Ein Haus für Menschen am Rand
In einem Neubau des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn sind in Paderborn ein Sozial-Kaufhaus sowie 16 Wohnungen entstanden.
Nach einem Jahr Bauzeit und einer Investition von 3,5 Millionen Euro haben der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn als Bauherr und der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Paderborn als Betreiber gestern (16. Juli) das „Franziskushaus“ in der Kapellenstraße eröffnet.
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz segnete bei einem Hoffest auf dem SKM-Gelände das neue Gebäude im Anschluss an einen Gottesdienst auf dem Gelände. Es sei „ein Ort, der Zukunft schenkt“, sagte er. Das Gebäude mit einem Sozialkaufhaus sowie 16 Wohnungen für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen schaffe verlässliche Räume für Menschen, was aber mehr sei als nur eine funktionale Hilfe gegen Wohnungslosigkeit. Es sei daher heute „ein Tag der Hoffnung, ein Tag, an dem aus einer Idee ein Raum wird – ein Raum der Würde.“
Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber sagte, das Franziskushaus solle – ganz im Sinne des Caritas-Jahresmottos „Caritas öffnet Türen“ – Menschen vom Rand der Gesellschaft aufnehmen, umsorgen, ihnen ein Zuhause geben und mit dem Sozialkaufhaus auch Menschen mit geringem Einkommen versorgen. Sie betonte den Wunsch nach einem „gelingenden Miteinander“ auf und vor dem SKM-Gelände und mit der Nachbarschaft.
Erzbischof Bentz sagte, dass „die Zukunftsperspektiven, die von diesem Ort ausgehen“, nun gemeinsam gestaltet werden müssten – mit Politik, mit Kirche, Verwaltung und Nachbarn. Angesichts der oft auch realen Sorgen der Nachbarschaft durch Konflikte wie Lärmbelästigung und Drogenkonsum vor dem SKM-Gelände und den u. a. daraus resultierenden ernstzunehmenden Ängsten und Unsicherheiten schlug er einen „Runden Tisch“ aller Beteiligten vor. Dazu habe sich die Stadt nach Auskunft von Bürgermeister Michael Dreier bereit erklärt, und dafür sei er sehr dankbar. Auch SKM und Diözesan-Caritasverband als Vertreter des Erzbistums Paderborn würden sich daran beteiligen, sagte der Erzbischof. „Es ist klar, dass die Menschen, für die dieses Haus gebaut wurde, nicht die sind, die Angst machen. Sie sind Männer und Frauen mit schweren Biografien. Dieses Haus ist nicht Teil des Problems, es ist Teil der Lösung des Problems.“
Benannt ist das Haus nach Papst Franziskus
Benannt sei das Franziskushaus nach dem am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus, erklärte Detlef Müller, Vorsitzender des SKM Paderborn. Dieser habe immer wieder daran erinnert, an die Ränder zu gehen, die Not und Angst der Menschen zu sehen und barmherzig zu sein. In der Kombination von Sozialkaufhaus, Wohnungen, Arbeitsgelegenheiten und Hilfeangeboten auf dem Gelände des SKM sei dieses Projekt „einzigartig“, betonte Maximilian Meyer, Referent für Wohnungslosenhilfe beim Diözesan-Caritasverband.
Angesichts der stetig steigenden Zahlen von Wohnungslosen in NRW und der angespannten Lage am Wohnungsmarkt auch in Paderborn sei dies ein Schritt in die richtige Richtung. SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof zeigte sich sehr glücklich mit dem Neubau: „Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, aber auch eine Aufgabe. Das Sozialkaufhaus ist für viele Menschen ein Anker. Es bietet Halt und eine sinnvolle Arbeit, nämlich ökologisch wertvoll Möbel und Kleidung aufzubereiten. Ich bin sehr stolz, dass das alles im neuen Franziskus-Haus möglich ist.“
Mitte August sollen die ersten Bewohner einziehen. Thomas (Name geändert) freut sich schon sehr darauf. Nach einer Umschulung fand er keine Arbeitsstelle. Als seine Beziehung scheiterte, fand er keine Wohnung, campierte zwischenzeitlich in einem Zelt, kam dann in einer Wohnbox auf dem SKM-Gelände unter. „Ich habe mir die Wohnung bereits angeschaut, die ist wirklich super“, sagt er glücklich. Eine weitere künftige Bewohnerin findet dagegen keine Worte. Nachdem sie sich ihre Wohnung anschauen konnte, brach sie vor Rührung in Tränen aus, berichtet Joachim Veenhof.
Hintergrund
Der SKM betreut und beschäftigt im Sozialkaufhaus und einer angeschlossenen Kreativwerkstatt langzeitarbeitslose Menschen. Zehn arbeiten im Sozialkaufhaus, das auf einer Fläche von 466 Quadratmetern gebrauchte und neue Waren anbietet. In der angegliederten Kreativwerkstatt werden eigene Produkte entwickelt und gebaut, aber auch gespendete Waren wie etwa Möbel und Fahrräder aufgearbeitet oder repariert. In den oberen beiden Etagen befinden sich 14 altersgerechte barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Balkon mit einer Wohnungsgröße von je 36 Quadratmetern sowie zwei rollstuhlgerechte Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Balkon auf 47 Quadratmetern.
Ein Infrastrukturraum mit Badezimmer und Terrasse schließt im Erdgeschoss an das Sozialkaufhaus an. Dort sollen auch Behandlungsmöglichkeiten durch die ehrenamtlich tätigen Ärzte von „Sento“ und Maltesern entstehen. Zurzeit bietet ein Team von 13 Ärzten sowie 12 nichtärztlichen Mitarbeitenden im Rahmen des Malteser-Projektes „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ (MMM) in einem Container neben dem Neubau mittwochs von 15 bis 17 Uhr eine Sprechstunde an.