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07.06.2025
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Von feige bis überfällig

Die ersten Regionalkonferenzen zur Pastoraltransformation fanden in Dortmund und Paderborn statt. Neben deutlicher Kritik gab es auch Zustimmung.

Von Patrick Kleibold und Wolfgang Maas
Dortmund / Paderborn

Eine reine Informationsveranstaltung sollte es ausdrücklich nicht sein. Das betonte Tobias Heinrich, Leiter der Koordinierungsstelle für pastorale Transformation, zu Beginn der beiden Regionalkonferenzen in Dortmund und Paderborn. Es gebe auch keinen fertigen Masterplan in irgendeiner Schublade. Vielmehr wollten Heinrich, Generalvikar Michael Bredeck und Annegret Meyer, koordinierende Bereichsleiterin Pastorale Dienste, hören, was die 350 Teilnehmer beider Konferenzen zu sagen hatten.

Und das Publikum, bestehend aus Priestern, Hauptamtlern und zum überwiegenden Teil ehrenamtlich Engagierten, brachte schnell zwei Dinge auf den Punkt. Zum einen seien Ehrenamtler bei der Konzeptionierung nicht beteiligt worden. Zum anderen wollten sie wissen, wie ihre Arbeit vor Ort aussehen könne. Generalvikar Bredeck machte deutlich, dass die Struktur der Verwaltung vom Erzbistum vorgegeben werde und nicht zu diskutieren sei. „Darunter gibt es einen großen Raum, der gefüllt werden muss.“ Heißt: Wie die Arbeit vor Ort im Detail aussehen wird, könne man derzeit noch gar nicht sagen – und das sei eben auch eine große Chance.

Interessant war eine Abstimmung per Handy. Jeder, der wollte, konnte mit wenigen Worten beschreiben, wie er oder sie sich nach der Vorstellung des Konzeptes fühlte. Schnell füllte sich der Bildschirm und es wurde laut im Tagungssaal – es gab Diskussionsbedarf. „Leitung ohne Plan“, „falscher Zeitpunkt“, „ambitioniert“, „unpersönlich“, „ja, notwenig, aber …“ – diesen Reaktionen standen Aussagen wie „zügig umsetzen“, „entspannt“ und „mutig“ gegenüber.

Gemeindereferent Michael Thiedig aus Dortmund wollte unter anderem wissen, wie der Beziehungsaspekt in den größeren Einheiten gelingen kann.
Foto / Quelle: Michael Bodin / Erzbistum Paderborn

Michael Bredeck konnte schließlich „kein einheitliches Bild“ erkennen, die Stimmung pendelte zwischen „feige“ und „überfällig“. Beide Begriffe wurden häufig genannt. Zudem beschäftigte die Anwesenden die Zahl 25. „Warum soll es maximal 25 Seelsorgeräume geben?“ „Das ist der Personalprognose für das Jahr 2040 geschuldet“, erklärte der Generalvikar mit Blick auf die immer geringer werdende Zahl von Priestern. Pfarrer Ludger Keite betonte daraufhin, dass sich alternative Leitungsformen wie etwa ein Pfarrbeauftragter – also ein Laie, der die Pfarrei leitet – im Dortmunder Nordosten bewährt hätten. Diese Formen solle man nicht aus den Augen verlieren.

Insgesamt, das ließ sich aus den Wortmeldungen am Ende der überwiegend sachlichen Veranstaltungen erkennen, konnten die Vertreter des Erzbistums einige Zweifel und Ängste ausräumen. Dennoch blieb eine gewisse Skepsis zurück, da viele Fragen zur künftigen Struktur und deren Auswirkungen auf das Gemeindeleben unbeantwortet blieben. Ebenso gab es die Sorgen, dass die Anregungen des Abends „irgendwo im Nirwana verschwinden“. Aber: „Der Bistumsprozess ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagte Tobias Heinrich. Man wolle sich weiterhin der Bedenken der Gläubigen annehmen und diese veröffentlichen. Es bleibt also abzuwarten, welche Ergebnisse die nächsten Regionalkonferenzen bringen werden und inwieweit die Bistumsleitung die Anregungen in die Ausgestaltung des Bistumsprozesses einfließen lässt.

Doch eines lässt sich schon jetzt sagen: Niemand zweifelt daran, dass neue Bistumsstrukturen gebraucht werden. Neue Strukturen alleine werden aber nicht helfen: Es braucht auch Glaubensinhalte und eine feinfühlige Kommunikation, damit sich die vielen engagierten Menschen gesehen, gehört und auch mitgenommen fühlen.

Zur Sache

Weitere Regionalkonferenzen gibt es in Gütersloh (20. Juni), Siegen (1. Juli), Soest (2. Juli), Bielefeld (27. August), Bad Oeynhausen (28. August), Hagen (29. August), Schmallenberg (19. September), Marienmünster (1. Oktober), Meschede (2. Oktober) und Korbach (22. Oktober).

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