Was ist sinnstiftend?
Caritas-Werkstätten in Arnsberg und Café Galli Cantu in Hüsten sind Ziele von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz bei seinem Amtssitzwechsel ins Sauerland.
Bei seinem Amtssitzwechsel ins Sauerland in dieser Woche besuchte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz sowohl die Caritas-Werkstätten in Arnsberg als auch das ehrenamtlich getragene Café „Galli Cantu“ in Hüsten. In seinen Gesprächen erfährt der Paderborner Erzbischof, wie wichtig und sinnstiftend Arbeit und Gemeinschaft sind, das Gefühl, gebraucht zu werden, einen Ort zu haben, an dem man willkommen ist.
In den Caritas-Werkstätten Arnsberg ist die erste Besuchsstation von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz die Gärtnerei. Der Paderborner Erzbischof schaut den Beschäftigten nicht nur über die Schulter. Er spricht jede und jeden persönlich an, interessiert sich, hört zu. Was ist hier die Aufgabe? Wie lange dauert so ein Gesteck? Seit wann wachsen die Weihnachtssterne hier schon? Woran erkennt man jetzt schon, ob das ein roter oder weißer Weihnachtsstern ist?
Menschen mit ihren jeweiligen Fähigkeiten annehmen
In den Caritas-Werkstätten in Arnsberg arbeiten 340 Menschen mit Behinderung. Drei Bereiche besucht der Erzbischof. Nach der Gärtnerei erlebt er, wie in der Metallwerkstatt Gewinde gefräst werden. Außerdem begegnet er Menschen mit mehrfachen Behinderungen, die Schrauben und Muttern in Tüten verpacken. Was für Menschen ohne Behinderung schnell zu erledigen wäre, dauert hier seine Zeit. Und das ist in Ordnung, wie Erzbischof Bentz aus eigener Erfahrung weiß.
Sein Bruder ist ebenfalls mehrfach behindert und hat in einer Werkstatt gearbeitet. „Mein Bruder hat sich morgens immer gefreut, zur Arbeit abgeholt zu werden“, sagt der Erzbischof. Diese Freude erlebt er auch in Arnsberg. Wenn die Beschäftigten von ihren Aufgaben erzählen.
Leistung, Geld, Erfolg. Das zählt auf dem ersten Arbeitsmarkt. „Hier gelten andere Maßstäbe“, unterstreicht Erzbischof Dr. Bentz. „Die Werkstätten bieten einen geschützten Rahmen, in dem es leichter ist, jeden Menschen mit seinen jeweiligen Fähigkeiten anzunehmen“.
Für die Beschäftigten ist es wichtig, echte Aufträge aus der Industrie zu erhalten. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz sagt: „Hier erlebe ich, dass es sinnstiftend ist, das Gefühl zu haben, dass es gut und sinnvoll ist, was ich mache. Dass ich mich mit meinen Fähigkeiten einbringen kann“.
„In den Werkstätten spürt man, dass es darauf ankommt, dass jede und jeder in seiner Unterschiedlichkeit Würde hat“, betont der Paderborner Erzbischof. „Da ist es unser Part als Kirche, etwas zu dieser Würde beizutragen, indem wir deutlich machen: Gott will dich und Gott will, dass dein Leben in deinen Möglichkeiten gelingt.“ Daher ist es für den Erzbischof eine besondere Aufgabe von Kirche, in solchen Werkstätten für die Beschäftigten da zu sein. Gott ins Spiel zu bringen, zum Beispiel durch die seelsorgliche Begleitung.
Café Galli Cantu in Hüsten
Seit fünf Jahren tragen Ehrenamtliche, insbesondere aus der Kirchengemeinde, das Café Galli Cantu in Hüsten. Kaffee und Waffeln gibt es hier von Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr. Dazu einen offenen Bücherschrank, eine Spielecke für Kinder, kostenloses WLAN. All das in den Räumen des katholischen Gemeindezentrums.
Das Café hat viele Gesichter. Im Gespräch mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz schwärmen rund 20 ehrenamtlich Mitarbeitende von süßen und pikanten Waffeln, berichten, dass sie durch den Erlös des Cafés jedes Jahr mehrere Tausend Euro spenden können und erzählen von Begegnungen, die die Besucher des Cafés verändern. Der Grundgedanke von Galli Cantu ist schnell erklärt: Jeder, der ins Café kommt, soll sich einen Kaffee (für einen Euro) und eine Waffel (mit Eis, Sahne und Kirschen für zwei Euro) leisten können. Und noch viel wichtiger: Jeder, der reinkommt, trinkt seine Tasse Kaffee in Gemeinschaft. Jeder findet jemanden zum Reden. Man setzt sich dazu oder lädt andere Gäste an den eigenen Tisch ein.
„Wichtig ist, dass die Menschen sich hier wahrgenommen und gesehen fühlen“, sagt Birgitta Weber-Bange. Sie ist Teil des Kernteams der Ehrenamtlichen. „Hier ist der Ort, um Kontakte zu knüpfen. Hier ist der Ort, um über das zu reden, was mich bewegt.“ Das Café zeigt: Es ist sinnstiftend, in Gemeinschaft zu sein. Sich willkommen zu fühlen. Erzählen und zuhören zu können. Somit zu erleben, dass jede und jeder von Gott gewollt ist. Das führt Erzbischof Dr. Bentz zur Frage: „Würden die Leute sagen, dass das Café ein Ort von Kirche ist?“ Die klare Antwort: „Ja.“ Birgitta Weber-Bange sagt: „Das spüren die Menschen an uns. Wenn man die Menschen sieht, die sich hier engagieren, weiß man: Das ist Kirche“.