Stimmen für das Klima – „So geht es nicht weiter!“

Reihnard Horn

Gemeinsam mit Musikern aus der ganzen Welt hat Kinderliederautor Reinhard Horn ein groß angelegtes Chorprojekt mit dem Titel „EARTH•CHOIR•KIDS – Unsere Stimmen für das Klima“ realisiert. Ziel ist es, das Thema Klima musikalisch ins Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen zu rücken.

Lippstadt. Der Lippstädter Reinhard Horn (66) steht seit 50 Jahren auf der Bühne und zählt zu den erfolgreichen Kinderliederautoren und Komponisten Deutschlands. Und er ist vierfacher Großvater. Das Thema Klima beschäftigt ihn bereits seit den 1970er-­Jahren, als er zum ersten Mal vom „Club of ­Rome“ gehört hatte, einem Zusammenschluss von Experten verschiedener Disziplinen, die sich seit dem Jahr 1968 für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzen. Auch der konziliare Prozess von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung der beiden großen Kirchen zu Anfang der 1980er-­Jahre habe ihn stark geprägt. Der finale Anstoß, sich selbst für Nachhaltigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, war die Kernreaktorkatastrophe von Tschernobyl.

„Die Zeit drängt“

„Die Zeit drängt. Der Klimawandel ist deutlich spürbar. Wir müssen endlich an unsere Kinder und deren Zukunft denken“, sagt Horn mit Überzeugung. Und er wolle eines Tages auf die Frage seiner Enkelkinder – Was habt ihr denn damals gemacht? – eine Antwort geben können. „Es herrscht kein Mangel an Wissen, es herrscht vielmehr ein Mangel an Umsetzung“, ist sich der Komponist sicher.

Aus diesen Überlegungen heraus war die Idee zum Projekt mit dem Titel „EARTH•CHOIR•KIDS – Unsere Stimmen für das Klima“ für Kinder und Jugendliche geboren, auch inspiriert durch die „Fridays for Future­Bewegung. In Gesprächen mit den Jugendlichen hatte Horn erfahren, dass einige von ihnen während ihrer Grundschulzeit ein Umwelt­musical von ihm aufgeführt hätten, dass dies die Initialzündung für ihr Engagement für das Klima gewesen sei und dass sie nun „for future“ auf die Straße gingen.

„Ich möchte mich mit meinen künstlerischen Mitteln einmischen“

In seinen neuen Klima-­Songs macht sich der „Kinder-­Botschafter“ für eine klimagerechte Welt stark. „Ich möchte mich mit meinen künstlerischen Mitteln einmischen“, sagt Reinhard Horn. „Musik mit ihren emotionalen, ästhetischen und künstlerischen Qualitäten kann verändern und aufrütteln. Sie kann ein guter Verstärker sein, um sich zu engagieren.“ Gemeinsam mit international bekannten Musikerinnen und Musikern und mit der Unterstützung vieler Prominenter möchte Horn mit dem Projekt das Thema Klima musikalisch ins Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen rücken. „Kreativ, kraftvoll und engagiert“, das ist Reinhard Horn wichtig.

Kaum fing der Liedermacher an, von seiner Vision zu erzählen, schlossen sich dem Projekt namhafte Organisationen an. Allen voran die Deutsche Chorjugend, ein Zusammenschluss von etwa 3 500 Kinder- und Jugendchören, mit der Horn bereits 2014 das Kinderrechte-­Projekt „Jedes Kind hat eine Stimme“ verwirklicht hatte. Als weitere Partner und finanzielle Unterstützer kamen ­Greenpeace, Brot für die Welt, die Kindernothilfe und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hinzu.

Stimmen für das Klima finden internationale Beachtung

Nachdem mit den Partnern die Finanzierung des Projektes geklärt werden konnte, ging es zügig los. „Ich habe zu Beginn der Corona-­Pandemie begonnen, die Lieder zu komponieren. Aufgrund aller Konzert­absagen hatte ich genügend Zeit, das Projekt mit der notwendigen Akribie umzusetzen“, schildert Horn die Anfänge. Wichtig dabei war ihm, Titel zu komponieren, die aufrütteln, und diese dann mit internationalen Künstlern einzuspielen. Für die Produktion konnte Horn namhafte Gastmusiker gewinnen wie die Jazz-­Organistin Barbara Dennerlein, den Sänger Nico Gomez, Entertainer Tom Gaebel oder das Orchester der Dresdner Staatsoperette.

Zudem entstanden eine ganze Reihe der Songs in Zusammenarbeit mit Musikerinnen und Musikern aus Ghana, dem Senegal, aus Kamerun, Argentinien, Chile, Grönland und von der Südseeinsel Tuvalu. „Wir machen bei diesem Projekt mit, weil uns das Wohlergehen der Erde am Herzen liegt und wir die Generation von morgen inspirieren wollen, sich für unsere Erde einzusetzen“, sagen die senegalesische Saxofonistin Conny und der aus Kamerun stammende Musiker Jean, die den Song „bote ya si ndon“ (Ich wende mich an euch, Menschheit) für das Projekt geschrieben haben.

Die Herzen der Menschen schmelzen

Ein sehr zentraler Song des Projektes Stimmen für das Klima ist „We have to melt the ice in the heart of man“, den Horn gemeinsam mit dem Inuit-­Schamanen ­Angaangaq von Grönland geschrieben hat. „Und genau das ist die Vision dieses Projektes: mit Liedern und Geschichten, gesungen und erzählt von Kindern und Jugendlichen, das Eis in den Herzen der Menschen zu schmelzen, damit unser Planet für die kommenden Generationen dieser wunderbare blaue Planet bleiben kann. Das möchte ich, das wollen wir alle, die für dieses Projekt brennen“, schildert Horn seine Intention. Ein anderer Song hat den Titel „No Planet B“. Er rückt unseren blauen Planeten in den Fokus. Darin singt Reinhard Horn: „So geht es nicht weiter, wir müssen uns ändern! Denn wie wir hier leben, ist echt nicht okay! Singt mit allen Menschen, Kontinenten und Ländern: Es gibt keinen Planeten B!“

Unterstützung erfährt das Projekt unter anderem von dem Klimaforscher und Präsidenten der Deutschen Gesellschaft „Club of Rome“, Prof. Dr. Mojib Latif: „“EARTH•CHOIR•KIDS unterstütze ich, weil es alle Facetten der Wissensvermittlung für den Klimaschutz braucht. Gerade Musik und Gesang können die Menschen weltweit vereinen und die Bedeutung des Klimaschutzes auf eine sehr überzeugende Art und Weise vermitteln. Denn nur, wenn die Weltgemeinschaft gemeinsam und schnell handelt, sind unkalkulierbare Klima­risiken noch zu verhindern“, sagt Latif. Weitere Unterstützer sind Bundespräsident a. D. und Präsident des Deutschen Chorverbandes, Christian Wulff, die Leiterin des Alfred-Wegner-­Institutes, Prof. Dr. Antje ­Boetius, Sven Plöger vom ARD-­Wetter, Klimaforscher Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Prof. Dr. ­Dietrich Grönemeyer.

Reinhard Horn singt mit Kindern auf einer Bühne.

„Das Klima geht uns alle an“

Um das Musikprojekt auf so viele Bühnen wie möglich zu bringen, hatte Horn noch eine weitere Idee: Die deutsche Chorjugend hat für ihre 3 500 Mitgliedschöre kostenlose Liederbücher und CDs erhalten, sodass die Kinder- und Jugendchöre in den nächsten Monaten die Songs in regionalen Konzerten präsentieren können. „Das Songbuch enthält für jedes Lied Notensätze, die speziell für Kinder- und Jugendchöre arrangiert sind. Zu jedem Song gibt es einen Methoden­koffer mit Erklärvideos, Reflexions- und Quizfragen sowie Lern- und Spielanregungen“, erzählt Horn.

Mit dem Projekt hat Reinhard Horn ein Anliegen verwirklicht, das ihn schon lange umtreibt. „Das Thema Klima geht uns alle an. Wir sind eine Weltfamilie und brauchen jede Stimme, jede Hand, jedes Herz, das mitmacht. Die Erfahrung zeigt, dass eine solche Solidarisierung über die Musik möglich ist. Denn Musik ist die einzige Sprache, die wir alle von Geburt an sprechen und verstehen, egal, auf welchem Kontinent wir leben und welche Hautfarbe wir haben.“

Patrick Kleibold

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