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20.09.2025
Ende 2023 lebten in Deutschland nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz.
Foto / Quelle: Julia Steinbrecht/KNA

Gesunder Lebensstil beugt Demenz am besten vor

Alzheimer ist aktuell nicht heilbar. Neue Therapien, die den Abbau verlangsamen sollen, wecken Hoffnung. Aber für Euphorie ist es noch zu früh.

Berlin

Ein gesunder Lebensstil ist nach Darstellung von Ärzten und Wissenschaftlern die beste Vorbeugung gegen eine mögliche Demenzerkrankung. Zwar sei ein hohes Lebensalter der größte Risikofaktor für eine Demenz, erklärten Experten am Freitag in Berlin im Vorfeld des Weltalzheimertages am Sonntag. Dennoch hätten Demenzforscher 14 weitere beeinflussbare Risikofaktoren für Demenzerkrankungen benannt. „Wenn sie alle vermieden würden, könnte die Zahl der Demenzen um bis zu 45 Prozent reduziert werden.“

Die Lancet-Kommission zur Prävention, Intervention und Pflege von Demenz hatte 2024 in einem Bericht ein abnehmendes Sehvermögen und ein zu hohes Cholesterin als neue Demenz-Risikofaktoren identifiziert. In der Studie von 2020 hatten die Wissenschaftler zwölf Faktoren genannt, unter anderem Depressionen, Schwerhörigkeit, soziale Isolation, Bewegungsmangel oder Bluthochdruck.

Solche Hilfsmittel könne an Demenz erkrankten Menschen helfen.
Foto / Quelle: Harald Oppitz/KNA

Der Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Swen Staack, sagte, gesunde Ernährung, körperliche und geistige Aktivität sowie vielfältige soziale Kontakte könnten Erkrankungen vorbeugen, aber auch den Verlauf einer bereits eingetretenen Demenz deutlich positiv beeinflussen. „Leider wird dieses Potenzial auch von Ärztinnen und Ärzten häufig unterschätzt.“

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, Michael Rapp, verwies auf die große Bedeutung einer frühen und flächendeckenden Diagnose. Sieben bis 15 Prozent der Demenzursachen seien umkehrbar und könnten ursächlich behandelt werden. Das seien 20.000 bis 30.000 Erkrankungsfälle pro Jahr, die man bei flächendeckender Diagnostik jedes Jahr vermeiden könnte, so Rapp.

Auch das gerade in der EU zugelassene Alzheimermedikament „Leqembi“/Lecanemab, das erstmals zu einer spürbaren Verzögerung der Erkrankung führen könne, setze eine sehr frühzeitige Diagnostik voraus, ergänzte er. In Deutschland wird die Zahl der potenziell geeigneten Patienten für das Medikament auf 30.000 bis 60.000 geschätzt. Die Therapiekosten belaufen sich auf etwa 40.000 Euro pro Jahr und Patient.

Spiele können helfen, geistig fit zu bleiben.
Foto / Quelle: Julia Steinbrecht/KNA

Der Weltalzheimertag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Demenz – Mensch sein und bleiben“. In der gesamten „Woche der Demenz“ werden vom 19. bis zum 28. September bundesweit vielfältige Aktionen organisiert, um auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen.

Die Experten betonten am Freitag, dass eine Demenzerkrankung die Menschen stark verändere. „Doch der Mensch bleibt. Die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, bleibt bis zuletzt erhalten.“ Alle Bürger könnten mit Wissen, Verständnis, Mitgefühl und Unterstützung dazu beitragen, dass „die Erkrankung in den Hintergrund tritt und Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen Teil unserer Gesellschaft sind und bleiben“.

KNA

Hintergrund

Ende 2023 lebten in Deutschland nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Mit über 60 Prozent ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form. 2023 sind etwa 400.000 Menschen im Alter ab 65 Jahren neu an einer Demenz erkrankt.

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