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23.07.2025
Beatrix Gierling hat als Lehrerin für die ­Fächer Chemie und Biologie gearbeitet.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Wozu sind Sie da, Frau Gierling?

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Eine zentrale Frage des Zukunftsbildes für das Erzbistum. ­Wozu bist du da? Diese ­Frage kann sich auch jeder ­Einzelne stellen. Wir fragen nach, heute bei Beatrix Gierling.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Den Kontakt zur Kirche habe ich zeitlebens nicht verloren. Er ist mir immer noch sehr wichtig und daher war es für mich auch selbstverständlich, mich ehrenamtlich zu engagieren. Das hat mir viel Freude gemacht. Teilweise waren es bis zu zehn verschiedene Tätigkeiten, unter anderem beim Roten Kreuz, bei Jugend forscht oder beim Kaffee für junge Eltern in der Gemeinde.

Durch die Erkrankung meiner Mutter und meines Bruders musste ich einen Teil meiner Ehrenämter abbauen. Doch dann kam die Corona-­Pandemie und als ob das nicht schon gereicht hätte, haben wir im direkten Familien- und Freundesumfeld einige einschneidende Schicksalsschläge ertragen müssen. Unter anderem sind in dieser Zeit mein Vater, mein Bruder und drei enge Freunde verstorben. Es war schrecklich. Danach wollte ich meine Ehrenämter ganz aufgeben. Doch mein Umfeld hat mich nicht gelassen. Ganz im Gegenteil: Schon wenige Monate später habe ich die Koordination des Seniorenkreises in der Elsener Kirchengemeinde übernommen. Auch während der Pandemie habe ich diese Arbeit aufrechterhalten.

Und dann kam im vergangenen Jahr noch ein weiteres Ehrenamt hinzu: Der Vorsitzende der „Deutsch-­französischen St. Liborius Fraternität“ und Pfarrer meines Wohnortes Elsen, Thomas Witt, hatte mich während eines Grillabends angesprochen, ob ich mir eine Mitarbeit vorstellen könnte. Zuerst wusste ich nicht, was die Fraternität überhaupt macht und trotzdem waren mein Mann und ich sofort begeistert und sind auch Mitglieder geworden. Ich bin sehr glücklich darüber, zugesagt zu haben, denn in meiner jetzigen Funktion als Vizepräsidentin ist es fantastisch zu erleben, wie eng die Diözesen Le Mans und Paderborn freundschaftlich verbunden sind. Diese seit 836 bestehende Freundschaft – auch „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ genannt – zu pflegen und auszubauen ist der Fraternität und auch mir persönlich ein wichtiges Anliegen.

Gegründet wurde die Bruderschaft im Jahr 1960 durch Priester der Diözesen Le Mans und Paderborn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten sie eine alte Freundschaft zwischen den Völkern neu begründen. Heute richten wir uns über den Kreis der Priester und Diakonen hinaus an alle interessierten Frauen und Männer, die die Verbindung zwischen den Bistümern Le Mans und Paderborn lebendig halten wollen. Gerade zum Paderborner Libori-­Fest wird diese enge Freundschaft spürbar. Besonders berührt hat mich eine Begegnung im vergangenen Jahr. Eine Frau aus der französischen Sektion der Fraternität, die ich aus Le Mans kannte, ist kurz nach dieser Begegnung schwer erkrankt. Dennoch hat sie unbedingt zu Libori mitreisen wollen. Die Franzosen haben sie in einem Rollstuhl mitgenommen. Als wir uns dann wiedersahen, kam sie strahlend auf uns zu. So was ist einfach unbeschreiblich.

Gerne erinnere ich mich auch an die Einweihung der Krypta im Paderborner Dom. Weihbischof Matthias König sprach über das Wirken des heiligen Liborius, über den wir gar nicht so viel wissen. Doch eines ist sicher: Er war ein Brückenbauer. Und so konnte in vielen Jahrhunderten immer wieder dank der beiden Diözesen eine Brücke zu unseren Nachbarn – die einst als Erbfeind der Deutschen galten – gebaut werden. Solche Brückenbauer brauchen wir heute nötiger denn je, gerade in Anbetracht der weltweiten Auseinandersetzungen und Kriege. Und wenn ich persönlich ein kleines bisschen zu einer solchen Brücke beitragen kann, dann möchte ich das gerne tun.

Zur Person

Beatrix Gierling lebt mit ihrem Mann seit 35 Jahren in Paderborn-­Elsen. Die 68-Jährige hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Sie hat als Lehrerin für die ­Fächer Chemie und Biologie gearbeitet.

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