Marienwallfahrt Werl – Raststation für Leib und Seele

Die Marienwallfahrt Werl hat eine lange Geschichte. 170 Jahre lang betreuten die Franziskaner die Wallfahrt. Nach ihrem Abschied 2019 wurde jetzt mit der Eröffnung des Pilgerklosters ein neues Kapitel der jahrhundertealten Tradition aufgeschlagen.

Werl (-haus). Hell fällt das Sonnenlicht durch die großen Sprossenfenster in den Raum, Tische und Stühle stehen geordnet – alles ist vorbereitet. „Wir sind optimistisch, dass sich der neue Pilgersaal mit seinen 120 Plätzen in diesem Jahr oft füllen wird“, sagt der Leiter der Marienwallfahrt Werl Dr. Gerhard Best und blickt in die Runde. Die Mitglieder des Wallfahrtsteams nicken. „Wir hoffen auf eine möglichst unbelastete Wallfahrtszeit“, gibt Pastor Stephan Mockenhaupt die Stimmung des Teams wieder.

Mit der offiziellen Einweihung des Pilgerklosters durch Erzbischof Hans-Josef Becker am ­Ostermontag ist ein Projekt Wirklichkeit geworden, das nach dem Weggang der Franziskaner im Jahr 2019 seinen Anfang genommen hat. Nachdem die Patres, die die Wallfahrt zur „Trösterin der Betrübten“ 170 Jahre geleitet hatten, Werl verlassen hatten, übernahm das Erzbistum Paderborn das Klostergebäude. Zweijährige Umbauarbeiten schlossen sich an, in einem Teil des Klosters entstand die neue Pilgerherberge. „Wichtig war bei den Planungen, die Klosteratmosphäre genauso zu gewährleisten wie die franziskanische Tradition der Gastfreundschaft“, fasst Seelsorgerin Ursula Altehenger die Grundgedanken zusammen.

Großteil der Bausub­stanz konnte erhalten werden

Das ist voll und ganz gelungen: Ein Großteil der Bausub­stanz konnte erhalten werden. Die alten Bodenfliesen, Türen und Vertäfelungen sowie viele weitere Details spiegeln das wider. Die Räume wurden heutigen Ansprüchen angepasst, Ausstattung und sanitäre Anlagen entsprechen modernem Standard, alles ist barrierefrei. Luxus sucht man allerdings vergeblich: „Das hätte der Idee widersprochen, allen Pilgerinnen und Pilgern eine bezahlbare Übernachtungsmöglichkeit zu bieten“, erklärt Seelsorger Markus Ende und berichtet von einem Telefongespräch, das er kürzlich mit einem Pilger geführt hat: „Er berichtete von hohen Übernachtungskosten unterwegs und erklärte, dass die sein Budget wohl sprengen würden.“

Diese Gefahr besteht beim Werler Pilgerkloster mit seinen insgesamt 80 Schlafplätzen nicht: Eine Übernachtung in einem der Mehrbettzimmer für vier Personen ist gegen eine Spende möglich. „Jeder zahlt das, was er geben kann und möchte“, erläutert Ende. Auch die Preise für die übrigen Zimmer und Appartements, die über eigene Bäder verfügen, sind moderat. „Zum einen wollen wir buchstäblich niemanden im Regen stehen lassen“, sagt Wallfahrtsleiter Dr. Best, „zum anderen soll diese Herberge auch in keiner Weise den Werler Hotels und Gaststätten Konkurrenz machen.“ Deshalb werden auch keine Mahlzeiten angeboten, aber es gibt eine große zentrale Selbstversorgerküche. Auch den großen Klostergarten können die Gäste selbstverständlich nutzen. Im Laufe des Jahres soll er noch etwas umgestaltet werden.

Ein herzliches Willkommen für Wallfahrer und Besucher: Wallfahrtsleiter Dr. Gerhard Best (r.) und Wallfahrtsseelsorger Markus Ende am Empfang des Pilgerklosters.(Foto: Wiedenhaus)
Ein herzliches Willkommen für Wallfahrer und Besucher: Wallfahrtsleiter Dr. Gerhard Best (r.) und Wallfahrtsseelsorger Markus Ende am Empfang des Pilgerklosters.(Foto: Wiedenhaus)

Marienwallfahrt Werl – Viele Wallfahrtsgruppen haben sich angemeldet

Erzbischof Becker hatte die Wallfahrtsbasilika und das neue Pilgerkloster bei dessen Einweihung als „Räume der Begegnung und der Herzensbildung, Räume zum Beten, Staunen und Danken“ bezeichnet. Sie seien eine „kostbare Raststation“. Wie sehr die Gläubigen diese Raststation gerade in den vergangenen coronabelasteten Jahren geschätzt hätten, sei in vielen Gesprächen und Begegnungen immer wieder deutlich geworden, ist sich das Wallfahrtsteam einig: „Trotz aller Einschränkungen und Probleme gab es immer seelsorgliche Angebote, die gern angenommen wurden.“ Denn gerade in dieser Zeit sei es wichtig gewesen, den Anspruch, nah bei den Menschen sein zu wollen, so gut wie möglich zu erfüllen. „Dass uns das gelungen ist, ist das Verdienst aller haupt- und ehrenamtlichen Kräfte, die auf ganz unterschiedliche Weise beteiligt sind“, sagt der Wallfahrtsleiter und verweist auf die allein gut 100 Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich engagieren. Ohne diesen Einsatz hätte man auch das Projekt Pilgerkloster nicht stemmen können.

Umso größer ist der Optimismus mit Blick auf die kommende Wallfahrtssaison, deren Leitsatz „Himmel und Erde berühren“ lautet. Offiziell eröffnet wird sie an diesem Sonntag, 1. Mai. Dr. Gerhard Best: „Wir freuen uns besonders, dass der langjährige Wallfahrtsleiter Pater Ralf Preker daran teilnimmt.“ Viele Wallfahrtsgruppen haben sich für die kommenden Monate zur Marienwallfahrt Werlangemeldet, auch die Motorradwallfahrt „Moto Maria“ soll nach zwei Jahren Pause wieder stattfinden (Pfingstmontag). Es gibt Wallfahrtsangebote für Jugendliche, Großeltern und Enkel. Zum Abschluss der Saison wird an ­Allerheiligen ein Hochamt mit Bischof Dr. Felix Genn aus Münster gefeiert.

„Weil man sofort spürt, dass man willkommen ist!“

Es ist kurz nach elf Uhr, die tägliche Messe in der Wallfahrtsbasilika ist gerade beendet, die Sonne scheint und in der Fußgängerzone herrscht reger Betrieb. Eine Frau mit Rucksack steigt die Stufen vor der Basilika herab. In der Hand hält sie den Flyer des Pilgerklosters. „Das ist eine wirklich gute Idee“, meint sie. Sie selbst brauche zwar heute keine Unterkunft, aber sie könne sich vorstellen, dass das genau das Angebot sei, das sich Pilger und Wallfahrer wünschen: „Weil man sofort spürt, dass man willkommen ist!“

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