Caritas-Präsidentin besucht Josefsbrauerei
Caritas fordert stärkere Lobby für inklusive Arbeitsplätze.
Ein Plädoyer für mehr Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat Ines Lammert vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn in der inklusiv arbeitenden Josefsbrauerei in Bad Lippspringe gehalten. Anlass war ein Besuch von Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa sowie von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Sozialverbänden in der einzigen inklusiven Brauerei Deutschlands. Hervorgegangen sei diese aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, betonte Lammert. Eindringlich wies sie auf die Bedeutung von Werkstätten und Inklusionsunternehmen für einen gerechten Arbeitsmarkt hin. Weil diese Werkstätten in der Politik zunehmend unter Beschuss geraten, vermeintlich weil sie dem Inklusionsgedanken widersprächen, stellte sie fest: „Werkstätten sind kein Sonderweg, sie sind Teil des Arbeitsmarktes. Menschen in Werkstätten sind nicht arbeitslos.“ Vor dem Hintergrund, dass diese Werkstätten in Frage gestellt werden, hätten Menschen mit Behinderung zunehmend das Gefühl: „Ich darf hier nicht sein.“
Doch Werkstätten für Menschen mit Behinderung seien vorrangig ein Ort der Entwicklung und Rehabilitation. Ziel sei zwar die Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt. Aber: „Die Wahrheit ist: Ein inklusiver Arbeitsmarkt existiert in Deutschland nicht.“ Das sei das eigentliche Problem, warum so wenig Menschen den Übergang schaffen. „Barrierefreie Strukturen, Assistenzangebote und Sensibilisierung sind zu selten vorhanden. Es fehlt an politischem Willen, dies grundlegend zu ändern“, kritisierte Lammert. Werkstätten und Inklusionsunternehmen wie die Josefsbrauerei würden bereits heute Brücken bauen, etwa durch Außenarbeitsplätze, Praktika oder individuelle Begleitung.
Türen gemeinsam öffnen
„Teilhabe braucht Türen – und die müssen wir politisch und gesellschaftlich gemeinsam öffnen“, erklärte Lammert in ihrer Keynote. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen seien keine „Sackgassen“. „Nicht jeder Mensch mit Behinderung kann oder will auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln – und auch das ist ein selbstbestimmtes Recht, das wir respektieren müssen“, so Lammert.
Ein zentrales Anliegen von Lammert ist eine stärkere Lobbyarbeit für Menschen mit Behinderungen: „Wir brauchen Förderstrukturen auf Bundesebene, verbindliche Übergangsbudgets und klare Anreize für Unternehmen, sich zu öffnen. Inklusion ist kein Sparmodell, Inklusion kostet Geld und ist anstrengend. Aber sie ist eine Investition in die Zukunft und in eine gerechtere Gesellschaft.“