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21.04.2025
In seiner Predigt zum Ostersonntag beschrieb Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz die kollektive Erfahrung von Verlust in Gesellschaft und Kirche.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Vom größten Verlust zu etwas Neuem

„Was muss ich fürchten?“ statt „Was darf ich hoffen?“ – von einer tiefgreifenden Verunsicherung in Gesellschaft und Kirche hat Erzbischof Bentz in seiner Osterpredigt gesprochen.

Paderborn

Im Pontifikalamt am Ostersonntag stellte der Erzbischof den grassierenden Ängsten die österliche Hoffnung entgegen: „Wenn alles verloren geht – sogar das Leben – du selbst gehst nicht verloren! Deine Angst vor dem Verlust findet eine Antwort am leeren Grab: Gott will, dass du lebst!“

Während das Osterfest die Menschen Jahr für Jahr nach der Erfahrung größten Verlusts zur Hoffnung leite, bilde die heutige Gesellschaft oftmals ein gegensätzliches Bild ab. In seiner Predigt beschrieb Bentz die kollektive Erfahrung von Verlust in Gesellschaft und Kirche. Besonders die jüngeren Generationen seien von ihr betroffen: „Es geht nicht mehr für alle der Fahrstuhl nach oben, wie es mit Blick auf meine eigene Jugendzeit noch der Soziologe Ulrich Beck festgestellt hatte. Die Frage früherer Generationen ‚Was darf ich hoffen?‘ ist der Frage heutiger Generationen gewichen: ‚Was muss ich fürchten?‘“, zitierte Dr. Bentz den Philosophen Immanuel Kant und den Soziologen Andreas Reckwitz.

Politische, gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Verlusterfahrungen würden dabei bestimmte Reaktionen hervorrufen. Einige von ihnen, so der Erzbischof, seien die Leugnung der Verlusterfahrung, der Kampf nach dem Recht des Stärkeren und die Modernisierungsverweigerung, also das nostalgische Festhalten am Alten. Am Vertrauten festzuhalten, verschaffe Sicherheit in der Unübersichtlichkeit dessen, was sich entwickele, erklärte Bentz. In erster Linie sei es aber Angst und Enge, mit der die Menschen auf jene Verlusterfahrungen reagierten: „Damit boomt für Populisten ‚das Geschäft‘.“

Verlust als Teil des Lebens

„Verlust ist Teil unseres Lebens“Auch der Verlust, der innerhalb der Kirche angesichts sinkender Kirchenmitgliedszahlen und der Relevanz von Kirche innerhalb der Gesellschaft, aber auch angesichts fassbarer Verluste, wie der von Kirchengebäuden und des Pfarrers vor Ort, sei in dieser Zeit spürbar.Die Reaktionen auf die kirchlichen Verlusterfahrungen ähnelten denen der zuvor genannten: „Müssten wir als Christen nicht souveräner, konstruktiver, resilienter damit umgehen können? Bietet der Glaube nicht einen Halt gerade angesichts von Verlust?“, fragte Dr. Bentz. Es sei die erste Botschaft des Osterevangeliums an die Jünger damals und an uns heute. „Ostern gibt es nicht ohne die Erfahrung des Verlusts. Die Erfahrung des Verlusts kleinzureden oder zu behaupten, es gibt diesen Verlust gar nicht, ihn mit Utopien auf Zukunft hin zu übertünchen – das ermöglicht keine tragfähige Zukunft“, mahnte der Erzbischof. „Verlust ist nicht Makel. Verlust ist Teil unseres Lebens.“

Die Verlustangst nicht zu instrumentalisieren, sondern mit ihr umzugehen, sei Inhalt der Erzählung um den auferstandenen Jesus. „Wer an die Auferstehung glauben kann, wer vertraut, dass Gott wirklich den Tod überwunden hat in Jesus Christus, der vertraut darauf: Im größten Verlust kann etwas Neues werden.“Man könne sich der Verlusterfahrung stellen, ermutigte Dr. Bentz die Gläubigen im Dom: „Auch, wenn sie schmerzt und wehtut, weil es da noch etwas mehr gibt als nur Verlust.“

pdp
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