15.01.2021

Zwischen Zirkuszelt und Parkhaus

Zugig, aber realistisch, ging es bei der Christmette auf einem Parkdeck in Siegen zu.
Foto: von Plettenberg

Siegen/Freudenberg. Ob in einem Parkhaus oder in einem Zirkuszelt: „Wir hatten eine echte Vielfalt an Gottesdiensten“, berichtet Gemeindereferentin Irmtrud von Plettenberg vom Pastoralen Raum Siegen- Freudenberg. An möglichst vielen Orten sollte es nach den Vorstellungen der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter weihnachtliche Angebote geben, damit sich die erwarteten Besucherströme entzerren. „Die Weihnachtsbotschaft ,Fürchte dich nicht‘ sollte auf jeden Fall verkündet werden.“   

In Freudenberg gab es die Idee, einen ökumenischen, sternförmigen Weg zur Krippe in der  St.-Marien- Kirche zu gestalten. Umso bitterer war die Enttäuschung, als eine Woche vor Heiligabend dieser aufgrund der Empfehlung der westfälischen Landeskirche abgesagt werden musste. Die drei Planerinnen auf katholischer Seite konnten zumindest die Idee der besonderen Beleuchtung der St.-Marien- Kirche umsetzen. Auch die Krippe wurde in ein neues Licht gesetzt und ganz anders aufgebaut. Über vier Tage hinweg war ein Kommen und Innehalten in der Kirche zu erleben. Zahlreiche Menschen folgten der Einladung zum Staunen und Beten. 

Besonderes Licht

Auch die St.-Marien- Kirche in der Wenscht/Geisweid war in besonderes Licht getaucht. An Heiligabend wurden traditionelle und moderne Weihnachtslieder vorgesungen, dazu deutende Texte gelesen. Gestaltet wurde dieser Nachmittag von Familiengruppen. „Beim Trompetensolo eines 11-Jährigen lief vielen Besuchern eine Gänsehaut über den Rücken“, berichtet Irmtrud von Plettenberg. „Die Talente von Musikanten an Cello, Violine, Keyboard spielten eine große Rolle. Wichtig war allen der Bezug zum Weihnachten heute: Flüchtlingselend, das Thema Black Lives Matter, also Menschenwürde, und Corona- Pandemie, wurden deutlich sichtbar.“ 

Einstimmung auf Weihnachten der anderen Art gab es bei den Weihnachtswegen auf dem Giersberg und in Kaan- Marienborn. Der Wind war frisch, ein kleiner Schauer hielt die Teilnehmer auf dem Teppich der Wirklichkeit von Weihnachten: Der Weg von Nazareth nach Betlehem und die Herbergssuche waren ungastlich für eine werdende Mutter. Mit einem überdimensionalen Bilderbuch wurde die Weihnachtsgeschichte erzählt. Alle 20 Minuten kamen andere Besucher – verschiedene Ehrenamtliche erzählten die Geschichte auf ganz persönliche Weise. 

Hirtenfeuer

Am Hirtenfeuer konnten sich Familien in St. Peter und Paul in Siegen und in St. Marien in Eiserfeld bei den Gottesdiensten draußen vor der Kirche wärmen. Ein besonderes Weihnachtsgeschenk erfreute die Gemeinden St. Lukas Fischbacherberg und St. Liborius in Niederschelden: Durch die geänderten Gottesdienstzeiten konnten hier Weihnachtsgottesdienste gefeiert werden. 

Kalt und zugig war es im Parkhaus am Löhrtor. Auf der Park ebene 3 trafen sich gut 50 Menschen zur Christmette. „Die Nähe zum wirklichen Geschehen auf den Feldern von Betlehem wurde körperlich erfahrbar“, erzählt Irmtrud von Plettenberg. „Kein schöner Platz, von vielen wurde dieser Ort im Vorfeld sehr kritisch bedacht.“ Doch dort habe vermittelt werden können, dass Gott an die Ränder der Gesellschaft kommen will. „Gott ist alles andere als Beschaulichkeit, er ist mitten im Leben.“ Warm war es dagegen den Menschen, die zu den Gottesdiensten in der Weißtalhalle Kaan- Marienborn kamen. „An einem Ort, wo sonst laute Feste gefeiert werden, wurde das leise Fest der Menschwerdung gefeiert.“

Gebastelte Figuren 

Ziemlich betriebsam ging es über mehrere Tage rund um die Kirche St. Joseph in Weidenau zu. Die Familien des Liturgiekreises und einige Kommunionfamilien hatten zuvor wochenlang Figuren gebastelt. Mit diesen stellten sie einzelne Szenen auf dem Weg in Richtung Betlehem nach, an denen es Impulse gab. 

Für Irritationen sorgte der Aufbau des Zirkuszeltes an der Weidenauer Straße in Siegen. Die Zirkusfamilie Trumpf, die im November 2019 ihr Winterlager in Freudenberg aufgeschlagen hatte, baute mit großer Begeisterung auch im strömenden Regen innerhalb von sechs Stunden ihr Zirkuszelt auf, damit dort drei Christmetten gefeiert werden konnten. Möglich wurde dies auch dank eines großen Teams von Ehrenamtlichen. Statt Flambeaus trugen die Messdiener Zirkusballons. Und in der ersten Christmette stimmten die Artisten mit ihren Darbietungen in die Freude über die Geburt Gottes ein.

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