Wozu sind Sie da, Herr Paschke?

Ulrich Paschke

Ich möchte Dinge in Bewegung setzen – und zwar im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Mit Blick auf das, was ich in meiner Garage tue, könnte man auch sagen „ich will was auf die Kette kriegen“. Die Aktion, bei der ich zusammen mit zwei anderen Schraubern Fahrräder für Bedürftige repariere, hat sich aus kleinen Anfängen und fast durch Zufall entwickelt. Jemand fragte mich „Kannst du mal?“ und ich habe es gemacht – ohne große Umwege. Vieles in unserem Leben wirkt umständlich und kompliziert. Umso schöner ist es, wenn etwas funktioniert, ohne dass erst eine große Struktur geschaffen werden muss. Einfach weil Menschen miteinander reden und überlegen, was sie gemeinsam auf die Beine stellen können.

Vielleicht ist das, was unsere Schrauber-­Gemeinschaft tut, auch ein gutes Beispiel dafür, wie Hilfe „von unten“ konkret aussehen kann und was jeder Einzelne tun kann, wenn er seine Talente und Möglichkeiten einsetzt. Als Kind und Jugendlicher habe ich an meinem eigenen Fahrrad geschraubt. Wie man das so macht. Dann kam meine Schwester und fragte, ob ich ihres reparieren kann. Irgendwie sprach sich herum, dass ich dafür ein Händchen habe, und ich half Freunden und Bekannten, wenn sie Probleme mit ihren Rädern hatten. So zog das größere Kreise, bis die Idee entstand, mit gespendeten Fahrrädern bedürftige Menschen zu unterstützen. Kontakte zu Caritas und Diakonie waren schnell geknüpft. Und jetzt läuft es.

Ulrich Paschke: „Im Leben greifen viele kleine Dinge ineinander“

Im Leben greifen viele kleine Dinge ineinander. Sie können Katastrophen auslösen, aber auf der anderen Seite können Kleinigkeiten so etwas auch verhindern. Vielleicht bin ich ein wenig dazu da, solche auf den ersten Blick kleinen Dinge mitei­nander in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel dadurch, dass jemand durch ein Fahrrad, das ich wieder zum Laufen gebracht habe, mobil wird. Jemand, der außen vor war, zum Beispiel eine berufliche Perspektive bekommt, weil sein Aktions­radius vergrößert wurde. Oder auch einfach, dass ein Kind mit einem Rädchen so richtig Spaß hat!

Wir reden heute ständig von Mobilität, und wie neue Formen von Mobilität aussehen können. Das Fahrrad – übrigens in meinen Augen eine absolut geniale Erfindung – soll dabei eine große Rolle spielen. Was allerdings manchmal vergessen wird, ist die Tatsache, dass es Menschen gibt, die sich ein Fahrrad schlicht nicht leisten können. Genauso fragen sich andere, die ein Fahrrad übrig­haben, was damit passieren soll. Wenn man das zusammenbringt, ist beiden geholfen. Eigentlich ist alles da, es muss nur zueinanderkommen. Und so zeigt sich, dass auf den ersten Blick Kleines ganz viel bewegen kann. Dazu möchte ich meinen Beitrag leisten.

Die Einstellung, Dinge zu gebrauchen, die es schon gibt, und sie nicht wegzuwerfen, weil es etwas Neues gibt, kommt auch in meinem Beruf zum Ausdruck: Denkmalpflege fragt aber nicht nur nach der Erhaltung von historischen Gebäuden, sondern auch nach sinnvoller Nutzung. Auf die Fahrräder übertragen heißt das: Wenn eine „alte Gurke“ in meiner Garage landet, geht es erst mal darum, sie wieder ansehnlich und verkehrssicher zu machen. Gleichzeitig stelle ich mir aber auch vor, wer damit unterwegs sein und was damit in Bewegung kommen könnte!

Ulrich Paschke ist 52 Jahre alt und wohnt in Melle. Der Verwaltungsfachwirt arbeitet nach einem Denkmalpflege-­Studium an der Technischen Universität Dresden bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Gütersloh.

Zur Person

Ulrich Paschke ist 52 Jahre alt und wohnt in Melle. Der Verwaltungsfachwirt arbeitet nach einem Denkmalpflege-­Studium an der Technischen Universität Dresden bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Gütersloh.

Aufgezeichnet und fotografiert von Andreas Wiedenhaus

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Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Ulrich Paschke

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