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11.10.2025
Mit dem Bau der Klosterkirche St. Petri wurde im 14. Jahrhundert begonnen.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Wo Glaube und Kultur eine Heimat haben

Ein Jubiläum, das es wert war, in besonderer Weise gefeiert zu werden: 1174 wurde das Kloster Oelinghausen gegründet. Das Festprogramm zum 850-­jährigen Bestehen geht an diesem Sonntag mit einem Besuch von Erzbischof Bentz zu Ende.

Von Andreas Wiedenhaus (Text) und Patrick Kleibold (Fotos)
Oelinghausen

Mehr als 850 Jahre sind seit der Gründung vergangen. Eine lange Zeit, die viele Veränderungen – gute wie schlechte – mit sich brachte und manches „auf den Kopf stellte“. Eine Konstante allerdings blieb über die Jahrhunderte bestehen: Das Kloster Oelinghausen ist bis heute eine Stätte des Gebets, der Einkehr und Besinnung und nicht zuletzt der Kultur. Wer sich der Klosteranlage, die zwischen den Arnsberger Ortsteilen Holzen und Herdringen in einer hügeligen, von Wald und Wiesen geprägten Landschaft liegt, nähert, spürt das Besondere dieses Ortes schon beim ersten Anblick.

Im Jahr 1174 wurde ein Doppelklosterder Prämonstratenser gegründet

Die wunderschöne Lage dürfte zu einem Gutteil der Tatsache geschuldet sein, dass sich – so erzählt es die Gründungsgeschichte des Klosters – an dieser Stelle ursprünglich ein Schloss befand. Es gehörte dem Adligen Signandus von Basthausen. Aufgrund ihrer Kinderlosigkeit beschlossen der Edelmann und seine Ehefrau, dem Prämonstratenser-Orden beizutreten und diesem ihren Besitz in Oelinghausen und Bachum zu übereignen. Dort sollte ein Kloster des Ordens entstehen.

Dieses Doppelkloster – Chorherren und Schwestern lebten räumlich getrennt in einer Klosteranlage – wurde 1174 gegründet. Bereits im 13. Jahrhundert wandelte es sich zum reinen Frauenstift, das über großen Landbesitz zwischen Lippe und Lenne verfügte. Um 1380 wird damit begonnen, eine Klosterkirche zu bauen, um den romanischen Vorgängerbau durch einen im gotischen Stil zu ersetzen.

Kriege und Krankheiten wie etwa die Pest, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts viele Schwestern zum Opfer fielen, sorgten dafür, dass in den nächsten Jahrhunderten auf Phasen geistlicher und wirtschaftlicher Prosperität auch immer wieder Zeiten des Niedergangs folgten. Hinzu kamen innerkirchliche und machtpolitische Streitigkeiten. Nachdem das Kloster unter der Äbtissin Ottilia von Fürstenberg 1582 in ein adeliges Damenstift umgewandelt worden war, folgte 1641 die Rückkehr der Prämonstratenserinnen. Für das vorläufige Ende des klösterlichen Lebens sorgte im Jahr 1804 die Säkularisation: Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt löste Oelinghausen auf, der gesamte Besitz und das Vermögen wurden beschlagnahmt.

100 Jahre nach der Auflösung des Klosters entstand die eigenständige Pfarrei St. Petri Oelinghausen. Acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg begann wieder klösterliches Leben in Oelinghausen, als Mariannhiller Missionare einzogen. Sie blieben bis 1991. Heute bilden die Pastoralverbünde „Kloster Oelinghausen“ und „Röhr-Ruhr“ die Pfarrei St. Petri Hüsten.

Oelinghausen galt im 17. Jahrhundert als eines der reichsten Nonnenklöster in Westfalen. Von diesem Wohlstand kündet bis heute die Kirche mit ihrer beeindruckenden Ausstattung. Ein Gutteil davon geht auf die Initiative des Propstes Theodor Sauter zurück: Nachdem Gotteshaus und Wirtschaftsgebäude zuvor großen Schaden genommen hatten – unter anderem war die Orgel zerstört worden – ließ er die Kirche zwischen 1704 und 1732 im barocken Stil renovieren.

Die gotische Klosterkirche verfügtüber eine prachtvolle Ausstattung

Barock und Gotik – zwei Stile, die nicht unbedingt harmonieren, was sich bis heute in nicht wenigen Kirchen zeigt, die mit einer barocken Ausstattung dem damaligen Zeitgeschmack angepasst wurden. In Oelinghausen jedoch ist dieser „Spagat“ gelungen.

Der barocke Hochaltar beherrscht den Chorraum der Kirche.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Leider bleibt dem Kirchenbesucher ein genauerer Blick verwehrt, weil der Hauptteil der Kirche durch ein Gitter verschlossen ist. Zugänglich ist neben dem Eingangsbereich nur die romanische Krypta mit dem Gnadenbild, das als „Königin des Sauerlands“ verehrt wird. Das auch als „Kölsche Madonna“ bekannte Kunstwerk stellt die bekrönte Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Schoß dar und stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Viele der Wallfahrer, die zur „Königin des Sauerlands“ pilgern, schreiben ihre Bitten und Sorgen oder ihren Dank in das Fürbittbuch, das im Vorraum der Kirche ausliegt.

Der 1983 gegründete Freundeskreis des Klosters ist umfangreich aktiv

Wer sich eingehender mit der Kirche und ihren Kunstwerken befassen möchte, kann dies im Rahmen einer Kirchenführung tun. Zu denjenigen, die ihr Wissen über die Kirche und ihre Ausstattung gern weitergeben, gehört Schwester Maria Gabriela Franke. Die Schwester der heiligen Maria Magdalena Postel ist seit 1992 in Oelinghausen. Ein Jahr nach dem Weggang der Mariann­hiller Missionare zog sie gemeinsam mit zwei Mitschwestern im Kloster ein. Der Konvent nimmt vielfältige Aufgaben wahr: Neben dem Küsterdienst und der Sorge für die Kirche gehören seelsorgliche Angebote dazu; etwa die Durchführung von Einkehrtagen oder die Betreuung der Wallfahrer. Die Schwestern betreiben auch eine Praxis für Ergotherapie sowie eine für Psychotherapie.

Schwester Maria Gabriela Franke lebt seit 1992 im Kloster.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Dafür, dass das Kloster Oelinghausen bis heute ein Ort des Glaubens und einer lebendigen Kultur geblieben ist, sorgt neben den Schwestern der rührige Freundeskreis. Organisiert werden Ausstellungen, Konzerte und zahlreiche weitere kulturelle Angebote. Zu den herausragenden Leistungen der Initiative gehört die finanzielle Unterstützung der Orgelrenovierung. Das aus dem Jahr 1599 stammende und 1717 erweiterte In­strument wurde von 2000 bis 2002 in großem Umfang restauriert.

Museum und Klostergarten vermitteln einen Einblick in die Geschichte

Bereits 1999 hatte die Initiative ein in unmittelbarer Nähe der Kirche liegendes neugotisches Wirtschaftsgebäude aus dem Jahr 1905 übernommen und mit Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die NRW-­Stiftung aufwendig instand gesetzt. Dort ist das Klostergartenmuseum untergebracht. Neben Informationen zu den wichtigsten Pflanzen eines Klostergartens gibt es neben weiteren Exponaten auch eine Klosterapotheke mit Heilpflanzen. Genutzt wird das 2005 eröffnete Museum auch für Vorträge und weitere Veranstaltungen des Freundeskreises.

Das landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude von 1905 wird heute als Museum genutzt.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Fünf Jahre nach der Eröffnung des Museums ging ein besonderer Wunsch des Freundeskreises in Erfüllung: ein nach historischem Vorbild angelegter Klostergarten. Die rund 650 Quadratmeter große Anlage befindet sich zwar nicht am historischen Ort, aber in den Beeten an der Ostseite der Kirche wachsen heute wieder genau die Pflanzen, die schon vor Jahrhunderten für den Klostergarten der Prämonstratenserinnen typisch waren. Dazu gehören unter anderem Apfelrose, Hopfen oder Osterluzei sowie Veilchen, Thymian, Kamille und Lavendel.

Nicht zuletzt durch das große ehrenamtliche Engagement dürfte auch in Zukunft dafür gesorgt sein, dass das Kloster Oelinghausen seinem Ruf, ein geistliches und kulturelles Zentrum der Region zu sein, gerecht bleiben wird.

Hintergrund

Historiker haben sich immer wieder eingehend mit der Geschichte des Klosters Oelinghausen befasst. Einen Überblick über die Historie und aktuelle Informationen über Kloster, Gottesdienste und kulturelle Angebote gibt es im Internet (www.­oelinghausen.de). Über die Aktivitäten des Freundeskreises informiert dessen Internetseite (www.freundeskreis-­oelinghausen.de).

Die Feiern zum Jubiläum enden an diesem Sonntag, 12. Oktober, mit einem Festgottesdienst: Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz wird um 10.00 Uhr das Pontifikalamt in der Klosterkirche feiern, das anschließende Begegnungsfest wird um 11.30 Uhr eröffnet. Gleichzeitig wird der Erzbischof damit seinen Amtssitzwechsel beenden: Nach einer Woche Aufenthalt im Sauerland kehrt er vom Kloster Oelinghausen aus wieder zurück nach Paderborn.

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