2 Min.
24.07.2025
Das Paradiesportal am Paderborner Dom.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Auf den Spuren des Stadtpatrons

Nur während des Libori-­Festes gibt es spezielle Stadtrundgänge. An den einzelnen Stationen wird deutlich, welche große Bedeutung der Heilige früher, aber auch noch heute hat.

Von Wolfgang Maas
Paderborn

Nur während des Libori-­Festes gibt es spezielle Stadtrundgänge. An den einzelnen Stationen wird deutlich, welche große Bedeutung der Heilige früher, aber auch noch heute hat.

Nein, er hat Paderborn zu Lebzeiten nie selbst gesehen – und dennoch ist der heilige Liborius noch immer wichtig für die Stadt und das Erzbistum. Wie eng die Verbindung ist, kann man immer während des Libori-­Festes erleben. Denn nur dann wird die Stadtführung „Paderborn und der heilige Liborius“ angeboten. „Der Dom“ ist mitgegangen.

Los geht der rund zweistündige Rundgang an der Tourist-­Information. Der erste Halt ist schnell erreicht – das historische Rathaus. Hier findet alljährlich das Libori-­Mahl statt, das sich heute auf mittelalterliche Wurzeln bezieht. Eine einfache westfälische Mahlzeit für geladene Gäste – das ist auch heute nach der Wiederbelebung der Tradition noch so.

Die Gaukirche in der Paderborner Innenstadt.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Weiter geht es zum Dom, genauer gesagt zum Paradiesportal. Auch hier ist der Heilige – als einer von mehreren – zu sehen. Die Figuren stammen, nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen, tatsächlich aus der Zeit, in der das Portal geschaffen wurde. Zu sehen gibt es den Ort in der Krypta, wo der Schrein aufbewahrt wird, diesmal nicht. Ein Gottesdienst ist im Gange und darf nicht gestört werden. „Das ist Libori“, meinen die beiden Stadtführerinnen.

Auch der Pottmarkt gehört zum Programm. Die Gruppe ist bunt gemischt, die Hälfte der 22 Teilnehmenden stammt aus Paderborn. Eine ältere Frau erinnert sich noch gut an die Zeit, als es auf dem Pottmarkt tatsächlich überwiegend Töpfe und Pfannen gab. „Am Montag nach dem Abschluss sind wir als Kinder herumgelaufen und haben die Reste eingesammelt.“ Das muss eine Mischung aus Schatzsuche und vorgezogenem Weihnachtsfest gewesen sein.

Am öffentlichen Brunnen am Kamp wartet eine Überraschung in Form eines Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg. Alles ist zerstört, nur der Brunnen mit der Figur des Liborius ist unversehrt. Ein Zeichen? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziehen beeindruckt weiter. Es erwartet sie ein Ort, den man sonst nicht besichtigen kann – es sei denn, man studiert an der Theologischen Fakultät der Universität Paderborn. Die unterhält eine eigene Kapelle, die ebenfalls eine Figur des Stadtpatrons beheimatet. Hier wurden die Überreste des Heiligen in den neuen Schrein gebettet, bevor es dann in Richtung des Domes ging.

Die Brunnen in der Innenstadt - hier mit einer Figur des Hl. Liborius - waren wichtig beim Kampf gegen Feuer.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Den Abschluss der informativen Tour bildet die Kapelle auf dem Liboriberg. Die übersieht man angesichts des grellen und lauten Kirmestrubels schnell. Und tatsächlich, so erfahren die Teilnehmenden, werde die Kapelle selten genutzt. Freitags während des Stadtfestes feiern die Schaustellerinnen und Schausteller hier Gottesdienst und nutzen die Kapelle für Feiern wie Taufen oder Hochzeiten. Schade eigentlich, denn hinter der Tür verbirgt sich auf ziemlich engem Raum eine reich verzierte Innenausstattung.

Nach fast zwei Stunden endet die Führung auf dem Liboriberg. Die Gruppe zerstreut sich, viele bleiben und genießen den Rummel. Und auch gebürtige Paderbornerinnen und Paderborner haben heute etwas dazugelernt. Es ging um Reliquien, Angriffe, Gegenangriffe, Kunst und Volksfrömmigkeit.

Aus heutiger Sicht mag die Verehrung von Gebeinen, die eine rund 1 000 Kilometer lange Reise hinter sich haben, aus der Zeit gefallen zu sein. Aber, darauf weisen die Stadtführerinnen ausdrücklich hin: Moderne Menschen können sich gegen alles Mögliche versichern. Auch bei der Gesundheit könne man vorbeugen. Das konnten die mittelalterlichen Paderborner noch nicht. Und eine schützende Hand von ganz oben kann ja auch nicht schaden.

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