Wozu sind Sie da, Erika Breder?

Wozu sind Sie da, Erika Breder?

Erika Breder: „Seit 2016 helfe ich ehrenamtlich bei dem Hemeraner Mittagstisch „Iss mit“. Ich engagiere mich dort, weil ich den Umgang mit Menschen liebe und weil mir meine Heimatstadt am Herzen liegt und ich so der Gesellschaft etwas zurückgeben kann.

Grundidee des Vereines, den es bereits seit 17 Jahren gibt, war seinerzeit die Erkenntnis, dass selbst in einer „Überfluss-­Gesellschaft“ nicht alle Mitbürger einmal täglich eine warme Mahlzeit zu sich nehmen können. Nahrung gehört aber zu den unveräußerlichen Rechten eines jeden Menschen – dem möchte „Iss mit“ gerecht werden.

Wir bewirten hier jeden Montag Personen mit geringem Einkommen wie beispielsweise Hartz-IV-­Empfänger, Bezieher von Grundrente oder geringer Rente sowie Personen über 75 Jahren ohne Einkommensnachweis. Sie kommen dann ins Jugend- und Kulturzentrum am Park und bekommen dort für einen Unkostenbeitrag von zwei Euro ein warmes Mittagessen, Getränke, Kaffee und Kuchen – und gratis schenken wir ihnen dabei ein Lächeln.

Für sich alleine kochen viele gar nicht mehr

Gerade ältere Menschen fühlen sich oftmals einsam. Für sich alleine kochen viele gar nicht mehr, geschweige denn, decken sie sich den Ess­tisch hübsch ein. In gemütlicher Runde ist das etwas anderes – da schmeckt das Essen dann gleich doppelt so gut. Wir schaffen eine angenehme Atmosphäre und servieren ihnen dann das Essen, das wir aus einer Krankenhausküche beziehen.

Neben der Bewirtung bleibt immer Zeit für Gespräche. Diese Zwischenmenschlichkeit brauchen insbesondere ältere Menschen am Rande der Gesellschaft. Über die Jahre habe ich viele unserer Besucher und ihre jeweiligen Geschichten kennengelernt. So kann ich gezielt nachfragen, das ist wichtig.

Ein sehr bewegender Moment

Oft besitzen sie nicht viel, freuen sich dann aber über die Zuwendung und wollen etwas zurückgeben. In Erinnerung geblieben ist mir eine Situation, in der mir eine Besucherin einen Strauß Moosröschen mitbrachte. Sie wollte sich bedanken, weil ich immer so nett und liebenswürdig mit ihr und den anderen Besuchern umgehe. Das war für mich ein bewegender Moment, weil ich es wirklich von Herzen gerne mache und es für mich persönlich eine Selbstverständlichkeit ist. Ich unterscheide nicht zwischen arm und reich. Viel wichtiger ist mir, älteren, einsamen und sozial isolierten Menschen Aufmerksamkeit zu schenken.“

Zur Person

Für Erika Breder (73) ist Helfen seit jeher eine Herzensangelegenheit, schon als sie noch als Krankenschwester gearbeitet hat. Als Rentnerin hat sie nun das Ehrenamt für sich entdeckt. Sie ist verwitwet, Mutter zweier Töchter und Oma zweier Enkelkinder.

Aufgezeichnet und fotografiert von Annabell Jatzke

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Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Erika Breder

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