2 Min.
21.06.2025
Das Stift Heerse wurde um 868 in Neuenheerse gegründet und 1810 aufgehoben. Die ehemalige Stiftskirche St. Saturnina dient heute als Pfarrkirche.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Eine Heilige aus Heerse

In dieser Serie stellen wir selige oder heilige Frauen und Männer aus dem Gebiet des Erzbistums vor. Heute: die heilige Walburga.

Von Christina Frampton und Patrick Kleibold
Neuenheerse

Die heilige Walburga, auch Walburgis genannt, lebte vor über tausend Jahren, doch die Erinnerung an sie ist weiterhin in Neuenheerse verankert. Die Gemeinde gedenkt ihr immer am 4. März, ihrem Todes- und Namenstag. Auch die private Grundschule im Ort wurde nach Walburga benannt. Über das Leben der Heiligen sind nur wenig gesicherte Informationen überliefert. Historische Quellen deuten darauf hin, dass sie einer wohlhabenden Adelsfamilie aus Sachsen entstammte. Als dritter Bischof von Paderborn nahm ihr Bruder Liuthard eine einflussreiche Position innerhalb der Kirche ein.

Walburga soll ein jungfräuliches, tugendhaftes Leben angestrebt haben und wollte sich ganz dem Dienste Gottes widmen. In diesem Sinne gründete sie im Jahr 868 das Frauenstift Heerse im heutigen Neuenheerse bei Bad Driburg. Die Genehmigung soll von ihrem Bruder Liuthard persönlich auf der Synode zu Worms veranlasst worden sein. Bis zu ihrem Tod leitete die heilige Walburga das Stift in ihrer Funktion als Äbtissin. Zu ihrem Todesjahr und ihrer letzten Ruhestätte gibt es bis heute Unklarheiten. Der Theologe Peter Schliffke, der zu dem Thema forscht, konnte in seinen Recherchen das Jahr 888 festlegen. Sie wurde in der zu der Zeit bestehenden Stiftskirche beigesetzt. Die Inschriftplatte, mit der ihr Grab ausgestattet wurde, ist heute auf einem Sockel im Fußboden in der St. Lambertikapelle in Neuenheerse eingelassen.

Ein kleines Steinkistengrab

Das Kloster bestand fast 1 000 Jahre und wurde dann in der Säkularisation 1810 aufgelöst. 13 Jahre später wurde bei Grabungen in der St. Lambertikapelle ein kleines Steinkistengrab gefunden. Man ging davon aus, dass es die Gebeine der heiligen Walburga enthielt. Sie wurden entnommen und in einem Holzschrein in der Stiftskirche beigesetzt. 1964, rund 140 Jahre später, wurde eine weitere Grabung in der Kapelle unternommen. Diesmal wurde der gesamte Fußboden geöffnet, woraufhin ein weiteres, tiefer liegendes Grab zum Vorschein kam. Aufgrund der prominenten Lage vor dem Altar ging man davon aus, nun die echten Gebeine der Stiftsgründerin Walburga entdeckt zu haben und bestattete diese ebenfalls in dem kleinen Holzkistengrab.

Eine anthropologische Untersuchung, die im Jahr 2017 vorgenommen wurde, brachte allerdings andere Erkenntnisse. Laut Schliffke kann man davon ausgehen, dass die Gebeine der ersten Ausgrabung bereits von der heiligen Walburga stammen. Während die Ausgrabungen, die in den Sechzigerjahren vorgenommen wurden, als die Reliquien der Äbtissin Hogardis anzusehen sind, die im 12. Jahrhundert gelebt hat. Beide sind noch zusammen bestattet und finden ihre letzte Ruhe in der Stiftskirche, die heute als Pfarrkirche genutzt wird.

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