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14.11.2025
Dr. Andreas Neuwöhner (Leiter des Stadtmuseums), die Künstlerin Renate Kastner, Monika Schrader-Bewermeier (Christlich-Jüdische Gesellschaft) sowie Xenia Nickel (Vorsitzende Jüdische Kultusgemeinde Paderborn) stehen vor dem Kunstwerk im Stadtmuseum.
Foto / Quelle: Stadt Paderborn

Wie kann man Erinnerung schaffen?

Kunstwerk von Renate Kastner im Stadtmuseum Paderborn setzt sich mit der Schoah auseinander.

Paderborn

Mit dem Kunstwerk „Memoria“ von Renate Kastner ist das Stadtmuseum Paderborn um ein neues und bedeutendes Ausstellungsstück reicher: Die Künstlerin setzte sich in ihrer Arbeit mit der Erinnerung an die Schoah auseinander. „Wir sind dankbar, dass wir ein solch außergewöhnliches und besonderes Kunstwerk im Stadtmuseum zeigen dürfen“, betont Dr. Andreas Neuwöhner, Leiter des Stadtmuseums.

Anlässlich des 70. Jahrestags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Januar 2008, fasste Renate Kastner den Entschluss sich in einem Werk mit der Schoah auseinanderzusetzen. „Während meiner Arbeit stand immer die Frage im Raum, wie wir und die zukünftigen Generationen uns erinnern können. Mit meinem Werk habe ich eine Frage gestaltet, die Antwort kommt von den Menschen, die es betrachten“, betont die Künstlerin.

Von der Paderborner Historikerin Dr. Margit Naarmann bekam Kastner zahlreiche Fotos von jüdischen Menschen aus Paderborn, die von der Schoah betroffen waren. Mithilfe ihres Sohnes entwickelte Renate Kastner in einem eigens eingerichteten Fotostudio Leinwandstoffe mit diesen Fotos. „Die Installation besteht aus einer eisernen Gitterwand als Symbol für Ausgrenzung und Gefangennahme in Konzentrationslagern“, erklärt Dr. Neuwöhner. In den Zwischenräumen der Gitter sind die Leinwandstoffe mit den Portraits gespannt.

Halbtransparenter Vorhang

Davor hängt ein halbtransparenter Vorhang, der die meisten Porträts verdeckt, sie scheinen nur undeutlich hindurch. Der Vorhang ist mit einem Text bedruckt, dessen Inhalt undefinierbar bleibt. Buchstaben und Zahlen reihen sich zusammenhanglos und in unterschiedlichen Schrifttypen aneinander. Hin und wieder erkennt man ein Wort oder eine Zahl, die Hinweise geben können. Wie und mit welchen Worten werden wir erinnern?

„Der Vorhang steht symbolisch dafür, dass Erinnerung schwindet, wenn man sie nicht wachhält“, beschreibt die Künstlerin. Mit ihrem Kunstwerk, das bereits im Adam und Eva Haus und in der Synagoge in Paderborn ausgestellt war, möchte Renate Kastner dazu beitragen, dass die Erinnerung bleibt. Überlebende können nicht mehr ihr Erleben schildern und die Erinnerung an die Ermordung und Vertreibung der europäischen Juden wachhalten, so die Künstlerin.

Zur Sache

Zu sehen ist das Kunstwerk zu den regulären Öffnungszeiten des Stadtmuseums: dienstags bis sonntags zwischen 10 bis 18 Uhr.

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