Magdeburgs Weihnachtsmarkt vorerst gestoppt
Ein Jahr nach Amokfahrt: Stadt warnt vor einer Kapitulation vor dem Terror und hofft, doch noch eine Genehmigung erteilen zu können.
Als Grund wurde ein Schreiben des Landesverwaltungsamtes genannt, das das vorgelegte Sicherheitskonzept beanstande und die Stadt anweise, dem Konzept nicht zuzustimmen. Darin heiße es unter anderem, der Veranstalter schaffe mit dem Markt „ein potenzielles Anschlagsziel“. Die parteilose Oberbürgermeisterin Simone Borris betonte, man wolle diese Warnung „sehr ernst nehmen, da die Sicherheit absolute Priorität hat“. Zugleich kritisierte sie, dass das Amt bisher nicht ausreichend begründet habe, worauf diese neue Einschätzung konkret beruhe.
Borris warnte zugleich, eine Absage des Weihnachtsmarkts wäre „eine Kapitulation der breiten Stadtgesellschaft vor dem Attentat vom 20. Dezember 2024. Dies stünde im Widerspruch zu unseren Traditionen und Kultur und wäre weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus ein fatales Signal.“
Terrorabwehr als staatliche Aufgabe
Das Landesverwaltungsamt moniert nach Angaben der Stadt unter anderem, dass die Veranstaltergesellschaft die Verantwortung für mögliche Anschläge bei Polizei und Sicherheitsbehörden sehe. Borris betonte dagegen, dass Terrorabwehr immer eine staatliche Aufgabe sei, die ein Veranstalter nicht übernehmen könne. Auch die Polizei habe dies bestätigt. Die Veranstaltergesellschaft ist nach Angaben der Stadt bereit, viele der Hinweise umzusetzen, lehnt aber die vollständige Übernahme der Verantwortung für Terror- und Amoktaten sowie eine komplette Einzäunung des Marktes ab.
Borris erklärte weiter, dass die Landeshauptstadt „aufgrund der Weisung des Amtes vorerst keine Genehmigung“ erteilen könne. Sie hoffe aber auf eine andere Lösung nach Gesprächen mit dem Land Sachsen-Anhalt, damit der Markt „durch eine Bündelung aller Kräfte“ doch noch stattfinden kann.
Bei seiner Amokfahrt am 20. Dezember 2024 hatte ein 51-jähriger Arzt, der vor 19 Jahren aus Saudi-Arabien nach Deutschland gekommen war, sechs Menschen getötet und mehr als 300 zum Teil schwer verletzt. Am Montag begann der Prozess am Magdeburger Landgericht. Mit allein knapp 180 Nebenklägern könnte er eines der größten Strafverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte werden. Bis Mitte März sind 47 Verhandlungstage angesetzt, in der Regel drei pro Woche.