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30.09.2025
Komiker Hape Kerkeling (1.R.m.) erhält den Eugen-Bolz-Preis am 29. September 2025 in Rottenburg.
Foto / Quelle: Silke Uertz/KNA

Hape Kerkeling erhält Eugen-Bolz-Preis 2025

Sprüche wie „Weisse Bescheid, Schätzelein“ fehlten am Montagabend bei der Verleihung des Eugen-Bolz-Preises 2025 an Hape Kerkeling. Es ging ums Eingemachte, um die Demokratie und die Bekämpfung ihrer Feinde.

Rottenburg

Er kam nicht mit Schnäuzer, Herrenhandtasche und speckigem, khakifarbenen Trenchcoat als angeschwipster Reporter des „Grevenbroicher Tagblatts“. Sondern in feinem, dunkelblauem Zwirn erschien der Komiker Hape Kerkeling am Montagabend im baden-württembergischen Rottenburg am Neckar. Schließlich ging es um eine ernste Sache: Der Entertainer erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Eugen-Bolz-Preis für seine Verdienste um Demokratie und Rechtsstaat.

Für den Vorsitzenden des Stiftungsrates der Eugen-Bolz-Stiftung, den Rottenburger Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU), überzeugt Kerkeling nicht nur als Künstler, sondern auch durch Haltung und Menschlichkeit. Und diese Haltung zeigte er auch beim Festakt, bei dem er für ein Verbot der AfD warb. Er hält sie schlicht für gefährlich. Für zu gefährlich. Zwar sei nicht jeder AfD-Wähler ein Verfassungsfeind, viele fühlten sich einfach abgehängt, meinte er und mahnte, mit allen im Gespräch zu bleiben. Die Demokratie lebe nun mal vom Kompromiss, aber überleben könne sie nur durch Kompromisslosigkeit gegenüber ihren Feinden.

Als Freund und Verbündeten nannte die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali Kerkeling in ihrer Laudatio. Nach Ansicht Hayalis, stets eine Freundin deutlicher Worte, darf man klare Positionierungen nicht allein Politikern überlassen. „Schweigen ist keine Option mehr“, meinte die ZDF-Moderatorin. „Fünf vor zwölf ist verstrichen, zwölf ist es aber auch noch nicht.“ Es gebe noch Hoffnung – vor allem durch Menschen wie Kerkeling.

Kerkeling: Komiker und Kämpfer für die Demokratie

Der Entertainer wurde 1964 in Recklinghausen geboren. Seine Figuren wie „Hannilein“ oder „Horst Schlämmer“ machten ihn berühmt. Seine autobiographischen Bestseller-Bücher „Der Junge muss an die frische Luft“ und „Ich bin dann mal weg“ wurden verfilmt, letzteres Buch löste einen Pilgerboom auf dem Jakobsweg aus. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Kerkeling nutzt seinen Promi-Status immer wieder, um für den Erhalt der Demokratie zu werben.

Dafür erhielt er nun den Eugen-Bolz-Preis – wie schon Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (2017) und die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch (2010). Die Ehrung wurde erstmals 1997 und seither in Abständen von zwei bis vier Jahren an Personen vergeben, die sich für Verfassung und Demokratie engagieren.

Mehr als Wohlstand und Konsum

Der Preis erinnert an den gebürtigen Rottenburger und früheren württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz, der 1945 als NS-Widerstandskämpfer in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Bei einem Besuch der Gedenkstätte als Schüler hatte Kerkeling den Namen Bolz zum ersten Mal gehört, er will dessen Erbe hochhalten.

Der Generalvikar des katholischen Bistums Rottenburg-Stuttgart, Clemens Stroppel, würdigte Kerklings Einsatz als Schulpate beim deutschlandweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ – und überhaupt gegen Radikalismus. „Friede ist mehr als Wohlstand und Konsum“, mahnte der Geistliche. Als Fan von Kerkelings Humor und auch des Menschen outete sich Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU). Der Komiker mache mit seinem Engagement für Rechtsstaat und Demokratie deutlich: „Das Leben ist kein Quiz und wir sind alle nicht Kandidaten, sondern geforderte Akteure.“ Kerkeling zeige, dass Haltung und Unterhaltung keine Gegensätze seien.

KNA
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