Historiker Ernesti: Leo XIV. bleibt vorerst eine Blackbox
Vom Augustiner zum Pontifex, vom Bischof in Peru zum Papst in Rom. Wie tickt Papst Leo XIV.?
Warum ist Papst Leo XIV. so beliebt? Weil er bislang noch niemanden vor den Kopf gestoßen habe, erklärt der Kirchenhistoriker Jörg Ernesti in Bonn im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Papst sei noch für viele eine Projektionsfläche. „Man weiß jetzt noch nicht so recht einzuschätzen, was drin steckt und was herauskommt“, ordnet der Historiker die ersten 100 Tage von Papst Leo XIV. ein.
„Uns in Deutschland interessiert natürlich vor allen Dingen, ob er ein progressiver, fortschrittlicher, liberaler Papst ist oder doch eher ein Mann, der in Kontinuität zu den Vorgängern steht“, sagt Ernesti. Mehr werde man wissen, wenn Papst Leo XIV. seine erste Enzyklika veröffentlicht, meint der Historiker. Er weist darauf hin, dass seit Papst Leo XIII. (1878-1903) eigentlich jeder Papst in seinem ersten Lehrschreiben eine Art Regierungsprogramm entworfen habe. Dem Vernehmen nach soll Papst Leo XIV. bereits daran arbeiten
Am 8. April wurde Kardinal Robert Francis Prevost (69) zum Papst gewählt und nahm den Namen Leo XIV. an. Er ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Vor seiner Ernennung zum Leiter der Bischofskongregation durch Papst Franziskus im Januar 2023 war Prevost lange in Peru tätig, unter anderem als Bischof von Chiclayo und besitzt daher auch die peruanische Staatsangehörigkeit. 1977 trat er im Alter von 21 Jahren dem Augustinerorden bei, dessen weltweite Leitung er zwölf Jahre lang innehatte, bevor er nach Südamerika ging.