„Eine Frau, die Verwandlung anstößt“
Libori-Montag rückt Frauen in den Mittelpunkt: Weihbischof Josef Holtkotte und Geistliche Leiterin der kfd, Mechthild Wohter, halten Dialogpredigt.
Am Libori-Montag zieht es zum Pontifikalamt um 11 Uhr traditionell vor allem Frauen in den Hohen Dom. Am dritten Tag des neuntägigen Festes stehen sie im Fokus. Zum Pontifikalamt begrüßte Weihbischof Josef Holtkotte auch in diesem Jahr zahlreiche Frauen in der Paderborner Bischofskirche, darunter viele aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und anderen Verbänden.
Die Sitzbänke im Paderborner Dom waren schon lange vor Beginn des Pontifikalamtes dicht gefüllt. Viele waren in weißer Kleidung gekommen – als Zeichen der Erneuerung im Kontext der Synodalität. Der Gottesdienst, der liturgisch vor allem von der kfd gestaltet wurde, lebte von der liebevollen musikalischen Gestaltung durch den newFaces-Chor aus der Kirchengemeinde St. Michael in Oerlinghausen. Im Vordergrund stand aber vor allem der gemeinsame Dialog über das, was Glaube, Gemeinschaft und Engagement ausmacht – und über Wünsche und Hoffnungen fürs Morgen.
Einsatz, Kraft, Geduld und Vertrauen
Mechthild Wohter, Geistliche Leiterin der kfd des Diözesanverbandes Paderborn, und Weihbischof Josef Holtkotte nutzten ihre Dialogpredigt, um in den Austausch zu kommen über all jene drängenden Anliegen, die nach Einsatz, Kraft, Geduld und Vertrauen verlangen, ähnlich, wie es im Gleichnis vom Sauerteig erzählt werde. Es sei nicht nur mühsame Arbeit, sondern auch Hoffnung, von der das Gleichnis erzählt, sagte Weihbischof Holtkotte: „Wir wissen auch, dass eine gute biblische Geschichte und schöne Erfahrungen und ein Tag wie heute, nicht alle Probleme lösen. Katastrophen, Nöte, Kriege gibt es genug. Hungernde und verzweifelte, arme und missbrauchte Menschen gibt es zu viele. Deswegen brauchen wir Kraft, wir brauchen Menschen, die mit Gottes Augen in die Welt hineinschauen.“ Es gelte, jeden Menschen ernst zu nehmen und jedem seine Würde zu lassen. „Auch einzelne Menschen mit dieser Haltung, mit dieser Einstellung, können viel verändern. Durch ihr Handeln, durch ihr Sprechen. Das ist ein Sauerteig von Kraft und Hoffnung und Mut, der antreibt, der lebendig macht, der in Bewegung setzt. Das brauchen wir in unserer Zeit“, erklärt Weihbischof Josef Holtkotte.
Veränderungsprozesse anstoßen
Mechthild Wohter zeigte sich überzeugt, dass nicht nur der Sauerteig ein Bild für das Himmelreich und damit für die Welt Gottes sei: „Die Frau, die Bäckerin, setzt ihre Kraft ein und investiert Zeit. Ihre Energie, ihre Gedanken und Wünsche, vielleicht auch ihre Sorgen, fließen in den Knetvorgang ein. Sie führt Sauerteig und Mehl zusammen und stößt den Veränderungsprozess an.“ Am Ende vertraue sie darauf, dass der Sauerteig wirke, so wie sie es getan habe. „So ist das mit dem Himmelreich, so ist das in der Welt Gottes: Eine Kraft mit Veränderungspotential wirkt und sprengt Grenzen“, ergänzt Wohter.
Das Bild der Bäckerin verdeutliche, dass der Glaube das Leben intensiver mache und Sinn gebe, ergänzte der Weihbischof: „Die Bäckerin macht deutlich: Handeln und glauben, hören und tun, das gehört immer zusammen. Es geht um Gott in der Welt und es geht um den Menschen, der mit Gott auf dem Weg ist. Das alles lässt uns auch Geduld haben und: Vertrauen ins Morgen“.
Veränderung dauert
„Das Gleichnis vom Sauerteig passt wunderbar zum diesjährigen Libori-Motto ‚Vertrauen ins Morgen‘, zur Entwicklung in unseren Verbänden und zur Pastoraltransformation im Bistum“, resümierte Mechthild Wohter. Mühe, Einsatz, Zeit und so manch eine bange Frage danach, was die Zukunft für Frauen in Verbänden und für die Gemeinschaft als solche bereithalte, stünden einer entspannten Gelassenheit und dem Wissen: „Die Geisteskraft wirkt und macht unsere Arbeit fruchtbar und wertvoll – nicht alles hängt von mir ab“ gegenüber.
Was jedoch keiner so gut wisse wie „wir Frauen“, sei, dass Veränderung dauere. „Wo bleibt die Synodalität in unserer Kirche, die mit dem Synodalen Weg so hoffnungsvoll begonnen hat?“, fragte die Geistliche Leiterin der kfd und ergänzte: „Wir alle, ihr alle, die Frauengemeinschaften der Verbände, sind und bleiben verlässliche Orte – in guten und in schwierigen Zeiten nah bei den Menschen. Und jede Pastoraltransformation sollte auf jeden Fall die Expertise der Frauenverbände einholen, ihre Power und ihre Netzwerke nutzen.“
„Ich danke Ihnen für Ihren Mut, für Ihren Einsatz und auch für das ständige Wissen, dass Erwartungen nicht erfüllt werden und dass Veränderungen eine große Zeitspanne umfassen“, entgegnete Weihbischof Josef Holtkotte. Er habe viele Frauen vor Augen, deren Glauben und Engagement, Mut und Tatkraft er gesehen habe und schätze. „Auch schon in frühen Erfahrungen mit Glauben und Kirche als Kind und Jugendlicher in meiner Heimatgemeinde. Damals hatte ich die Vokabel noch nicht, heute würde ich sagen, es waren geistliche Leiterinnen“, so der Weihbischof.
Tatkraft und Gelassenheit würden Raum für Verwandlung und Veränderung schaffen und Transformation überhaupt erst ermöglichen, ist sich Mechthild Wohter sicher: „Wie schön, dass es im Evangelium von heute eine Frau ist, die Verwandlung anstößt und Veränderung möglich macht.“