Auf Schatzsuche nach der Liebe
„Leinen los“: Beim Piratennachmittag auf dem Biggesee feiert Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz einen großen Familiengottesdienst und hört hin, was Kinder und Eltern bewegt.
Bilder sagen oft mehr als Worte – aber manchmal auch nur die halbe Wahrheit. Als ein kleiner Junge nach zwei Stunden Piratennachmittag auf dem Biggesee das Schiff verlässt, weint er bitterlich. Tränen fließen, laute Schreie. Das Bild sagt: der Familiengottesdienst, die vielen Spiele, das Miteinander mit den rund 100 anderen Kindern, viele davon als Piraten oder Seeräuberinnen verkleidet – alles zum Vergessen, was für ein doofer Nachmittag?
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, der alle Familien beim Anlegen persönlich verabschiedet, sieht genau dieses Bild sofort und fragt nach: „Was hat er denn? Hat’s ihm nicht gefallen?“ Die Mutter des Jungen lacht, gibt dem Erzbischof die Hand. Ihre Worte: „Im Gegenteil: Ihm hat es so gut gefallen, dass er jetzt gar nicht gehen will.“ Der Erzbischof ist erleichtert, versucht, zu trösten. Fast zeitgleich schreit der Kleine los: „Ich will nicht nach Hause“, und weitere Tränen fließen.
„Laut, quirlig – schön!“
Zwei Stunden zuvor: Es ist kurz vor halb vier an der Talbrücke Sondern 1. Der Paderborner Erzbischof hat im Zuge seines Amtssitzwechsels zu einem bunten Piratennachmittag mit Familiengottesdienst „auf hoher See“ eingeladen. Viele Familien sind der Einladung gefolgt. Bereits nach wenigen Tagen waren die 300 Plätze vergeben. Die Erwartungen sind also groß. Endlich geht es los – „Ahoi!“, schreien alle laut, als das Schiff in See sticht und mehr und mehr vom Wasser umgeben ist.
An Bord derweil ein buntes Bild. Die Kinder haben Augenklappen und aufblasbare Säbel dabei, tragen Hüte mit Totenkopf, haben sich teilweise sogar geschminkt im Gesicht. Auch so kann ein Familiengottesdienst aussehen. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz strahlt, als er durch die Reihen geht: „Laut, quirlig – schön!“, so sagt er und bewundert, wie großartig sich viele der Kinder verkleidet haben – und wie viele überhaupt gekommen sind. Die Piratinnen und Piraten haben sich schon gemeinsam vor der großen Truhe versammelt, die sofort ins Auge fällt. Was da wohl drin ist?
Der Familiengottesdienst kommt bei allen gut an
Los geht die Schatzsuche – aber nicht nach Gold oder Juwelen. Die Kinder erfahren schnell: Der wahre Schatz sind die Zehn Gebote und Jesus selbst. Freundschaft und Liebe, das ist das Wichtige im Leben. Es wird gesungen und gelacht, laut geschrien und mit den Händen geklatscht. „Die Schatzsuche ist cool!“, ruft der 6-jährige Maximilian aus Wenden.
„Ein super Angebot für Familien“, sagt Eva Hofmann aus Flape, einem kleinen Dorf im Kreis Olpe. Sie ist mit ihren drei Kindern und befreundeten Familien gekommen: „Die Kinder haben sich sehr gefreut – das sollte man wiederholen.“ Dieser besondere Familiengottesdienst als solches, aber auch die Begegnung mit dem Paderborner Erzbischof sind hier bei vielen die Beweggründe. Ein Vater sagt: „In Zukunft wird es sicher immer mehr dieser Orte geben, wo Kirche auf besondere Art auf die Menschen zugeht.“
Die Liebe steht über allem
Der Paderborner Erzbischof stellt den Kindern derweil fragen und bezieht sie mit in seinen Impuls ein: Wer kennt eigentlich die zehn Gebote und kann eines davon nennen? „Du sollst nicht lügen“ sagt der eine, „Du sollst nicht stehlen“, eine andere. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz möchte aber vor allem auf einen bestimmten Satz hinaus: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“, sagt eines der Kinder schließlich. „Das ist ein Gebot, das alle zehn Gebote zusammenfasst“, erklärt der Erzbischof und beschreibt: „Der Schatz in unserem Leben ist die Liebe.“ Gemeinsam mit den Kindern will er das noch näher beschreiben: Was heißt das eigentlich für unser Zusammensein, für unser Leben? „Dass wir gut miteinander umgehen. Dass wir schauen, was tut dem anderen gerade gut“, führt er aus. Sich selbst lieben. Den Anderen lieben. Gott lieben. „Mit Jesus als unserem Freund können wir gut leben. Ich wünsche euch, dass diese Schatzsuche in Erinnerung bleibt: dass ihr Piraten für die Liebe, für Jesus, für ein Leben in Liebe seid. Das ist der wichtigste Schatz, den es in dieser Truhe zu bergen gilt.“
Ein Nachmittag, der in Erinnerung bleibt
Noch ein gemeinsames Lied, dann verstreuen sich die vielen kleinen Piraten auf dem Schiff. Einige drehen am Glücksrad und gewinnen Gummienten oder Schokolade, anderen machen Fotos an der Fotowand und essen Kuchen oder Eis. Ein wildes Gewusel und Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz mittendrin. Er sucht das Gespräch mit den Familien, fragt nach und hört noch mehr zu, was die jungen Eltern und Kinder ihm zu sagen haben.
So vergehen die zwei Stunden auf dem Biggesee schneller, als sich manch einer wünschen mag. Beim Verlassen des Schiffes werden Fotos mit dem Erzbischof gemacht und viel gelacht. Dass dazwischen auch einige Tränen fließen, heißt hier nichts anderes als: Dieser Piratennachmittag bleibt in Erinnerung – und zwar in guter.