Wozu sind Sie da, Bruder Fábio?

Ich habe in meiner Familie sehr zurückgezogen gelebt, als Jüngster von vier Kindern. Als ich mich dann in der Gemeinde engagierte, lernte ich die Franziskaner kennen. Andere Jugendliche in meinem Alter sprachen mit 14 Jahren nicht von einem Lebensprojekt. Viele von ihnen lebten so in den Tag hinein. Ich habe etwas gesucht, was mich in der Zukunft erfüllen wird. Mir wurde klar, dass ich das leben wollte, was ich bei den Ordensleuten erlebt habe.

Die ersten Missionare kamen zu den armen Menschen im Nordosten Brasiliens, haben sich für sie eingesetzt. Das taten sie auch während der Landkonflikte. Sie waren nicht voreingenommen oder ängstlich, sondern motiviert. Das sind Lebensbeispiele für mich. Wir Franziskaner leben meist nicht in einem großen Kloster, sondern in kleineren Häusern, die denen der Menschen nachempfunden sind. Sie können zu uns kommen. Viele brauchen nicht viel, sie suchen jemanden, der ihnen zuhört.

Bruder Fabio: „Echte Liebe muss weitergegeben werden“

Ich kenne diese Fürsorge von meinen Eltern. Sie waren sehr einfach und ehrlich. Sie hatten immer ein Herz für die Armen, die Hilfe brauchten. Einen Blick für die anderen zu haben, die in Not sind – das habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Das haben mir meine Eltern vorgelebt.

Ich will in der Gemeinschaft der Franziskaner leben und wie sie arbeiten: mit Hingabe für die Armen. Diese Art der Mission erfüllt mich. Echte Liebe muss weitergegeben werden, echte Liebe ist nicht egoistisch.

Ich möchte jetzt meinen Deutschkurs sehr gut absolvieren. Ich stelle mir auch vor, nach Abschluss meines Theologiestudiums wieder in Dortmund zu sein und mich bei der Franziskaner Mission zu engagieren. Die ersten Pioniere sind nach Brasilien gegangen, ich komme aus Brasilien nach Deutschland. Somit bin ich auch eine Art Pionier. So möchte ich etwas von der Hingabe der Missionare zurückgeben. Und ich möchte als Priester arbeiten. Die Hürden bis dahin kann ich nehmen, weil ich ein Ziel habe.

Zur Person

Bruder Fábio de Sousa Barbosa stammt aus ­Bacabal im brasilianischen Bundesstaat ­Maranhão, dem ärmsten des Landes. Mit 14 Jahren kam er das erste Mal mit den Franziskanern in Kontakt. Anfang dieses Jahres hat er sich in der feierlichen Profess endgültig an den Orden gebunden. Derzeit lebt der 24-­Jährige für ein Jahr im Franziskaner­kloster Dortmund, danach wird er sein Studium der Theologie in Brasilien fortsetzen. Die Baumstamm-­Skulptur, vor der der Franziskaner steht, stammt ebenfalls aus dem Nordosten Brasiliens. Der Künstler ­João ­Oliveira erschuf sie.

Aufgezeichnet und fotografiert von Wolfgang Maas
(Übersetzung aus dem Portugiesischen: Bruder Augustinus Diekmann OFM)

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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