Am liebsten nachts
Dominic Wamhof arbeitet als Berufskraftfahrer beim PaderSprinter. Auch dieses Jahr übernimmt er die Nachtfahrten zu Libori.
Obwohl es bewölkt ist, staut sich die Wärme auf dem asphaltierten Platz, als Dominik Wamhof den Betriebshof überquert. Den Busfahrer stört das nicht, denn an seinem Arbeitsplatz gibt es ja eine Klimaanlage. Er geht vorbei an einer Reihe Garagen mit großen Toren. Auf dem Platz stehen Busse nebeneinander, bereits gereinigt und bereit für die nächste Tour durch das Paderborner Stadtgebiet.
Die Listen für die „Libori-Schichten“ hängen schon seit März aus und sind immer schnell gefüllt. Dominik Wamhof, der seit 2021 beim PaderSprinter als Berufskraftfahrer arbeitet, hat sich auch schon für die Nachtfahrten eingetragen. „Ich brauch die Action“, sagt der 31-Jährige. Und Action gibt es im Nachtbus zu Libori genug. „Die Atmosphäre ist einfach ganz anders, die Leute sind einfach lockerer drauf“, erzählt Wamhof. „Da kann es dann auch schon einmal vorkommen, dass der ganze Bus das ‚Paderborn-Lied‘ singt.“
Tatsächlich fährt er jedes Jahr zu Libori. Es gebe zwar keine Urlaubssperre, aber es sei schwieriger, Urlaub zu bekommen, denn zu dieser Zeit wird mehr Personal gebraucht. Das Unternehmen beschäftigt rund 180 Fahrerinnen und Fahrer. In der Libori-Woche wird etwa 25 Prozent mehr Personal benötigt. Viele Menschen fahren nur zu Libori mit dem Bus und sind auf Beratung angewiesen, weil sie mit dem System und den Fahrplänen nicht vertraut sind.
Langweilig sind die Nachtfahrten zu Libori nie, aber dafür ist die Situation abends auf den Straßen entspannter. „Weniger Verkehr“, aber dafür muss man sich besonders konzentrieren, denn der Lautstärkepegel in einem Bus mit gut gelaunten Gästen kann schon mal höher werden. So viel Stimmung hat Dominik Wamhof bei seinen üblichen Spätschichten nicht: „Es kam auch schon vor, dass man dann nur Luft durch Paderborn fährt.“
Aber leider haben er und seine Kollegen auch feststellen müssen, dass das Verhalten von Fahrgästen aggressiver geworden ist. Zum Glück seien das nur wenige Ausnahmefälle, und die meisten Situationen konnte er selbst klären: „Wenn ich einmal aufstehe, dann sagen sie meist schon nichts mehr.“ Denn durch seine große Statur und tiefe Stimme strahlt er Autorität aus – wenn es sein muss. Sonst ist er vom Typ her entspannt und lässt sich auch nur selten aus der Ruhe bringen. Durch die Änderung und Optimierung der Fahrpläne und das Wegfallen der Kontrollen im Bus sowie die Tatsache, dass die Tickets bereits vorher gekauft werden können, wird viel Zeit gespart und so Verspätungen vermieden.
Der Busfahrer wundert sich immer wieder darüber, was die Menschen alles im Bus vergessen können. Von kleinen Dingen wie Ladegeräten und Schirmen bis zu großen Sachen wie Fahrrädern oder Rollatoren – sogar ein Kinderwagen samt Taschen wurde schon im Bus stehen gelassen. „Zum Glück hat die Mutter ihr Baby nicht vergessen“, erzählt er lachend. Aber es gibt nicht nur die versehentlich vergessenen Sachen: „Einmal habe ich eine Kiste Bier geschenkt bekommen.“ Zwei Fahrgäste waren zugestiegen und transportierten zwei Kisten im Bus. Eine ließen sie beim Aussteigen dann stehen – für Wamhof zum Feierabend.
Nach getaner Arbeit – meist endet die Nachtschicht um halb fünf – ruht sich der gebürtige Osnabrücker erst mal aus. Hinters Steuer setzt er sich in seiner Freizeit aber nur ungern. Am liebsten nimmt er das Rad, dann ist er auch an der frischen Luft – ein schöner Ausgleich.