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03.05.2025
Pilgern wird immer beliebter, doch die Motivation hat sich verändert.
Foto / Quelle: pixavay

Auch nichtreligiöse Menschen beim Pilgern auf Sinnsuche

Gehen, unermüdlich, weiter und weiter – Nach Einschätzung einer Expertin wird Pilgern immer beliebter. Die Motivation habe sich allerdings geändert.

Wien

Warum wandern immer mehr Menschen in der heutigen Zeit freiwillig hunderte Kilometer zu Fuß? Nach Einschätzung einer Psychologin erlebt Pilgern seit einigen Jahrzehnten trotz oder gerade wegen der zunehmenden Distanz vieler Menschen zu institutionalisierten Religionen einen Aufschwung. Es werde heute weniger als religiöse Übung gesehen, sondern vielmehr als persönliches, oft spirituelles Projekt, erklärte die Wiener Psychologin Bibiana Sonntag der Presseagentur Kathpress.

Gleichzeitig habe sich aber sich die Erscheinungsform des Pilgerns gewandelt: „Die Zahl der Pilgerinnen und Pilger ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen“, so Sonntag, die sich im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Universität Wien mit dem Phänomen des Pilgerns befasste.

Begünstigt worden sei dieser Trend etwa durch populäre Reiseberichte wie Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ oder durch die europaweite Anerkennung des Jakobswegs als Kulturroute. Zugleich habe sich das Pilgern stark vom klassischen religiösen Hintergrund gelöst. „Ging es früher vor allem um Dank oder Bitte an Gott, steht heute zunehmend die individuelle Sinnsuche im Vordergrund“, erklärte die Psychologin.

Auch touristisch oder sportlich motiviert

Die Gründe sind demnach sehr unterschiedlich und können etwa touristisch oder sportlich motiviert sein. Laut Forschung erhoffen sich die Befragten vom Pilgern vor allem Abstand vom Alltag, Stille und Naturerleben; aber auch um Bewegung sowie das Bedürfnis nach Reflexion und persönlicher Weiterentwicklung ging es vielen. „Oft suchen heute Menschen beim Pilgern auch einen Kontrast zum digitalen Alltag“, so die Expertin. Der Verzicht auf Technik, das Gehen im eigenen Tempo und das bewusste Auseinandersetzen mit körperlichen und geistigen Herausforderungen werden demnach dabei als besonders bereichernd empfunden

Auch psychologisch ließen sich positive Effekte durch das Pilgern feststellen, wie etwa gestärktes Selbstbewusstsein, Achtsamkeit, Gelassenheit und eine intensivere Selbstwahrnehmung. „Viele berichten davon, dass sie sich selbst neu oder anders erleben – gerade weil sie körperliche Anstrengung, Stille und Einsamkeit zulassen“, so Sonntag.

Zudem werde Pilgern demnach viel kurzweiliger als Gottesdienste, Meditation oder Yoga empfunden – außer, wenn es subjektiv als bedeutungslos gesehen wird sowie wenn es über- oder unterfordert. Denn auch herausfordernd sei eine Pilgerreise nach wie vor: Viele würden ohne genügend körperlicher Vorbereitung losgehen oder hätten unrealistische Erwartungen, warnte die Forscherin.

KNA
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