Tag des geweihten Lebens

Rund 150 Christinnen und Christen im Stand des geweihten Lebens trafen sich zu Gottesdienst und Begegnung am „Tag des geweihten Lebens“ in Paderborn. Weihbischof Matthias König freut sich über die Gemeinschaft. (Fotos: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn)

Gottesdienst und Begegnung am „Tag des geweihten Lebens“ / Vielfalt des Ordenslebens im Erzbistum Paderborn ist erfahrbar

Paderborn (pdp). Zum „Tag des geweihten Lebens“, den Papst Johannes Paul II. 1997 eingeführt hat, feierte Weihbischof Matthias König am Samstag, 3. Februar, im Hohen Dom zu Paderborn mit zahlreichen Ordensfrauen und Ordensmänner, Mitgliedern eines Säkularinstitutes sowie „geweihte Jungfrauen“ einen festlichen Gottesdienst. Die geweihten Frauen und Männer demonstrierten die Vielfalt des Ordenslebens im Erzbistum Paderborn: Aus allen Regionen kamen Schwestern und Brüder aus den unterschiedlichen Ordensgemeinschaften und geistlichen Gemeinschaften, feierten gemeinsam Gottesdienst, stärkten einander durch die Begegnung. Das Erzbistum Paderborn und die Paderborner Ordenskonferenz (POK) hatten dazu eingeladen, 150 Schwestern und Brüder kamen nach Paderborn, zudem feierten zahlreiche den Gottesdienst an „ihrem“ Tag durch die Live-Übertragung aus der Bischofskirche des Erzbistums in ihrem Kloster und ihrer Gemeinschaft mit. Zum diesjährigen „Tag des geweihten Lebens“ geben Ordens-Christen Einblick in ihre Lebensform.

Weihbischof Matthias König rief in seiner Predigt im Gottesdienst dazu auf, durch das eigene Leben und den eigenen Dienst andere Menschen zu Christus zu führen, Christus durch das persönliche Zeugnis in Wort und Tat für andere berührbar zu machen. Dafür sei es wichtig, glaubwürdig sowie authentisch zu sein. „Geben wir glaubwürdig Zeugnis auch vor jungen Menschen, dass es sich lohnt, diesem Herrn der Welt das eigene Leben zu weihen, dass es sich lohnt, mich Jesus ganz zu übergeben, weil Gott eine Erfüllung darin schenkt, die ich nirgendwo anders finden kann“, sagte Weihbischof König zu den Frauen und Männern im geistlichen Leben. Wesentlich sei dafür, sich immer wieder – mit und durch Treue – ins Gedächtnis und ins Herz hinein zu holen, dass „meine Augen das Heil gesehen haben“.

Was macht das Ordensleben aus?

„Meine Entscheidung für das benediktinische Ordensleben erfolgte durch das Kennenlernen des Rhythmus von Gebet und Arbeit sowie der schwesterlichen Gemeinschaft“, erklärt Schwester Lioba Dellian OSB. Die 63-jährige Ordensfrau trat 1986 in die Benediktinerinnen-Abtei Varensell ein, studierte zuvor Theologie und Mathematik für das Lehramt der Sekundarstufe. Die Wahl einer konkreten „Lebensform nach dem Evangelium“ in einer Lebens- und Glaubensgemeinschaft sei ihr wichtig. Schwester Lioba schätzt am Ordensleben „das persönliche und gemeinschaftliche Zeugnis für die Wirklichkeit Gottes hier und heute“.

„Kompetenz in Sachen Glauben, Bibel, Liturgie, Spiritualität, die Suche mit anderen Menschen und Gruppen nach einer authentischen und zeitgemäßen Art, den Glauben zu leben“, machen für Sr. Lioba Dellian OSB das Leben in einer Ordensgemeinschaft aus. In der Benediktinerinnen-Abtei Varensell arbeitet sie als „Schneiderin in der Paramentik, Sakristanin, Hühnermutter“. Die Benediktinerin erläutert das Tätigsein in der Klostergemeinschaft zugleich mit den Worten: „Betend dasein an einem konkreten Ort, auf den sich Menschen verlassen können.“ Ordensgemeinschaften zeigen durch die Orientierung am Evangelium ein „alternatives Leben“, machen „Kirche in ihren Schätzen“ erfahrbar, leisten durch ihre weltweite Vernetzung einen Beitrag zu Verständigung und Frieden, ist Schwester Lioba Dellian OSB überzeugt.

Leben, das nach Gott sucht

Bruder Martin Lütticke OFM ist seit 1989 Franziskaner. Durch die Schulseelsorge und Jugendarbeit hat er den Franziskanerorden kennengelernt, „fand die Brüder einfach glaubwürdig und überzeugend“. Der 59-jährige Ordens-Geistliche wirkt als Pastor im Pastoralen Raum Dortmund-Mitte, Guardian desFranziskanerklosters Dortmund, ist zudem Mitglied der Provinzleitung der deutschen Franziskanerprovinz. Bruder Martin lebt gerne im Kloster, einer „Gemeinschaft Gleichgesinnter“, erfährt aber zugleich, dass das Zusammenleben sehr unterschiedlicher Menschen, die einander nicht ausgesucht haben, immer wieder eine Herausforderung ist. „Ich möchte ein religiöses Leben führen, das immer wieder Gott sucht, nach Gott fragt, sein Leben auf Gott ausrichtet, bei allem, wo Gott als der verborgene Gott ein Geheimnis bleibt, bei allem, wo der Alltag – auch der religiöse Alltag – die Gottesfrage überdeckt“, sagt Bruder Martin über sein Leben im Orden. Ihm ist es wichtig, „als Franziskaner und Priester“ Menschen in ihren vielfältigen Lebenssituationen zu begleiten.

Reichhaltiges Gebets- und Gemeinschaftsleben

„Die vielen Ordensgemeinschaften zeigen durch die Vielfalt ihrer Charismen, wie die Kreativität und der grenzenlose Reichtum der Liebe Gottes Kirche und Welt neu gestalten“, ist Schwester Olga Loker CB überzeugt. Seit 1988 gehört die 62-Jährige zur Gemeinschaft der Seligpreisungen, ist im Paderborner Kloster Schwesternverantwortliche, Vorsängerin und übernimmt häusliche Tätigkeiten. „Die Gemeinschaft der Seligpreisungen zeigt als ‚kirchliche Familie geweihtenLebens‘ durch das Zusammenleben geweihter Schwestern und Brüder und Laien, dass Kirche vor allem eine Familie ist, in die sich jede und jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringt“, erklärt Sr. Olga.

Am Ordensleben schätzt sie die Freude, gemeinsam Christus nachzufolgen in einem reichhaltigen Gebets- und Gemeinschaftsleben. „Mir ist besonders wichtig, die Menschen mit all ihren Sorgen und Nöten zu Christus zu bringen. Das kann im Gebet geschehen, aber auch darin, eine offene Tür, ein offenes Ohr und ein offenes Herz für alle zu haben, die zu uns kommen“, unterstreicht Sr. Olga Loker CB.

Ordens-Gelübde: Armut, Keuschheit, Gehorsam

Das Ausgerichtetsein auf Gott, die Mischung aus Alleinsein vor Gott und gemeinsamem Leben, der geregelte Tagesablauf, in dem Zeiten des Gebetes und der Arbeit festgelegt sind, machen für Sr. Theresita Maria Müller SMMP das Ordensleben aus. Seit 1984 gehört sie zu den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel. Die 68-jährige Ordensfrau lebt im Bergkloster Bestwig, ist Kirchenmusikerin, Harfenistin im sozialen Dienst, verantwortlich für junge Freiwillige aus Bolivien und Brasilien, Buchautorin. Ihre Berufung zur Ordensfrau sieht Sr. Theresita darin, die Ordensgelübde überzeugend zu leben. Für sie stellen die Gelübde einen alternativen Lebensentwurf dar, der auch heute noch jungen Menschen als Denkmodell anzubieten sei.

Die eher „altmodisch“ wirkenden Gelübde Armut, gottgeweihte Keuschheit und Gehorsam füllt Sr. Theresita mit einem eigenen Verständnis: „Unser Gelübde der Armut ist ein Gelübde der Solidarität und des ‚Ja‘ zum Leben. Das Gelübde der gottgeweihtenKeuschheit ist ein Gelübde der Liebe. Es bedeutet, Gott unsere Antwort auf seine Liebe zu geben und uns ihm ganz zu überlassen, bedingungslos! Unser Gelübde des Gehorsams ist ein Gelübde des ‚Ja‘ zu Freiheit und Vertrauen. Es meint unser Hören auf Gott und sein Wort, auf unser Herz, auf unsere Mitschwestern / Mitbrüder, auf unsere Obern und auf die konkreten Gegebenheiten des Alltags.“

„Prophetisches Zeugnis“

2011 trat Schwester Mary Amata Reifsnyder SCC in die Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe ein. Die 35-jährige Ordensfrau ist Krankenschwester, kommt ursprünglich aus Nordamerika, freut sich über das Privileg, mit den Schwestern der deutschen Ordensprovinz in Paderborn zu leben und zu arbeiten. „Gemeinschaft, Gebet und Dienst“ sind für Sr. Mary Amata „die Eckpfeiler“ des Ordenslebens. „Von Frauen umgeben zu sein, die ihr ganzes Leben in den Dienst am Volk Gottes stellen, jeden Abend nach Hause in eine betende Gemeinschaft zurückzukehren, jeden Tag aufzuwachen, um in einer Mission zu dienen, die auf einem gemeinsamen Charisma beruht – das alles sind unermessliche Geschenke.“

Auf die Frage, welchen Auftrag Ordensgemeinschaften in Welt und Kirche haben, bekräftigt Sr. Mary Amata Reifsnyder SCC, Ordensleute seien heute dazu berufen, „den tiefen Hunger der Welt nach Mitgefühl zu stillen, indem sie Verletzlichkeit, Authentizität und Offenheit für Begegnungen vorleben, sich bemühen, Jesus zu folgen“. Die Ordensfrau betont: „Vereint im geweihten Leben werden die Ordensleute zu einem prophetischen Zeugnis für Jesu eigenes Mitgefühl und seine Gegenwart in einer verwundeten Welt.“

„Anbeten und Anpacken“

Sr. Gertrudis Lüneborg OSF gehört seit 1980 zu den Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung Olpe. Die 64-jährige Ordensfrau ist tätig als Gemeindereferentin, Generalsekretärin der Ordensgemeinschaft sowie Stellvertretende Vorsitzende der Paderborner Ordenskonferenz. „Im gemeinsamen Stundengebet, im Dienst für andere und mit anderen versuche ich, Gottes Liebe und Barmherzigkeit ein Gesicht zu geben“, erklärt Sr. Gertrudis.

Ihr ist wichtig, in einer Lebensgemeinschaft zu sein, in der sie mit anderen Frauen gemeinsam nach Gott sucht, „Gott groß sein lässt“ in der Anbetung und in der täglichen Arbeit. „Anbeten und Anpacken sind für mich zwei Seiten einer Medaille, die zusammengehören und sich gegenseitig bedingen.“ Ordens-Christen geben in Welt und Kirche Zeugnis von der christlichen Hoffnung, in Gott beheimatet zu sein und die ewige Heimat zu finden, erläutert die in Olpe wirkende Franziskanerin. Ihren Ordenseintritt hat Sr. Gertrudis auch nach 43 Jahren noch nicht bereut, sie betont: „Es ist nicht mein Verdienst, dass ich immer noch gerne Ordensfrau bin, sondern Gottes Gnade.“

Richtung und Sinn geben

Als Prior, Novizenmeister, Deutsch- und Religionslehrer am vom Benediktinerorden getragenen Gymnasium ist Pater Klaus-Ludger Söbbeler OSB in der Abtei Königsmünster in Meschede tätig. 1980 trat er dort ein. Als Grund für seinen Eintritt ins Kloster nennt der Benediktinermönch: „Weil mir ‚Gott‘ wichtig war und ist und ich eine Lebensform suchte und bis heute brauche, die es mir möglich macht, mit Gott zu leben“. Der 64-jährige Ordensmann möchte „mit meinem Leben sichtbar zu machen, wie menschenfreundlich Gott ist“.

Als Beitrag von Ordensgemeinschaften in Welt und Kirche erkennt Pater Klaus-Ludger, die Quellen des Lebens mit Gott zu hüten, zu pflegen und anderen zugänglich zu machen. Der Tag des geweihten Lebens ist für ihn eine Möglichkeit, dass „wir uns unserer gemeinsamen Aufgabe vergewissern und uns gegenseitig darin ermutigen“. Gebet und Gottesdienst helfen dem Ordensmann, einen sehr alltäglichen Alltag mit Berufstätigkeit und „normalem“ menschlichem Miteinander zu bestehen, indem er ihm durch diese Elemente des Ordenslebens „eine Richtung und einen Sinn“ gibt.

Geweihtes Leben im Erzbistum Paderborn

Im Erzbistum Paderborn sind verschiedene Institute des geweihten Lebens / Orden ansässig. (Stand 31. Dezember 2022) In neun Instituten des geweihtenLebens leben insgesamt 108 Ordensmänner (Priester und Laien), zwei dieser Institute haben rund 40 Mitglieder (Benediktiner und Franziskaner), sieben Institute zwischen einem und fünf Mitgliedern. 840 Ordensschwestern leben im Erzbistum Paderborn: In sechs Klöstern / Konventen leben insgesamt 88 Ordensfrauen, in fünfzehn Kongregationen als europäische Gründungen insgesamt 655 Ordensfrauen, in einer Kongregation als afrikanische Gründung leben 3 Ordensschwestern und in 12 Kongregationen als indische Gründungen leben insgesamt 94 Ordensfrauen. Zudem gibt es im Erzbistum Paderborn zwei Säkularinstitute päpstlichen Rechts mit 54 Frauen, zwei Gesellschaften desApostolischen Lebens diözesanen Recht mit 24 Frauen und eine Kirchliche Familie des geweihten Lebens mit zehn Frauen und Männern. Einen Überblick über die Vielfalt gibt es hier.

Schauen Sie doch mal in die aktuelle DOM-Ausgabe rein. Dort finden Sie eine Vielzahl an Berichten zur katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn, deutschlandweit und auch weltweit. Es lohnt sich bestimmt.

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