Jahresempfang – Eine flexible und extrovertierte Kirche

Jahresempfang des Erzbistums Paderborn und der Lippischen Landeskirche in der Klosterkirche in Blomberg mit (von links) Dr. ­Burkhard Neumann, Dietmar Arends, Walter Lechner und Dechant Norbert Nacke. (Foto: Lippische Landeskirche)

Der Jahresempfang des Erzbistums Paderborn und der evangelischen Lippischen Landeskirche beschäftigte sich in Blomberg damit, wie Kirche sich der Herausforderung stellen und wieder ein Motor der Entwicklung in Städten und Gemeinden sein kann.

Blomberg. „Kirche als Akteurin im Sozialraum“ war das Thema beim Jahresempfang des Erzbistums Paderborn und der Lippischen Landeskirche in der Klosterkirche in Blomberg. Rund 80 Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft – darunter Landrat Dr. Axel Lehmann, Bundestags­abgeordneter Robin Wagener und Landtags­abgeordnete Ellen Stock – hörten den Vortrag von Walter Lechner von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (Berlin).

Zuvor hatte Landessuperintendent Dietmar Arends von der Gemeinde Waldersbach im Elsass berichtet, in der im 18. Jahrhundert Johann Friedrich Oberlin nicht nur als Pfarrer, sondern als Motor der Entwicklung in der verarmten Region wirkte: als Ackerbauer, Viehzüchter, Arzt, Handwerker, Straßenbauer oder auch Pädagoge. Das Beispiel griff Walter Lechner auf. Man könne daran sehen, dass „die Sozialraum­orientierung keine neue Erfindung ist“. Doch sei sie heute ein innovativer Ansatz und zukunftsweisend. Die Vielfalt der Zusammenhänge, aus denen die Gäste des Empfangs zusammengekommen waren, fand er „ein wunderbares Sinnbild“. Der Gedanke dahinter: „Wir alle miteinander im Sozial­raum.“

Konkrete Gestalt annehmen

Herausforderungen für die Kirchen seien unter anderem die Säkularisierung, demografische Veränderungen, die Globalisierung, Klimakollaps, wachsende soziale Ungleichheiten, Krieg und Energiekrise. Kirche brauche Flexibilität, einen Blick in verschiedene Richtungen, sie solle eine extrovertierte Kirche sein. Gott habe sich in Jesus Christus den Menschen zugewandt, er habe „Gestalt in konkretem ­Kontext“ gewonnen, sich von den Menschen abhängig gemacht. Darum könne sich auch Kirche abhängig von den Menschen machen, ihren Willen erfragen, Eigeninitiative fordern, sich mit anderen vernetzen. Bei all dem müsse man Bewährtes nicht aufgeben, aber man solle neue ­Formen von Kirche zulassen.

Neue Formen ausprobieren

Lechner gab den Zuhörern eine Reihe erster Schritte für die Praxis an die Hand. Einiges davon ist in Lippe nicht unbekannt: So arbeitet die Lippische Landeskirche mit 13 Erprobungsräumen, in denen neue Formen der Gemeindearbeit ausprobiert werden – zum Teil auch mit Kooperationspartnern außerhalb kirchlicher Strukturen. Die Erprobungsräume „Winkel 12“ (Blomberg), eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Menschen in kleinen und größeren psychischen Krisen, sowie „Horn-­Bad Meinberg christlich global“, eine Initiative, die verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammenbringt, stellten sich vor.

An die Impulse schloss sich ein von Dechant Norbert Nacke moderierter lebhafter Austausch an. Die Schlussworte fand Dr. Burkhard Neumann, Leiter des Fachreferates Ökumene im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn, der sich für den Vortrag bei Walter Lechner bedankte, welcher das Thema Kirche als Akteurin im Sozialraum höchst informativ und theologisch fundiert vermittelt habe.

Die musikalische Begleitung des Empfangs kam von einem Blechbläserensemble der Lippischen Landeskirche unter der Leitung von Landesposaunenwart Christian Kornmaul.

Info

Die Lippische Landeskirche ist eine von 20 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit knapp 160 000 Gemeindemitgliedern gehört sie zu den kleineren Landeskirchen. Ihr Gebiet umfasst das des heutigen Kreises Lippe. Die Lippische Landeskirche ist aufgrund ihrer Geschichte eine Kirche mit zwei gleichberechtigten evangelischen Bekenntnissen. 58 Gemeinden sind reformiert und folgen damit Zwingli und Calvin, 10 Gemeinden sind lutherisch.

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