Keine Angst im Krankenhaus
Eine Klinik kann für Kinder ein unheimlicher Ort sein. Ein Besuch in der Teddyklinik schafft Abhilfe.
Surrende Röntgenapparate, piksende Spritzen und der Geruch nach Desinfektionsmitteln: Wenn ein Kind zum ersten Mal ins Krankenhaus muss, gibt es viel Ungewohntes, das Angst machen kann. Und wenn es schlecht läuft, bleibt dieser erste Eindruck ein Leben lang. Die freiwilligen Helfenden der Teddykliniken möchten Kinder mit ihren Ängsten nicht allein lassen und ihnen spielerisch zeigen, was im Krankenhaus gemacht wird.
Ursprünglich kam die Idee in den 1990er Jahren aus Skandinavien. Der Ablauf ist immer ähnlich: Kinder können ihre „kranken“ Stofftiere in die Klinik bringen und dürfen sie dort mithilfe von Studierenden untersuchen und versorgen. Fast alle Universitätskliniken in Deutschland bieten jährlich „Teddykliniken“ an; die meisten der kommenden Termine finden im Frühjahr/Sommer 2026 statt und sind über die Homepages der jeweiligen Krankenhäuser zu finden.
Kranke Riechzellen beim Plüschhund
Eine der vielen Medizinstudierenden, die sich in einer Teddyklinik engagieren, ist Vivia Minor. Sie studiert im neunten Semester an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Zu Beginn ihres Studiums fiel ihr eine Broschüre in die Hände, in der für die Mitarbeit bei der Teddyklinik geworben wurde. Sofort war sie Feuer und Flamme. Inzwischen ist Minor ein fester Teil des Teams und betreut auch die Pressearbeit der Mainzer Teddyklinik.
Einmal im Jahr öffnet diese für ein Wochenende ihre Pforten. „Wir haben so viele schöne Begegnungen mit den Kindern“, sagt Minor. „Mein persönliches Highlight war ein Kind, das seinen Stoffhund mitbrachte. Ich weiß noch, dass er Schnuffi hieß. Das Kind erklärte mir, dass die Riechzellen in der Nase des Hundes nicht funktionierten.“
Gemeinsam mit dem kleinen Hundebesitzer untersuchte Minor das Plüschtier; schließlich gab es eine Medizin für den kuschligen Patienten. Davon profitieren auch die Kinder – denn die „Spritzen“ ohne piksige Spitze, die es am Ende der Veranstaltung gibt, enthalten Süßigkeiten.
Das Eis zu brechen versuchen die Studierenden schon vorher. „Manche Kinder brauchen einen Moment, um warm zu werden“, berichtet Minor. „Andere tauchen gleich in eine kreative Welt ein und wissen auch schon genau, was ihrem Kuscheltier fehlt. Viele Stofftiere hätten etwa einen Beinbruch, bräuchten ein Röntgenbild oder eine Computertomographie – dafür hat das Team eigens Miniaturgeräte nachgebaut. Es gibt eine Auswahl an „Röntgenbildern“ für Hunde, Katzen, Bären und andere Tiere, die wahlweise zum Einsatz kommen.
Ein Krankenhaus kennenlernen
Das Konzept, dass Kinder ihre Plüschtiere wie Eltern begleiten und darüber spielerisch die Abläufe im Krankenhaus kennenlernen, kommt gut an. „Wir haben bei jeder Teddyklinik etwa 1.000 Kinder zu Besuch“, sagt Minor. Sie erhielten viel positives Feedback von Kitas – und auch von den Kolleginnen und Kollegen aus der Pädiatrie, der Kinderheilkunde. Die freut es, wenn ihren jungen Patienten Vorbehalte und Ängste vor einem Krankenhausaufenthalt ein bisschen genommen werden.
Für Vivia Minor ist es jedes Jahr „ein ganz besonderer Moment, die Kinder zu begleiten. Ich lerne dabei nicht nur für meine spätere Arbeit als Ärztin, sondern auch, wie ich gut mit Kindern umgehen kann.“