“Drei Hasen Vasen“
Viele Paderborner kennen sie und sammeln sie: Die Kunstwerke von Herman Reichold, die er speziell zu Libori immer wieder neu und individuell anfertigt. Für das diesjährige Libori-Fest hat Herman sich etwas ganz Neues einfallen lassen: Die „Drei Hasen Vasen“.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich im Mai 1993 das erste Motiv zu Libori gestaltet habe. Seitdem sind nun mehr als 32 Jahre vergangen und ich freue mich immer noch riesig darauf, jährlich ein neues Kunstwerk zu gestalten“, sagt Herman während eines lockeren Gesprächs in seinem Paderborner Atelier.
Geboren wurde Herman 1959 in Paderborn. Herman, mit nur einem „n“ geschrieben, gehört seit geraumer Zeit zu den profilierten und erfolgreichen Pop-Malern in Deutschland. Neben seinem künstlerischen Können machen speziell Ecken und Kanten seine Bilder unverwechselbar. Dies wird deutlich beim Betrachten einer Datei, die er auf seinem Computerbildschirm vor ihm geöffnet hat. Sie zeigt alle von ihm gefertigten Libori-Motive aus drei Jahrzehnten.
Schon beim ersten Blick ist seine künstlerische Handschrift zu erkennen, seine Liebe zum Libori-Fest ebenso. Die Gemeinsamkeit aller Bilder: Sie alle zeigen die unverwechselbaren Motive, die jeder Paderborner, ohne überlegen zu müssen, mit dem Libori-Fest assoziiert: Der Hohe Dom zu Paderborn, der Liboriusschrein, die drei Hasen, der Libori-Pfau, die Kirmesmeile oder auch die Schreinträger wurden bereits von Herman kunstreich dargestellt.
Es gibt vermutlich keinen Paderborner, der noch keins dieser Bilder gesehen hat. Wie auch? In der Paderborner Innenstadt sind einige von ihnen omnipräsent, so auch das Libori-Motiv aus dem Jahr 2006, das eine ganze Häuserwand ziert. Zu sehen ist ein riesiger kantiger Engel mit einer roten Rose in der linken Hand. Und auch an vielen anderen Orten ist seine Kunst anzutreffen, so beispielsweise vor dem Stadion des Fußballvereins SC Paderborn. Das dortige Kunstwerk zeigt einen Fußballfan, der einen SCP-Fanschal in den Paderborner Himmel reckt.
Die Frage, ob es nicht schwierig ist, jährlich eine neue Idee für ein Motiv zu finden, verneint und bejaht Herman zugleich. „Bereits zu Beginn eines Jahres beginnt es in mir zu rumoren. Manchmal geht die Themenfindung schnell, manchmal quält mich das über Wochen hinweg. Doch auch, wenn es schnell geht, die Ideenfindung und die künstlerische Umsetzung sind niemals Routine“, sagt Herman.
Gemeinsam mit seiner Assistentin Lara Wenzel gestaltet er, verwirft auch wieder Ideen und gestaltet neu. Wie viel Zeit dieser kreative Prozess in Anspruch nimmt, sei immer ganz unterschiedlich, erzählt Lara Wenzel. „Es macht Spaß, auf diese Weise kreativ zu sein. Zu Beginn steht eine Idee im Raum, manchmal besteht sie auch noch am Ende, manchmal finden wir eine neue. Das liebe ich so an dieser Tätigkeit“, fügt sie hinzu.
Die „Drei Hasen Vasen“
Und das diesjährige Motiv? „In diesem Jahr ist alles anders. Für gewöhnlich gestalten wir ein Bild. In diesem Jahr wird es keins geben“, sagt Herman. Wenzel fügt hinzu: „Es gibt viele Paderborner, die traditionell zu Libori das neue Motiv von Herman kaufen. Doch es sind mittlerweile so viele Motive, dass einige der Sammler keinen Platz mehr für ein neues Bild zur Verfügung haben. Ihre Wände hängen voll. Das wurde uns zu Libori in den vergangenen Jahren immer wieder so gesagt. Daher gehen wir in diesem Jahr weg von den Wänden und begeben uns mit dem neuen Kunstwerk in den Raum.“ Herman selbst nennt es die „Drei Hasen Vasen“. Es kann unterschiedlich genutzt werden, klassisch als Vase oder auch mit einer Kerze, die dann den Schatten der Vase beispielsweise auf eine helle Wand projiziert. Zu sehen sind wieder typische Motive des Libori-Festes: die drei Hasen und am Boden der Vase der Libori-Pfau.
„Wir haben uns bewusst dazu entschieden, wieder die Hasen und den Pfau künstlerisch neuzugestalten. Heimatmotive werden bei den Paderbornern seit einigen Jahren immer beliebter. Und natürlich ist die Kirche aus unseren Motiven nicht wegzudenken. Die Verbundenheit zwischen Kirche, Kultur und Kirmes machen für mich den Reiz des Libori-Festes aus und dürfen daher auch nicht in meiner Kunst fehlen“, sagt Herman. Wichtig bei der Gestaltung des neuen Werkes war ihm insbesondere die handwerkliche Umsetzung. „Da wir in die dritte Dimension hineingehen, muss die Materialqualität sehr gut sein. Das Kunstwerk soll nicht nur optisch, sondern auch haptisch überzeugen“, sagt Herman.
Bei den „Drei Hasen Vasen“ gibt es noch eine weitere Besonderheit: Erstmals werden die drei Hasen stehend dargestellt. In einem Kreis halten sie sich an den Händen und wie gewohnt hat jeder Hase zwei Ohren, obwohl insgesamt nur drei zu sehen sind. Wie heißt es noch im Volksmund: „Der Hasen und der Ohren drei, und doch hat jeder Hase zwei.“
Eines ist sicher: Die Sammler der Kunst von Herman werden das neue Kunstwerk sicherlich mögen und auch kaufen. Der Preis: 190 Euro. Wie kann man das Kunstwerk bestellen? Nur während der Libori-Woche. Anschließend machen sich Herman und Lara daran, die bestellten Werke individuell zu gestalten. Je nach Bestellmenge wird das dann sicherlich einige Wochen in Anspruch nehmen.
Auf die Frage, welches seiner vielen Libori-Motive sein liebstes sei, antwortet Herman mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht: „Mein Lieblingsmotiv ist immer das letzte Motiv.“
Zur Person
Seit 1991 arbeitet der gelernte Siebdrucker als freischaffender Künstler in Paderborn. Bis heute hat Herman Reichold auf über 200 Ausstellungen im In- und Ausland und mehr als 150 Editionen, die in vielen Galerien vertreten sind, seine Unternehmenslust und Kreativität unter Beweis gestellt.
Hermans Bilder nehmen meistens die alltäglichen Dinge des Lebens aufs Korn. Mal humorig-hintersinnig, manchmal bissig-satirisch. Wesentlicher Bestandteil seiner Werke sind die Titel. Sie entführen den Betrachter in die eigentliche Herman-Welt, erschließen die Hintersinnigkeit des Bildes und verführen zum Schmunzeln. Für Herman ist Kunst eben etwas Alltägliches, Unverkrampftes.
Seit 2011 gestaltet Herman bei der alljährlichen Glückstour, bei der Schornsteinfeger krebskranken Kindern helfen, ein individuelles Motiv, in seinem typischen Stil. Es findet sich wieder auf den Radtrikots, den Taschen, Aufklebern in den Flyern und als limitierte Edition. Dem Künstler, der sich gern sozial engagiert, gefällt ganz besonders das Motto der Glückstour: Das Herz ist das Ziel.