache
Die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) ist eine Einrichtung des Erzbistums Paderborn, die in 22 Beratungsstellen im ganzen Erzbistum Rat suchenden Menschen nahe ist. Die EFL versteht sich als pastoraler Dienst der Kirche und bietet als psychologischer Fachdienst Unterstützung für alle Familienformen. Sie steht allen Menschen offen, die sich in einer persönlichen und familiären Krise befinden. Aus dieser Perspektive ergibt sich eine enge Vernetzung mit den vielfältigen Einrichtungen der Seelsorge und der Pastoral im Erzbistum Paderborn. Die ersten Beratungsstellen wurden 1954 in Paderborn, 1957 in Dortmund, 1965 in Hagen, 1971 in Meschede und Hamm und 1972 in Siegen gegründet. Ein erster Weiterbildungskurs startete 1966. Seit 1974 beschäftigt das Erzbistum Paderborn speziell ausgebildete hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Beratungsaufgabe, die zuvor von Pfarrern und Ehrenamtlichen getragen wurde. Das Erzbistum Paderborn finanziert mehr als zwei Drittel der Kosten, das Land NRW unterstützt die Beratungsarbeit ebenso wie einige Kommunen.