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10.07.2025
Erstmalig sind beide Kunstwerke in einer Vitrine in der Schatzkammer des Diözesanmuseums nebeneinander zu sehen und öffentlich zugänglich.
Foto / Quelle: Diözesanmuseum Paderborn

Faszination Bergkristall

Ein seltenes Reliquiar aus Köln trifft auf seinen „Zwilling“ in Paderborn.

Paderborn

Bergkristall – ein geheimnisvolles und faszinierendes Material. Von der Antike bis zur Gegenwart fertigten Goldschmieden aus dem durchsichtigen und farblosen Mineral einzigartige Kunstwerke. Seit dieser Woche ist ein ganz besonderes Exemplar dieser Art im Diözesanmuseum Paderborn zu Gast: Ein rund 800 Jahre altes Reliquiar aus einer Kölner Privatsammlung, das in der Kunstgeschichte bisher völlig unbekannt war. In der Schatzkammer des Museums trifft es nun auf ein Zwillingsstück, dass sich seit mehreren Jahren als Leihgabe im Bestand des Diözesanmuseums befindet. Insgesamt existieren nur vier Exemplare dieser Art weltweit.

Museumsdirektor Holger Kempkens wurde bereits 2023 bei der Ausstellung „Magie Bergkristall“ im Museum Schnütgen in Köln auf das besondere Reliquiar aufmerksam, da es eine große Ähnlichkeit zu einer Leihgabe in Museumsbeständen aufwies. Daraufhin war der Kontakt zu Elmar Robert, Experte für mittelalterliche Kunstwerke und Inhaber der Kunsthandlung „Medieval Art Cologne“, schnell hergestellt, sodass das rund 800 Jahre alte Exponat seit Kurzem dem Diözesanmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung steht. „Dieses außerordentliche Exponat trifft bei uns auf ein ‚Zwillingstück‘, das sich als Leihgabe der Kirche St. Petri, Geseke, bei uns im Museum befindet“, sagt Museumsdirektor Holger Kempkens, Direktor des Diözesanmuseum Paderborn. „Man erkennt sofort die Gemeinsamkeiten der Bergkristall-Reliquien in Material und Formen: Beide Stücke tragen im Zentrum einen ausgehöhlten Bergkristallzylinder, der heute leer ist. Einst waren darin Reliquien verehrter Heiliger bewahrt, die durch einen kleinen Klappdeckel an der Schmalseite der beiden Stücke eingebracht wurden. Einen so großen Bergkristall auszuhöhlen war vor rund 800 Jahren eine technische Meisterleistung.“  Elmar Robert und Holger Kempkens sind sich einig, dass beide Stücke um das Jahr 1.200 in der gleichen Goldschmiedewerkstatt gefertigt wurden, die wohl in Köln ansässig war. An der Leihgabe befinden sich noch die geschliffenen Schmuckkristalle, Linsen genannt. Dem Paderborner Museumsstück fehlen diese Elemente. Reste von Halterungen für solche ‚Linsen‘ sind aber noch vorhanden, so dass ersichtlich wird, wie dieses Stück einst verziert war.

Erstmalig sind beide Kunstwerke in einer Vitrine in der Schatzkammer des Diözesanmuseums nebeneinander zu sehen und öffentlich zugänglich. Das Zusammentreffen der Stücke in Paderborn ist auch deshalb so bedeutsam, weil es auf der ganzen Welt insgesamt nur vier Reliquiare dieser Art gibt. Recherchen zufolge befindet sich noch je ein weiteres Stück in Sammlungen in den USA und in Belgien.

Über das Material Bergkristall:

Bergkristall ist eine klare, farblose Variante des Minerals Quarz. Sein Name stammt von seiner Ähnlichkeit mit Eis – die alten Griechen hielten ihn für dauerhaft gefrorenes Wasser. Das Besondere am Bergkristall ist seine Reinheit und Transparenz. Er bildet sich in Hohlräumen von Gesteinen, meist in Form von sechseckigen Kristallen mit spitzen Enden. Diese Klarheit und die regelmäßige Struktur machen ihn nicht nur zu einem beliebten Schmuckstein, sondern auch zu einem Symbol für Reinheit und Licht.

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