Marienwallfahrt – Verne holt Jubiläum nach

Gnadenbild Verne – Foto: Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

Von Karl-Martin Flüter

Schon seit 2017 hatte ein Organisationsteam die Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2021 vorbereitet, doch Corona machte die Planungen zunichte. In diesem Jahr soll das Jubiläum der Wallfahrt nach Verne mit einem „strammen Programm“ nachgeholt werden, sagt Josef Isekenmeier, Sprecher des Organisationsteams. Die bevorstehende Wallfahrtssaison von Mai bis September ist ereignisreicher, vielfältiger und aufwendiger gestaltet als in den Jahren zuvor. 

Am 1. Mai wird Erzbischof Hans-­Josef Becker die Wallfahrtssaison eröffnen. Dazu wird er den ältesten Zugang zur Kirche St. Bartholomäus, das Paradies­portal, öffnen – das geschieht nur alle 25 Jahre. 

Nach 25 Jahren wieder eine „Liebfrauentracht“

Ein zentraler Höhepunkt ist schon jetzt die „Große Liebfrauentracht“ am 19. Juni. Diese ganztägige Wallfahrt hat eine Geschichte, die bis zu den Ursprüngen des Wallfahrtsortes zurückgeht. Über 32 Kilometer verläuft deren Weg von Geseke über Verne, Salzkotten und Upsprunge wieder zurück nach Geseke. Bis ins 19. Jahrhundert pilgerten die Menschen alljährlich mit dem Gnadenbild der Maria. 1997 fand die Liebfrauentracht nach jahrhundertelanger Pause anlässlich der 750-Jahr-­Feier der Stadt Salzkotten erstmalig wieder statt. 25 Jahre später wird sie zum Jubiläum des Wallfahrtsortes Verne wiederholt. 

Wer nicht den ganzen Weg laufen möchte, kann auf den einzelnen Etappen sogar einen Bustransfer in Anspruch nehmen. Begleitfahrzeuge nehmen Fußkranke auch auf dem Weg auf.

Große Schützenwallfahrt und ein Musical

Ein weiteres Highlight ist die Schützenwallfahrt am 8. Mai, zu der 30 Bruderschaften eingeladen sind. Außerdem wird ein Musical mit dem Titel „Wallfahrtslegende“ uraufgeführt. Sein Thema ist die Geschichte des Wallfahrtsortes. Wallfahrten mit Frauen, Kolpingsfamilien oder Kindertagesstätten, die seit jeher stattfanden sind auch wieder im Programm.

Am 29. Mai kommt der Osnabrücker Bischof Franz-­Josef Bode, am 3. Juli begleitet Generalvikar Alfons Hardt die Paderborner Stadtwallfahrt, am 14. August Weihbischof Dr. ­Dominicus Meier OSB die Wallfahrt der Senioren nach Verne. 

Mit Pfarrer Dr. Gerhard Best, Werl, und ­Propst Dr. Michael Langenfeld, Telgte, werden am 15. Mai und am 22. Mai zwei Wallfahrtsrektoren zweier benachbarter großer Wallfahrtsorte in Verne predigen. Der Erzbischof beendet am 2. Oktober mit einer Friedenswallfahrt die Wallfahrtszeit 2022.

Hohes Pilgeraufkommen vor Corona

Zu ihr, der „Lieben Frau von Verne“, pilgern Jahr für Jahr die Menschen. 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie, wurden bis zu 15.000 Pilger gezählt, die die „Trösterin der Betrübten“ aufsuchten. Sie folgten der Prozession mit dem Gnadenbild zur Brünnekenkapelle, in dessen Mitte eine Quelle entspringt.

Mit Wilhard fing alles an

An dieser Stelle soll der Adelige Wilhard der Legende nach aus einem Rosenstrauch ein Stück Holz geschnitten haben, das ihn mit bei seiner gefahrvollen Unternehmung nach Palästina begleitete. 1171 zog er als Gefolgsmann von Kaiser Heinrich dem Löwen ins Heilige Land. Von dort brachte er eine Reliquie aus Buchsbaumholz zurück, in byzantinischer Seide verpackt. Als er zurückkehrte, habe er, so heißt es, in dem Rosenstrauch das Marienbild gefunden. Der Glaubensschatz zog Pilger an. Ein halbes Jahrhundert später, 1220, wurde ein Gnadenbild angefertigt, das die Reliquie einschließt. 

Brünnekenkapelle
Foto: Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

Auch wenn diese Geschichte eindeutig der Legendenbildung dient, ist Wilhards Abschied zu seiner „Reise“ ins Heilige Land – Wallfahrt, politische Reise oder Kreuzzug – das Datum, auf das sich das Jubiläum des Wallfahrtsortes bezieht. Verne sei mit einer Geschichte über mittlerweile 851 Jahre der Ort der „ältesten lebendigen Marienwallfahrt Deutschlands“, betont das Organisationsteam der Jubiläumsfeierlichkeiten. Es gebe andere, größere Wallfahrtsorte als Verne, aber keinen mit einer so weit zurückreichenden, durchgehenden Tradition. 

Organisatoren sind zuversichtlich

Wie viele Pilger in diesem Jahr kommen werden hängt auch vom Verlauf der Pandemie ab. Das Organisationsteam hat sich grundsätzlich auf hohe Besucherzahlen eingestellt. Rund um die Kirche St. Bartholomäus und an der Brünnekenkapelle sind die Vorbereitungen auf die Wallfahrtssaison unübersehbar. An der Hauptstraße entsteht ein überdachter Informations­stand, an der Kapelle wird der Weg teilweise gepflastert, sodass er auch von Rollstuhl- und Rollatorfahrern besser genutzt werden kann. 

Sie gehören zum Organisationsteam, das seit 2017 das Jubiläum plant: (vorne, v. l. Dennis Spenner und Orgateamsprecher Josef Isekenmeier, (hinten, v. l.) Heinz Bergschneider, Manfred Leutnant, Wallfahrtsseelsorger Pastor Werner Beule, Wilma Nolte und Marietheres Willam.
Foto: Karl-Martin Flüter

Wallfahrtsseelsorger Pastor Werner Beule hat trotz des großen Aufwandes für das „außergewöhnliche Ereignis“ von Anfang an keine Zweifel am Gelingen gehabt. „Ich habe gesehen, dass die Menschen das hier wollen und gerne machen“, sagt er. Beim 15-­köpfigen Organisationsteam handelt es sich größtenteils um wallfahrtserprobte Männer und Frauen. Fast alle sind schon vor 25 Jahren die Liebfrauentracht mitgegangen. Josef Isekenmeier erinnert sich noch genau an die Schulterpolster, die er damals benutzte, als er das Gnadenbild trug. Aber es fällt auch den Vernern schwer, junge Leute anzusprechen. „Das ist ein Spagat“, räumt Isekenmeier ein. Die traditionellen Formen der Wallfahrt sprechen die Jungen nicht mehr an. Das Musical „Wallfahrtslegende“, musikalisch geleitet von Petra Merschmann, soll diese Lücke zwischen den Generationen schließen. 

Dennoch hoffen alle Beteiligten auf ein großes, langes Glaubensfest. Man wolle möglichst viele Pilger erreichen, die am Gnadenbild der Maria Trost suchen, betont Josef Isekenmeier, gerade in den aktuellen schwierigen Zeiten „wollen wir unseren Glauben darstellen“.

Infos zum Programm

www.wallfahrt-­verne.de 
Kontakt Büro Pastoralverbund: 0 52 58/9 75 96 00; ­info@pastoralverbund-­salzkotten.de

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